Oberliga

Nitsch: „Ich möchte meine eigenen Fußstapfen setzen“

07. August 2021, 17:40 Uhr

Jung und ambitioniert: Palomas neuer Chefcoach Marius Nitsch versprüht gute Laune. Foto: Christoph Hellwig/USC Paloma

Er ist jung, ambitioniert, hungrig – und in der Oberliga angekommen: Nach überaus erfolgreicher Arbeit bei der U23 des USC Paloma hat Marius Nitsch die Liga-Mannschaft der „Tauben“ übernommen. An der Brucknerstraße tritt er in die Fußstapfen von Steffen Harms, der seinen Posten aus eigenen Stücken geräumt hat. Wir haben vor dem Pokalspiel beim HEBC (Sonntag, 10:45 Uhr, bei uns im LIVE-Ticker) mit dem äußerst sympathischen Nitsch über die ersten Eindrücke, seinen Vorgänger sowie Ziele und Ambitionen mit den Uhlenhorstern gesprochen…

FussiFreunde: Marius, nun bist du schon einige Wochen in neuer Funktion dabei, aber beim gleichen Verein. Wie sind deine ersten Eindrücke?

Akribisch richtet Nitsch den Blick auf das Geschehen auf dem Platz. Foto: Christoph Hellwig/USC Paloma

Marius Nitsch: „Die ersten Eindrücke sind mega positiv! Die Mannschaft hat mir den Einstieg aber auch sehr leicht gemacht. Ich kannte viele Spieler schon aus meiner Zeit bei der U23. Jassin Zabihi und Soleiman Kazizada habe ich bereits in der Jugend bei Cordi trainiert. Die Jungs wissen, wie ich ticke. Von daher war der ganze Kennenlernprozess nicht wirklich lang und hat auch keinerlei Probleme bereitet. Was für mich ebenfalls sehr positiv ist, dass viele aus der Truppe dabeigeblieben sind und wir keine große Fluktuation hatten. Von daher sind wir ziemlich eingespielt und ich kann auf der guten Arbeit von Steffen Harms aufbauen. Wir konnten schon recht schnell in Details reingehen. Auch die ersten Testspiele waren sehr positiv, machen Lust auf mehr und auf den Saisonstart. Ich bin mega happy, das ganze Drumherum macht Spaß und Freude – und auch die Jungs ziehen super mit.“

Wie folgerichtig war denn jetzt auch für dich ganz persönlich der Sprung, um den nächsten Schritt als Trainer zu gehen?

Nitsch: „Sicherlich strebt man als junger Trainer auch persönlich immer nach mehr, möchte eine neue Herausforderung haben und sich auch weiterentwickeln. Nach den Jahren in der U23 ist dann sicherlich auch irgendwann ein Punkt erreicht, wo man in der persönlichen Entwicklung stagniert. Ich habe ja auch meine A-Lizenz gemacht, um mich auf gutem Niveau messen und behaupten zu können. Deswegen war es ein sehr guter Zeitpunkt, aber es war nicht so, dass ich darauf gedrängt habe. Ich wusste, dass meine Chance kommt und war demütig.“

Du hast die gute Arbeit von Steffen Harms bereits angesprochen. Wie groß sind denn die Fußstapfen, in die du nun trittst?

In der ersten Pokalrunde feierte Nitsch mit seinen "Tauben" einen 13:0-Kantersieg bei Croatia Hamburg. Foto: Christoph Hellwig/USC Paloma

Nitsch: „Steffen hat eine super Arbeit gemacht, die Mannschaft wieder in die Oberliga geführt und ist mit dem Team im letzten Jahr super in die Saison gestartet. Natürlich ist es klasse, wenn man solch eine Vorarbeit und solch eine Mannschaft übernehmen kann. Nichtsdestotrotz möchte ich natürlich meine eigenen Fußstapfen setzen und mich nicht mit Steffen vergleichen. Jeder Trainer macht gewisse Dinge anders. Mein Spiel gegen den Ball ist vielleicht noch einen Tick intensiver, wenn ich das so sagen kann. Dafür sind bei Steffen andere Sachen mehr im Fokus. So hat jeder Trainer seine eigene Philosophie. Wir werden sicherlich Dinge anders machen, die wir auch im Trainingslager rausgearbeitet haben. Aber es ist ganz klar, dass hier eine super Vorarbeit geleistet wurde. Es macht richtig Spaß, die Jungs sind auf dem Platz top, sehr wissbegierig, charakterlich super und nehmen viel auf. Ich kann da wirklich nur ein Kompliment aussprechen.“

Du hast es bereits angerissen. Inwiefern unterscheidet sich denn deine Arbeit und deine Philosophie von deinem Vorgänger am meisten?

Mit dem USC möchte Nitsch "mutigen und offensiv-gepflegten Fußball spielen", wie er sagt

Nitsch: „Um da ganz konkrete Vergleiche zu ziehen, hätte ich vorher noch mehr in die ganzen Prozesse involviert sein müssen. Aber ich war nicht bei den Ansprachen dabei und eben nicht in allem so drin, da ich ja auch meine eigene Mannschaft hatte. Von daher wäre das fahrlässig und vermessen, wenn ich da irgendetwas vergleichen würde. Ich kann nur für mich sprechen, wie ich gewisse Sachen angehe, wie ich die Jungs gesehen und beobachtet habe, und wie ich die Dinge aus der Vergangenheit kenne. Und ich kann sagen: Die Jungs haben einfach Lust, auch in dieser Oberliga-Staffel, einen offensiv-gepflegten und mutigen Fußball zu spielen, so dass wir uns hier an der Brucknerstraße am Sonntagvormittag um 10:45 Uhr vor keinem Gegner verstecken müssen. Wir wollen richtig agilen und forschen Fußball spielen. Ich würde mich einfach freuen, wenn man nach einer gewissen Zeit in der Saison sieht, dass sich die Mannschaft stetig weiterentwickelt.“

Apropos Staffel: Wie ist denn deine Meinung dazu? Bei euch sind ja einige Groß-Kaliber drin…

Nitsch: „Es ist schon die attraktivere Staffel, um es mal vorsichtig auszudrücken (lacht). Das ist aber keineswegs despektierlich gemeint. Denn in der Parallel-Staffel hätten uns auch Spiele bevorgestanden, die eine ganz andere Herausforderung mit sich gebracht hätten. Von daher ist es für uns wirklich attraktiv, es zieht viele Zuschauer an – und es sind auch Gegner, mit denen wir uns messen wollen. Von daher hätte ich es ansonsten auch schade gefunden, wenn wir Spiele gegen Mannschaften wie Cordi oder Dassendorf hätten missen müssen. Die Jungs haben für sich ja auch den sportlichen Ehrgeiz, sich mit den Top-Mannschaften zu messen. Wir lamentieren nicht und müssen es, wenn wir erfolgreich sein wollen, eh so hinnehmen, wie es ist.“

Abschließend etwas zu eurer Zielsetzung. Geht man damit auch nach außen hin offen um, den Sprung in die Meisterrunde schaffen zu wollen?

Das Ziel ist klar: Nitsch möchte mit dem USC Paloma - trotz der großen Konkurrenz - in die Meisterrunde vordringen. Foto: Christoph Hellwig/USC Paloma

Nitsch: „Es gibt nun mal nur ‚Hopp oder Top‘ – sprich: Meister- oder Abstiegsrunde. Da kann man sich nicht hinstellen und sagen, dass das Ziel ist, in die Abstiegsrunde zu kommen. Da wäre die Motivation ja gleich gen null. Von daher ist es schon unser Ziel, dort oben mit reinzurutschen. Das bedeutet nicht, dass man Erster wird. Sicherlich ist aber auch übergeordnet unser Ziel, uns noch konstanter zu zeigen und zu etablieren. Wir wollen uns in unseren Leistungen festigen, nicht so viele Schwankungen drin haben und die Meisterrunde anvisieren. Sollte es knapp nicht langen, wäre das Ziel natürlich, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. Aber dafür finde ich unsere Qualität aktuell zu gut.“

Autor: Dennis Kormanjos