Nach Sternstunde – Rinckens erntet „Standing Ovations“!

Dank Dreierpacker – Kellerkind HEBC fiedelt Primus Sasel ab

06. März 2016, 15:25 Uhr

Vier Spiele absolvierte Janosch Rinckens für seinen Klub. Fünf Tore lautet die stattliche Ausbeute! Mit seinem Hattrick stürzte er den Primus aus Sasel fast im Alleingang. Foto: HEBC

„Wir fangen hier an, ein richtig gutes Auswärtsspiel zu machen – kontrollieren und dominieren den Ball, haben allein in den ersten zehn Minuten schon vier oder fünf Ecken, zwei, drei halbe Handelfmeter-Situationen und einen Pfostenschuss. Der Gegner hat keinen Zugriff bekommen – das sah bis dahin wirklich sehr, sehr gut aus“, war Sasels Erfolgscoach Danny Zankl mit den ersten Spielminuten seiner Schützlinge im Gastspiel beim HEBC vollauf einverstanden. Doch das Blatt wendete sich schnell. „Dann kassieren wir einen richtigen Nackenschlag, was immer mal passieren kann, um uns dann selber so ein Ding ins Rohr zu schießen. Das war der zweite Schlag in die Fresse und diesen haben wir nicht verkraftet – vor allem drei, vier Leistungsträger nicht.“

Plötzlich witterte der HEBC seine Chance und machte nahezu alles richtig. Insbesondere ein Akteur: Winter-Zugang Janosch Rinckens! Der Angreifer, der seine gesamte Laufbahn beim SC Ellerau verbrachte, erlebte eine wahrhaftige Sternstunde. Rinckens war von den Defensivleuten des TSV zu keiner Zeit in den Griff zu kriegen. Im Gegenteil: Lassen die Saseler ihre Gegner oftmals ganz alt aussehen, versetzte Rinckens die „Parkwegler“ in die Steinzeit zurück. Der 24-Jährige machte an jenem Vormittag am Reinmüller, was er wollte! Nachdem Kevin Göde das Abschlusspech erneut treu blieb und der Pfosten – nach Steddin-Vorlage – einer frühen Saseler Führung im Weg stand, setzte der Zwei-Meter-Hühne im unmittelbaren Gegenzug den ersten Stich, als sich der HEBC erstmals aus der massiven Umklammerung löste und ein langer Befreiungsschlag von Jonas Schwenke auf halblinks bei Rinckens landete. Dieser schüttelte Timo Adomat wie eine lästige Fliege ab, gewann das Sprintduell, scheiterte zwar im ersten Versuch noch an Jo Krohn, brachte aber den Abpraller im Gehäuse des Hammonia-Spitzenreiters unter (8.)!

„Vielleicht habe ich als Trainer die eine oder andere falsche Entscheidung getroffen“

Sasels Spielmacher Nico Zankl erwischte einen rabenschwarzen Tag. Foto: noveski.com

Der Gegentreffer saß tief – Sasel musste sich kurz sammeln, um dann nach einem unerklärlichen Aussetzer von Nico Zankl mit 0:2 ins Hintertreffen zu geraten: Der sonst so zuverlässige und geniale Spielmacher des TSV leistete sich einen haarsträubenden Querpass in der eigenen Hälfte, mitten in den Fuß von Rinckens, der noch ein paar Schritte mit der Kugel marschierte, um sie dann aus 15 Metern links unters Gebälk zu donnern (16.)! Was für ein Tor des „Blondschopfes“! Der Primus war geschockt und war von der Rolle. Vor allem das Prunkstück des Teams, die Mittelfeld-Zentrale, fiel durch eine Unzulänglichkeit nach der anderen auf. Beinahe hätte Kosta Kordistos vor der Pause nach einem Schwenke-Freistoß per Kopf sogar noch auf 3:0 für den Abstiegskandidaten erhöht (36.). Sasel-Coach Zankl übte nach der Partie leichte Selbstkritik: „Vielleicht habe ich heute als Trainer in der Pause die eine oder andere falsche Entscheidung getroffen habe“, so der 28-Jährige, der erklärend anfügte: „Ich habe zwei, drei Spielern, die in der ersten Halbzeit leistungsmäßig nicht da waren, uns aber schon so viele Punkte beschert haben, für den zweiten Durchgang das Vertrauen ausgesprochen. Das war eventuell ein Fehler, da es nach der Pause nur noch ein runter geplätschertes Spiel unsererseits war. Wahrscheinlich hätte ich sie besser schützen sollen, wenn man das so sagen kann. Denn scheinbar war es vom Kopf her für den einen oder anderen Spieler schon entschieden.“

Nico Behrends und Tom Bein kamen für Göde und Lohfeldt, sollten dem Spiel neuen Schwung und neue Impulse geben. Doch viel änderte sich zu Beginn von Abschnitt zwei nicht. Erneut vertändelte Zankl auf äußerst leichtfertige Art und Weise gegen Matthäus Kosik das Leder. Dessen tolles Anspiel setzte der alles überragende Rinckens von halbrechts nur hauchdünn über die Latte (54.). Auf der Gegenseite kam Sasel zu zwei, drei Halbchancen, ehe Tom Bein um ein Haar den Anschluss geschafft hätte. Das 14-Meter-Geschoss nach Büge-Zuspiel parierte HEBC-Fänger Tino Nennhaus jedoch in unfassbarer Manier! Der 26-Jährige – in der Hinrunde oft gescholten – war bereits auf dem Weg in sein linkes Toreck, um dann doch noch den Arm auszufahren, sich ganz lang zu machen und das Spielgerät mit einem bärenstarken Reflex aus dem rechten Eck zu kratzen (64.)! Anstatt eines möglichen Anschlusstreffers, beseitigten die Eimsbütteler kurz darauf alle Zweifel – und natürlich durch Janosch Rinckens. Diesmal wurde er vom gerade eingewechselten Maximilian Kopp auf halblinks in Szene gesetzt und überloppte Krohn mit seinem schwächeren linken Fuß zur Entscheidung – 3:0 (72.)! Nach einem verbalen Scharmützel an der Außenlinie verlor der Hammonia-Leader neben dem Spiel auch noch Yannik Reinke, der sich für eine abfällige Bemerkung den roten Karton einhandelte (78.)! Fünf Zeigerumdrehungen waren noch zu gehen, als sich die rund 200 Zuschauer am Reinmüller mit tosendem Applaus bemerkbar machten. Matchwinner Janosch Rinckens wurde mit „Standing Ovations“ verabschiedet – für ihn durfte Jan Geist noch einige Minuten mitmischen und den Abpfiff des Unparteiischen Philipp Steiner (GW Harburg) auf dem Grün erleben.

„Hätte sogar noch ein Tor mehr machen können“

Hielt die Führung mit einer Riesentat fest: HEBC-Keeper Tino Nennhaus. Foto: noveski.com

„Es hat uns natürlich in die Karten gespielt, dass Sasel zwei grobe Schnitzer drin hatte. Aber unsere Jungs haben von Anfang an gekämpft, volle Bereitschaft an den Tag gelegt und dann gehört auch ein bisschen das Spielglück dazu. Das hatten wir heute“, bilanzierte HEBC-Übungsleiter Marco Fagin und fügte an: „Es waren nur die ersten zehn Minuten, in denen ich ein wenig Sorgen hatte. Danach hatten wir es ganz gut im Griff und eigentlich auch die größeren sowie besseren Chancen. Heute hat einfach alles gepasst!“ Sein Gegenüber gab zu Protokoll: „Den frühen doppelten Schlag ins Gesicht haben wir schlichtweg nicht verkraftet. Dafür war der Gegner zu sehr auf Champions-League-Finale getrimmt, hochmotiviert und in den Aktionen heißer als wir. Das Spiel wurde in den ersten 16 Minuten entschieden. Und dann stehst du da als Trainer und siehst, wie du 50 Minuten lang keinen Zugriff bekommst. Wir hatten ja durchaus drei, vier Chancen, aber diese konnten wir nicht nutzen. Ich glaube, wenn wir das 1:2 machen, sind wir auch immer in der Lage, ein zweites Tor nachzulegen. Aber heute ist nicht viel für uns gelaufen!“ Nachdem Zankl auch davon sprach, dass er den einen oder anderen Spieler nach einer völlig indisponierten Vorstellung in den ersten 45 Minuten „vielleicht hätte schützen müssen“, relativierte er wenig später: „Es sind in unserem Spiel halt absolute Vollgranaten, die voll in meine Vorstellung von Fußball passen und sonst nahezu alles richtig machen. Da kommt so ein Fehler schon mal vor, das ist menschlich – aber er hat uns heute halt das Genick gebrochen“, ging der Trainer noch einmal auf den Fehlpass seines Bruders vor dem 0:2 ein.

Die letzten Zeilen gebühren allerdings dem „Man of the Match“. „Er macht aus vier Chancen drei Tore – und wie er die macht. Das ist einzigartig! So ein Spieler hat uns in der Hinrunde gefehlt, auch wenn man sagen muss, dass es momentan in der Offensive generell ganz gut passt“, lobte Fagin seinen neuen „Wunderstürmer“. Rinckens selbst gab sich ganz bescheiden: „Ich habe gute Vorlagen bekommen und hätte sogar noch ein Tor mehr machen können. Zurzeit läuft es ganz gut – auch wenn ich letzte Woche schon zwei Tore hätte machen können. Aber im Endeffekt bin ich einfach nur froh, dass wir den Tabellenführer so deutlich besiegt haben. Auch hinten standen wir bombensicher.“

Der komplette LIVE-Ticker zum Spiel mit allen Höhepunkten: