Landesliga Hansa

Nächster VfL-Wegfall: Auch Labiadh kündigt seinen Abschied an

04. April 2020, 10:36 Uhr

Seine Jubelpose wird Mohamed Labiadh (Mi.) in der kommenden Saison nicht mehr für den VfL Lohbrügge zum Besten geben. Im Interview bestätigt er uns seinen Abschied. Foto: Bode

Vereine und Spieler versüßen uns die kaum mehr auszuhaltende fußballlose Zeit mit allerhand „Stoff“. Hier ein Trainerwechsel, da ein Abgang – und was es nicht sonst noch so alles gibt und gab in den vergangenen Tagen und Wochen. Ein Themengebiet: Der VfL Lohbrügge. Eigentlich müsste bei den unangefochtenen und mit sage und schreibe 19 Punkten Vorsprung auf den Tabellenzweiten an der Spitze thronenden „Binner-Boys“ alles in bester Ordnung sein. Aber auch nur eigentlich. Erst kündigte Danijel Suntic seinen Abschied zum Saisonende an. Dann ließ auch Onur Saglam durchblicken, dass er noch „nichts Verbindliches“ über seine Zukunft sagen könne. Und wie sieht es beim zweitbesten Torschützen des VfL, Mohamed Labiadh, aus?

FussiFreunde: „Mo“, wie kommst du mit der aktuellen Situation klar – und wie hält man sich derzeit fit?

Mit zwölf Treffern ist Labiadh nach Pascal Bäker (25) der zweitbeste Torschütze des VfL. Foto: Bode

Labiadh: „Es ist schon eine sehr merkwürdige Lage. Man passt auf, wenn man rausgeht, gibt sich nicht die Hand, wäscht sich diese trotzdem noch häufiger als sonst – und achtet auf seine Mitmenschen. Ich halte mich in dieser schwierigen Zeit vor allem mit ‚Stabi‘-Übungen fit, gehe auch Laufen und hoffe, dass diese Zeit bald zu Ende geht. Aber in diesen Zeiten können wir uns alle darüber freuen und wissen es auch noch mehr zu schätzen, dass wir in Deutschland leben mit einem so guten Gesundheitssystem. Man sieht ja, was in anderen Ländern alles passiert. Deswegen weiß man es viel mehr zu schätzen.“

Was bedeutet die Pause für den Futsal, wo du ja seit Jahren auch sehr erfolgreich aktiv bist?

Vor seiner Zeit am Binnenfeldredder kickte Labiadh unter anderem bei den Hamburger Traditionsvereinen Victoria, BU und Cordi. Foto: Bode

Labiadh: „Natürlich hoffen wir auch da, dass es so schnell wie möglich weitergeht – und wenn es so sein sollte, auch ohne Zuschauer. Es stehen noch Entscheidungen an, wer Deutscher Meister wird und in der nächsten Saison international spielen wird. Ich denke, die Futsal-Champions-League wird definitiv stattfinden – und da wäre es schön, wenn es einen Deutschen Vertreter geben würde.“

Kommen wir mal zum fußballerischen Teil: Danijel Suntic hat bereits seinen Abschied zum Saisonende vom VfL Lohbrügge angekündigt. Auch bei Onur Saglam klang zwischen den Zeilen durch, dass er sich mit anderen Vereinen beschäftigt. Wie sieht es bei dir aus?

Labiadh: „Es ist schade mit ‚Sunti‘ und Onur – mal sehen, wie es da weitergeht. Aber ich beschäftige mich damit jetzt eigentlich nicht so sehr, sondern möchte die Saison so gut wie möglich beenden – und hoffe natürlich, dass es zeitnah weitergeht. Was nach der Saison passiert, da lasse ich mich dann überraschen, bewahre die Geduld und gucke, wie sich das Ganze entwickelt. Aber: Ich werde den Verein verlassen!“

Welche Gründe haben bei dir zu der Entscheidung geführt?

Labiadh: „Die Rahmenbedingungen in der nächsten Saison werden nicht denen aus dieser Saison entsprechen. Das wurde mir so mitgeteilt.“

Damit bist du der nächste wichtige Spieler, der auch schon höherklassig Erfahrungen gesammelt hat, der dem VfL wegbricht. Droht dem Verein in deinen Augen ein kompletter Zerfall?

Für die Hamburg Panthers, jetzt HSV-Panthers, ist Labiadh (li.) seit acht Jahren im Futsal erfolgreich. Foto: KBS-Picture.de

Labiadh: „Ich glaube nicht, dass der VfL auseinanderfallen wird – das kann ich mir nicht vorstellen. Aber sie werden einen anderen Weg gehen müssen. Sollten die Rahmenbedingungen nicht passen, denke ich, dass es in der Oberliga sehr schwer wird. Wenn man den Weg nur mit jungen Spielern geht und versucht, so in der Oberliga zu bestehen, kann ich mir vorstellen, dass es auf jeden Fall gegen den Abstieg geht – was als Aufsteiger ja grundsätzlich auch normal ist. Aber das ist alles Zukunftsmusik und noch ist man ja auch nicht aufgestiegen. Aber sollte das gelingen und der Weg dann zurück in die Landesliga führen, denke ich, dass das für den Verein auch nicht so schlimm wäre. Wichtig ist, eine gewisse Konstante über mehrere Jahre zu sein. Deshalb glaube ich nicht, dass der VfL als Verein zerfallen wird.“

Durch den Abschied von Mato Mitrovic ist dem Verein nicht nur ein Sportlicher Leiter, sondern auch ein Sponsor abhandengekommen. Wie schwer wiegt sein Verlust in deinen Augen?

In seinen Anfängen war Labiadh (re.) unter anderem beim VfB Lübeck und VfL Bochum II aktiv, später dann schaffte er es bei AS Gabes und dem FC Lahti zum Profi. Foto: Bode

Labiadh: „Matos Abgang ist ein riesen Verlust. Er hat ja die Mannschaft zusammengestellt. Ich weiß nicht, ob es nochmal diese Konstellation gibt, dass jemand einen solch starken Kader in der Landesliga zusammenstellt. Er hat nicht nur in dieser Saison, sondern in den letzten Jahren sehr viel gemacht. Es wird schwer, diese Lücke zu füllen und einzunehmen – auch was das Finanzielle angeht. Aber vielleicht geht man da als Verein künftig einen ganz anderen Weg. Da muss man abwarten und schauen, wie sich das entwickelt. Ich selbst kann da nur spekulieren.“

Wenn du auf die bisherige Saison mit Lohbrügge zurückblickst: Was war für dich das positive und was das negative „Highlight“?

Labiadh: „Es gab nicht ein positives Highlight, sondern mehrere: Und zwar, dass wir nahezu alle Spiele gewonnen haben. Sportlich gesehen war das sehr positiv. Auch auf dem Feld verstehen wir uns sehr gut. Viele kennen sich privat sehr gut – das macht es umso schöner, dass man das gemeinsam auf dem Platz mit Siegen feiern kann.
Der negativste Aspekt war eigentlich das allererste Spiel, als wir unsere einzige Niederlage in der Liga kassiert haben – und natürlich das Ausscheiden im Pokal, wo ich leider nicht dabei war.“

Nun hast du in den letzten Jahren einige Vereine hinter dir. Woran liegt es aus deiner Sicht, dass du nirgends so richtig „heimisch“ geworden bist?

Wo Labiadh (re.) künftig auf Torejagd gehen wird, will er in Ruhe auf sich zukommen lassen. Foto: Bode

Labiadh: „Ich weiß nicht, ob es da eine bestimmte Regel gibt – oder ob man sagt: Ab zehn Jahren ist man bei einem Verein heimisch geworden. Ich spiele seit Jahren bei den Panthers Futal, war drei Jahre lang bei BU, was an sich schon eine gewisse Zeit im Fußball ist. Auch in Lübeck oder Bochum war ich länger als nur eine Saison. Ja, bei Cordi und jetzt Lohbrügge habe ich nur ein Jahr verbracht. Dem muss ich zustimmen. Aber das ist auch dem geschuldet, wie die Rahmenbedingungen in dem jeweiligen Verein sind. Man will nun mal so erfolgreich wie möglich und mit den besten Spielern, die man gerne bei sich hätte, spielen. Das passt nun mal meistens nicht so. Und so ergibt sich das, dass man den Verein verlässt. Zumal auch Futsal für mich eine riesen Komponente spielt. Viele Vereine stellen sich da immer noch quer. Und so kommt es dann zu dem einen oder anderen Wechsel.“

Abschließende Frage: Wie und wo siehst du deine Zukunft – und wie siehst du die Perspektive des VfL Lohbrügge?

Labiadh: „Ich selbst sehe mich bei einem leistungsbezogenen Team, das geordnete Strukturen hat, regelmäßig trainiert, einen qualitativ hochwertigen Kader hat – und mir natürlich das Futsal spielen erlaubt. Für den VfL wird man sehen, wie sich das entwickelt. Den Aufstieg lassen wir uns nicht mehr nehmen, sollte weiter gespielt werden. Und ich denke, dass der Verein jedenfalls finanziell gesund aufgestellt sein wird.“

Autor: Dennis Kormanjos