Oberliga

Nach wildem Ritt gegen Türkiye: AFC-Coach Bergmann will „die Zügel anziehen“

20. August 2022, 20:08 Uhr

Ein bezeichnendes Bild: So ganz zufrieden konnte beide Seiten nach Schlusspfiff mit dem 3:3-Unentschieden nicht sein. Foto: noveski.com

„Dann beschließe ich die Pressekonferenz und entlasse den Trainer!“ Worte, die durchaus doppeldeutig zu verstehen sind. Und obwohl der Altonaer Fussball-Club gegen den FC Türkiye erneut Federn lassen musste, da der Regionalliga-Absteiger in der Schlussminute den 3:3-Ausgleichstreffer schlucken musste (alle Highlights im LIVE-Ticker), sitzt Trainer Andreas Bergmann wohl noch fest im Sattel. Vielmehr entließ Pressesprecher Philipp Markhardt den Coach in den Feierabend und in einen privaten Termin.

Hasan Karaca (Mi.) und Michel Netzbandt (3. v. li.) bejubeln das zwischenzeitliche 2:0 des Türkiye-Torjägers. Foto: noveski.com

Wenige Augenblicke zuvor beantwortete Bergmann Fragen zum (mal wieder) sehr wechselhaften Auftritt seiner Elf. Vor allem die ersten 45 Minuten waren aus Sicht eines solchen „Schwergewichtes“ desolat und indiskutabel! Türkiye begann forsch und bestrafte die Fehler der 93er eiskalt. Zunächst durfte Hasan Karaca über halblinks ungehindert – vor allem Theo Behrmann trabte nur hinterher – gen Zentrum ziehen und ohne Bedrängnis aus 16 Metern links unten einschweißen (13.), ehe Türkiye-Torjäger Michel Netzbandt keine 240 Sekunden später einen schnellen Gegenangriff über Philip Pettersson und Victor Cadilhe Branco zum 2:0 für den Aufsteiger abschloss (17.). Dem vorausgegangen war ein haarsträubender Fehlpass im Spielaufbau von Martin Schauer.

Türkiye nicht sattelfest, AFC "krampft" sich zurück

Der Anschluss: Moritz Grosche (li.) befördert den Ball im Fallen ins lange Eck. Nur noch 1:2! Foto: noveski.com

Bei den „Bergmännern“ war keine wirkliche Struktur erkennbar. Immer wieder leistete man sich schier unglaubliche Fehler und wirkte defensiv komplett instabil. Allerdings profitierte man in der Folge davon, dass sich die Wilhelmsburger nach der frühen Zwei-Tore-Führung – entgegen der Ansage von Chefcoach Daniel Sager – ein Stück weit zurückzogen. So „krampfte“ sich Altona in die Partie – und kam zum Anschluss, weil auch die ohne den noch verletzten Shahin Taflan und den Rot-gesperrten Oguz Koras angetreten Gäste im Defensivverbund alles andere als stabil wirkten.

Mustafa Okur unterschätzte einen Ball, den Michael Gries mit dem Hinterkopf zu Moritz Grosche verlängerte. Dessen trockener Abschluss ins lange Eck ließ den AFC vor 703 Zuschauern wieder hoffen (32.). Und kurz darauf parierte Ex-Altona-Keeper Tobias Braun einen Kopfball von Fynn Rathjen stark (34.). Aber auch Türkiye blieb gefährlich, weil die Hausherren hinten reihenweise Slapstick-Aktionen produzierten. Vor allem Steffen Neelsen ließ sich ein ums andere Mal von Netzbandt düpieren.

Überraschender Hüttner-Höhepunkt

Prince Hüttner (Mi.) bejubelt sein Traumtor zur zwischenzeitlichen 3:2-Führung für den AFC. Foto: noveski.com

Zur zweiten Halbzeit reagierte Bergmann mit einem Dreifach-Wechsel und setzte damit ein deutliches Zeichen. Und seine Mannen schienen endlich verstanden zu haben, was Sache ist. Kevin Prinz von Anhalt nickte eine scharfe Grosche-Ecke unbedrängt zum Ausgleich ein (52.). Keine sechs Zeigerumdrehungen später sorgte Prince Hüttner für das fußballerische Highlight der Partie, als er einen Chip-Ball von Minou Tsimba-Eggers am rechten Strafraumeck mit dem ersten Kontakt gen Mitte befördern wollte, das Leder aber den Weg ins lange Toreck fand. Was für ein Tor (58.)! Braun konnte der Kugel nur hinterherschauen.

AFC vergibt Vorentscheidung - und bettelt

Nach dem 3:3 hatte Michel Netzbandt noch die Chance zum Sieg, scheiterte aber an Julian Barkmann (li.). Foto: noveski.com

Nun war Altona am Drücker. Aber sowohl der eingewechselte Piet Verbeck (67.) als auch von Anhalt (75.) verpassten es, für eine Vorentscheidung zu sorgen. Stattdessen machte man das, was Türkiye im ersten Durchgang tat: Den Gegner noch einmal stark machen und ins Spiel zurückholen. Man bettelte in der Schlussminute förmlich um den Ausgleich – und kassierte ihn dann auch, als Arlind Bedrolli ohne Gegenwehr über die linke Siete durchmarschieren und für Albin Bektesi durchstecken durfte. Dieser vollendete aus ganz spitzem Winkel an Julian Barkmann vorbei zum 3:3 ins Türkiye-Glück (90.). Und beinahe hätte Netzbandt das Geschehen noch einmal gänzlich auf den Kopf gestellt, als er nach Zuspiel von Bektesi plötzlich aus 15 Metern freie Schlussbahn hatte. Etwas zu unplatziert – und so konnte Barkmann den Einschlag verhindern (90. +2).

Obwohl die Sager-Schützlinge in der Schlussminute zum Ausgleich kamen, musste man schon fast zwei verlorenen Punkten hinterhertrauern. Gleiches galt aber auch für den AFC. Was die beiden Trainer zu sagen hatten – hier gibt’s die PK im Video:


Autor: Dennis Kormanjos

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