Oberliga

Nach fünf Jahren: Reibes Reise im Torneum endet - Schwabe „der richtige“ Nachfolger!

12. Dezember 2022, 16:48 Uhr

Thorben Reibe wird den FC Union Tornesch im Sommer nach fünf gemeinsamen Jahren verlassen. Foto: KBS-Picture.de

Er kam, sah - und triumphierte: Als Thorben Reibe im Sommer 2018 den Trainerposten beim FC Union Tornesch in Angriff nahm, führte er den Verein auf Anhieb in die Hamburger Fußball-Beletage. Ein Erfolg, der keine Eintagsfliege war. Der krasse „Underdog“ behauptete sich seitdem Jahr für Jahr in der Oberliga. Vor einer jeweiligen Saison oft abgeschrieben und als Abstiegskandidat Nummer eins betitelt, straften die Unioner sämtliche Kritiker immer wieder aufs Neue Lügen. Auch in der aktuellen Spielzeit sieht es gut aus: Tornesch überwintert auf dem 13. Tabellenplatz - und verabschiedete sich mit einem 2:2 gegen den Tabellendritten vom Eimsbütteler TV in die Winterpause.

Im ersten Jahr feierte Reibe mit dem FCU den Oberliga-Aufstieg. Seitdem hält man sich als krasser "Underdog" im Oberhaus. Foto: KBS-Picture.de

Es sei „wichtig, dass man frühzeitig eine klare Linie fährt, um den Umbruch in Angriff zu nehmen“, betont Thorben Reibe - und verrät, dass er dem Torneum im Sommer nach fünf Jahren den Rücken kehren wird. Die überaus erfolgreiche Amtszeit des 40-Jährigen beim FCU geht damit nach der Winterpause auf die Zielgerade. „Im Großen und Ganzen ist es ja so, wie Tornesch auch von außen immer gesehen und beschrieben wird: Ein absolut eingeschworener Haufen - und irgendwie gehöre ich ja dazu. Mit vielen Jungs habe ich selbst noch in Pinneberg zusammengespielt“, blickt Reibe zurück.


Es besteht eine langjährige gemeinsame Vergangenheit als Spieler - und nun schon seit insgesamt sieben Jahren als Trainer. Zweieinhalb Saisons coachte Reibe diverse Spieler - wie zum Beispiel Norman Baese, Philipp Werning, Christian Kulicke, Fabian Knottnerus, Lennart Dora, Jan-Philipp Zimmermann oder auch Flemming Lüneburg - oder spielte mit ihnen Seite an Seite beim VfL Pinneberg. Seit nunmehr fünf Spielzeiten hat er die Jungs in Tornesch unter seinen Fittichen. Heißt: „Ich hänge schon zehn, elf Jahre mit diesen Jungs zusammen. Das zeigt natürlich auch, wie ‚alt‘ sie inzwischen sind.“

Eine Entscheidung mit Sogwirkung

Der krönende Abschluss seiner Amtszeit im Torneum wäre für Reibe und seine Mannschaft sicherlich der abermalige Klassenerhalt. Foto: KBS-Picture.de

Nicht nur dieser Umstand sorgte dafür, „dass die Ersten gesagt haben, dass sie diesen Oberliga-Aufwand, auch wenn wir diesen natürlich deutlich niedriger betreiben als andere Mannschaften, nicht mehr betreiben wollen“. Bedeutet: Viele Spieler haben für sich die Entscheidung getroffen, „entweder ganz aufzuhören oder noch kürzer zu treten. Und dadurch, dass es eben ein solch eingeschworener Haufen ist, haben auch ein paar andere Jungs gesagt, dass es für sie dann auch nicht mehr so optimal ist, ganz nach Tornesch zu fahren, wenn ihre Jungs da nicht mehr spielen“, erläutert Reibe die Entwicklungsgeschichte. „Da musste ich für mich entscheiden: Will ich diesen Neuaufbau vorantreiben? Oder sage ich, dass ich dafür nicht mehr der richtige Mann bin?“

"Eigentlich habe ich die Entscheidung schon vor einem Jahr getroffen"

Martin Schwabe, aktuell Trainer der "Zweiten", übernimmt im Sommer das Traineramt bei der Liga-Mannschaft der Unioner. Foto: KBS-Picture.de

Eine Frage, auf die Reibe eine klare Antwort fand: „Eigentlich habe ich diese Entscheidung schon vor einem Jahr getroffen, als ich ganz klar gesagt habe, dass Martin Schwabe, der im ersten Jahr mein Co-Trainer war, zurückkommen und unsere Zweite übernehmen muss, weil er irgendwann mein Nachfolger werden soll“, spricht er von einer „logischen Konsequenz“. Schwabe fungierte nicht nur unter Reibe als Co-Trainer und war an dem Tag, an dem die Unioner das historische Kunststück mit dem Oberliga-Aufstieg vollbrachten, als hauptamtlicher Chefcoach an der Seitenlinie, da Reibe im Urlaub weilte, sondern trainierte auch die einst so erfolgreiche A-Jugend-Regionalliga-Mannschaft des Vereins. Zuletzt war er als „Co“ von Michael Fischer beim SV Rugenbergen aktiv, ehe er vor der Saison die Geschicke bei der „Zweiten“ von Tornesch übernahm.

"Habe immer gesagt, dass er der richtige Nachfolger ist"

Im Sommer 2018 feierte Schwabe (re.) als interimsmäßiger Cheftrainer im Entscheidungsspiel gegen Lohbrügge den Aufstieg mit Tornesch. Foto: KBS-Picture.de

„Er hat eine gute Mannschaft aufgebaut mit vielen ehemaligen Spielern aus seiner A-Jugend.“ Auch in der Liga-Equipe sind inzwischen vier Jungs aktiv. Nicht nur das. Morris von Winckelmann, Patrice Meyer und Jari Maack haben sich zu absoluten Stammspielern und Leistungsträgern entwickelt. „Ich habe immer gesagt, dass er der richtige Nachfolger sein wird, habe aber schon noch gehofft, dass das zwei, drei Jahre länger gehen wird und wir noch ein bisschen zusammenbleiben werden“, gesteht Reibe. „Aber es war klar: Wenn der Umbruch kommt, muss er das machen! Allein schon deshalb, weil er ein gutes Netzwerk bei jüngeren Spielern hat. Und: Mit unseren Möglichkeiten Spieler ranzuholen, das geht nur über Beziehungen oder über junge, talentierte Spieler. Dafür ist er der Richtige!“

Wohlwissend, dass Schwabe eine echte Herkulesaufgabe ins Boot steht. Allerdings hofft Reibe, „dass er das hinbekommt, eine Truppe hinzustellen, die konkurrenzfähig ist. Dass das nicht einfach ist, weiß er selbst. Aber wenn das jemand schafft, dann Martin Schwabe!“ Lobende Worte für seinen Nachfolger. Aber noch ist Reibes Reise im Torneum ja noch nicht beendet. Dennoch blickt er schon jetzt stolz auf die vergangenen viereinhalb Jahre zurück: „Es war einfach eine geile Zeit!“

"Es hat ganz, ganz viel gepasst"

Vor seiner Rückkehr ins Torneum fungierte Martin Schwabe als Co-Trainer beim SV Rugenbergen. Foto: KBS-Picture.de

Und weiter: „Es ist ja selten so, dass man in Ruhe arbeiten kann. Teilweise vielleicht auch ein bisschen zu ruhig, so dass man sich auch in schlechten Phasen mal gewünscht hätte, dass einer dazwischen haut - nicht nur der Trainer. Aber im Grunde ist genau das ja so positiv. Man konnte in Ruhe arbeiten, hat eine überragende Anlage, viele super nette Leute und eine geile Mannschaft! Das war schon ganz, ganz viel, was gepasst und richtig großen Spaß gebracht hat.“

Und so macht Thorben Reibe abschließend auch keinen Hehl daraus, dass ihn der bevorstehende Abschied ein wenig wehmütig stimmt „und natürlich auch ein Stück weit traurig macht“. Aber: „Dieser Zeitpunkt war ja abzusehen. Von daher ist alles in Ordnung!"

Autor: Dennis Kormanjos