Oberliga-Abstiegsrunde

Nach Vorwürfen: Tanovic wehrt sich vehement

21. März 2022, 16:09 Uhr

Edin Tanovic (re.) setzt sich gegen die Vorwürfe seines Trainers zur Wehr. Foto: KBS-Picture.de

Nur ein geschossenes Tor in den letzten fünf Spielen und sage und schreibe zehn Niederlagen in Folge: Harmlos und punktlos kommt der Meiendorfer SV in den vergangenen Wochen daher. Negativer Höhepunkt: Das 0:6 am Freitag beim TuS Osdorf. Umso überraschender war die Aussage von Trainer Hakan Yavuz, der im Nachgang meinte: „Alles in allem nehmen wir mit, dass wir mit so einer geschlossen engagierten Leistung auf jeden Fall unsere Punkte holen werden gegen andere Mannschaften.“

Meiendorf-Coach Hakan Yavuz erklärte nach dem 0:6 in Osdorf, dass er "aus rein sportlichen Gründen" nicht auf Tanovic gebaut habe. Foto: KBS-Picture.de

Aber: Nicht nur das Ergebnis sorgte dafür, dass die Nerven an der B75 blank liegen. Nach dem Spiel kam es in der Kabine zu einer handfesten Auseinandersetzung. Und schon vor den 90 Minuten stand die Austragung der Partie in der Schwebe. Der Grund: Die Nicht-Berücksichtigung von Führungsspieler Edin Tanovic. „In den vergangenen Wochen konnte er – auch aufgrund von Trainingsdefiziten – nicht das abrufen, was er kann. Andere sind einfach an ihm vorbeigezogen, was das Training und die Fitness betreffen. Und es ist ja nichts fairer, als dass man die Jungs, die wochenlang ackern und auf ihre Chance warten, dafür auch belohnt“, begründete Yavuz seine Entscheidung. „Und das ist heute passiert. Nicht mehr und nicht weniger.“

„Es hatte rein sportliche Gründe“

Doch handelt es sich dabei wirklich um die wahren Gründe? Dass es zwischen Spieler und Trainer im Vorfeld wohl zu Reibereien gekommen sein soll, wollte Yavuz nicht bestätigen, sondern stellte klar: „Ich würde niemals Differenzen mit Spielern dazu führen lassen, dass ich diesen nicht aufstelle, weil ich damit der Mannschaft schaden würde. Sowas mache ich nicht. Es hatte aufgrund der Trainingseindrücke rein sportliche Gründe“, führte er aus.

„Das ging mir unter die Haut“

Tanovic sagt klipp und klar, dass die Behauptungen "erstunken und erlogen" seien. Foto: noveski.com

Harte Worte in der Öffentlichkeit gegen einen Spieler, der mit seinen 25 Jahren bereits eine Menge geleistet und eine eindrucksvolle Vita vorzuweisen hat. Mit herausragenden Leistungen beim TSV Sasel empfahl sich Tanovic einst für den FC St. Pauli II. In seiner ersten Saison bei den „Kiezkickerchen“ kam der Linksfuß zu 13 Regionalliga-Einsätze. Es folgten Stationen bei der TuS Dassendorf und bei Concordia Hamburg. Kein Wunder, dass dem 34-fachen A-Jugend-Bundesliga-Spieler von Holstein Kiel die Worte seines Trainers „unter die Haut gehen“, wie er uns sagt.

„Ich habe ganz offen meine Meinung gesagt“

„Wir wissen alle, dass es nichts mit der Leistung zu tun hat“, stellt Tanovic unmissverständlich klar. „Das ist alles erstunken und erlogen!“ Er wolle „weder einen Clinch anzetteln noch etwas dazu sagen, aber er ist sehr persönlich geworden“, kann er die Aussagen seines Coaches nicht einfach so stehen lassen. Obwohl er eigentlich „nicht an die Presse gehen will“, sehe er sich „durch die Aussagen dazu gezwungen“, erzählt er uns. „Herr Yavuz ist ein Mensch, der sich sehr schnell persönlich angegriffen fühlt, wenn man die Wahrheit sagt“, bestätigt uns Tanovic, dass es am Tag vor dem Osdorf-Spiel zu einer Auseinandersetzung kam, die ein Stück weit eskaliert sei. „Ich habe nur ganz offen meine Meinung gesagt. Daraufhin wurde er ausfallend und respektlos – nicht nur einmal.“

„Er hat mir oft gesagt, dass ich absoluter Leistungsträger für ihn bin“

Besonders hart für Tanovic, der sich trotz Verletzungsprobleme immer zur Verfügung gestellt hat. „Die ersten vier, fünf Wochen zu Saisonbeginn habe ich immer mit Schmerzmitteln gespielt.“ Nicht nur das. Kapitän Necati Agdan und er selbst nehmen so viele Dinge mehr auf sich, die nichts mit dem Sportlichen zu tun haben. „Wir haben Bälle und Stutzen besorgt. Necati kümmert sich sogar um Transfers und Physiotherapeuten“, berichtet Tanovic, der menschlich enttäuscht ist. „Der Trainer ist häufiger zu mir gekommen und hat mich nach meinem Rat gefragt, mir gesagt, dass ich absoluter Leistungsträger für ihn bin.“

„Mir hat er damit keinen Schaden zugefügt, aber der Mannschaft“

Eigentlich wollte er sich nicht öffentlich äußern, sieht sich aber dazu gezwungen, so Tanovic (re.). Foto: KBS-Picture.de

Doch nach dem Gespräch am Donnerstagabend fand sich „Dino“ am Freitag nicht in der Aufstellung wieder. „Wir haben an der Tafel gesehen, dass ich nicht spiele. Daraufhin sind einige Spieler wirklich ausgerastet und wollten nicht antreten.“ Tanovic habe sich dafür eingesetzt, dass seine Jungs auflaufen und das Spiel vonstattengehen kann. Dass seine Nichtberücksichtigung keine sportlichen Gründe haben kann, unterstreicht er damit, dass nach einer Verletzung von Ahmed Ak im ersten Durchgang die beiden mit ihm auf der Bank befindlichen Spieler zum Warmmachen geschickt wurden. Er selbst nicht. 


„Wir haben kein Wort miteinander gewechselt. Und es war mir, ehrlich gesagt, auch egal. Mich hat es einfach nur gestört, was er dann öffentlich dazu sagt. Mir hat er damit keinen Schaden zugefügt, aber der Mannschaft. Und da ist für mich eine Grenze erreicht“, so Tanovic abschließend.

Autor: Dennis Kormanjos