Landesliga Hansa

„Noch ist nichts unterschrieben“ – aber Tornieporth hat mit dem LSK bereits „ein Fernziel“ im Blick!

03. Mai 2023, 15:46 Uhr

Dennis Tornieporth wird den Düneberger SV nach sieben unglaublich erfolgreichen Jahren verlassen und beim Lüneburger SK Hansa anheuern. Foto: Bode

Er begann das Fußballspielen beim Düneberger SV und hing seine Stiefel am Silberberg an den berühm-berüchtigten Nagel, um bei „seinem“ Verein die ersten Gehversuche als Cheftrainer zu machen. Seit nunmehr sieben Jahren ist Dennis Tornieporth beim DSV tätig – und hat eine einzigartige und außergewöhnliche Erfolgsstory geschrieben und hingelegt! „Tornie“ führte den kleinen und beschaulichen Club aus den Niederungen der Kreisliga in die Landesliga-Spitze. Ein Spieltag steht noch aus – und Düneberg hat trotz des vermeintlichen „Überteams“ ETSV Hamburg noch immer alle Chancen auf die Meisterschaft.

Seinen "Jugend- und Herzensverein" aus Düneberg hat Tornieporth im Sommer 2016 übernommen und aus der Kreisliga bis in die absolute Landesliga-Spitze geführt. Foto: Bode

„Ich glaube, was wir da in den letzten siebeneinhalb Jahren aufgebaut haben, das kann man gar nicht genug hervorheben“, blickt Dennis Tornieporth auf die Anfänge zurück. „Ich habe Düneberg übernommen, da hatten wir weniger als 20 Klein-Sponsoren. Jetzt haben wir ein großes Sponsoren-Pool.“ Viele kamen über oder hingen an Tornieporths Namen. „Wir haben so ein gutes Fundament geschaffen, dass man jetzt wirklich von der Oberliga träumen darf.“ Eine Errungenschaft, die, wie Tornieporth schon sagte, gar nicht hoch genug zu würdigen oder einzuschätzen ist. Als der heute 40-Jährige mit seiner Arbeit am Silberberg loslegte, übernahm er das, was Düneberg zu diesem Zeitpunkt war: Ein klassischer Kreisligist.

"Hätte denjenigen vermutlich eingewiesen"

„Dass wir jetzt so konstant unsere Leistung abrufen und uns so kontinuierlich gesteigert haben, damit hat und konnte am Anfang keiner rechnen. Das ist auch unserer Arbeit zu verdanken“, sieht sich der Ex-Profi als Teil des großen Puzzles – und betont: „Hätte uns vor der Saison jemand gesagt, dass wir zu diesem Zeitpunkt der Saison mit 71 Punkten direkt und so knapp hinter dem ETSV stehen und vor dem letzten Spieltag noch die Chance haben werden, die zu überholen, hätte ich denjenigen vermutlich eingewiesen. Wenn man mal die Kader vergleicht, ist es der absolute Wahnsinn, dass der ETSV noch ‚Angst‘ vor uns haben muss. Das ist Tatsache! Nur, weil der ETSV so eine überragende Saison spielt, kommen wir nicht daran vorbei, was auch völlig legitim ist, weil der ETSV auf Platz eins stehen muss. Wir wollen diese Saison jetzt einfach krönen! Dass haben wir uns alle verdient. Denn wir haben da allesamt so tolle Arbeit geleistet – und das Woche für Woche. Deshalb wollen wir alles dafür tun, dass wir sportlich die Ziele erreichen, die wir uns gesteckt haben.“

"Die Landesliga ist von den Rahmenbedingungen das Maximum"

Die Entscheidung, den DSV zu verlassen, sei ihm enorm schwergefallen und habe zu schlaflosen Nächten geführt, so Tornieporth. Foto: Bode

Sollte es mit der Meisterschaft nicht klappen, würde auch im Falle des Vize-Titels noch alles möglich sein – zumindest über den Umweg der Aufstiegs-Relegation. Wenn der Hamburger Regionalliga-Aspirant – der Eimsbütteler TV oder Altona 93 – die Aufstiegsrunde erfolgreich bestreitet und ein weiterer Platz in der Oberliga frei werden würde, wären beide Landesliga-Vize-Meister sogar direkt aufgestiegen. „Ich glaube, dass es für Düneberg in der Oberliga sehr schwer werden könnte“, gibt Tornieporth unumwunden zu – und weiß um die Gefahren: „Das Geld wächst nun mal nicht auf Bäumen“, sieht er „die Landesliga von den Rahmenbedingungen als Maximum für Düneberg“ an.

Er war nicht nur Trainer und Sprachrohr, sondern auch „Mädchen für alles“. Er musste stets ein offenes Ohr für die Bedürfnisse der Spieler haben, hat Sponsoren akquiriert, Vertragsgespräche geführt, Trainingslager organisiert, höherklassig erfahrene Akteure rangeholt – und sich um so viele Dinge mehr gekümmert, für die man als Chefcoach eigentlich ein Umfeld hat. Er hat dem Fußball und dem Erfolg alles untergeordnet – für seinen Düneberger SV. Und obwohl die Krönung seiner Arbeit kurz bevorsteht, zieht „Tornie“ nach sieben äußerst intensiven, überaus erfolgreichen und immens emotionalen sowie schweißtreibenden Jahren am Saisonende weiter. Der gebürtige Lübecker wird neuer Übungsleiter beim Regionalliga-Absteiger Lüneburger SK Hansa!

"Das wäre unehrlich gewesen"

Noch sei nichts final unterschrieben, scheint aber nur noch eine Formsache zu sein: Beim LSK reizt Tornieporth die Chance auf einen Neuaufbau und die ambitionierten Ziele. Foto: Bode

Etwas voreilig ließ sein jetziger Club die Katze aus dem Sack. Voreilig deshalb, weil Tornieporth auf Nachfrage erklärt: „In Lüneburg ist noch nichts unterschrieben. Von daher ist es noch nicht zu 100 Prozent spruchreif. Aber Fakt ist, dass ich von Lüneburg eine Anfrage habe und es auch gerne machen würde“, freut er sich über die „große Wertschätzung, Chance und Möglichkeit“, die ihm sein ehemaliger Verein, für den er einst selbst aktiv war, bietet. „Natürlich weiß ich, dass das nicht der beste Zeitpunkt ist. Aber ich glaube, es wäre noch unglücklicher gewesen, wenn ich das nach dem letzten Spiel gesagt hätte. Denn das wäre unehrlich gewesen. Deswegen wollte ich, sobald ich es weiß, Klarheit schaffen“, hat er stets mit offenen Karten gespielt.

"War als kleiner Junge mit meinem Papa zugucken"

Für Tornieporth ist es nach sieben Jahren in Düneberg der erste Vereinswechsel als Trainer - erneut geht es zu einem Club, mit dem ihm eine Historie verbindet. Foto: Bode

„Natürlich ist Düneberg mein Jugend- und Herzensverein. Dass mir die Entscheidung nicht leichtgefallen ist, dass kann sich jeder normal denkende Mensch mit Fußballverstand denken“, gesteht er, dass auch „schlaflose Nächte“ dabei waren. Dennoch sei jetzt „für mich persönlich der Zeitpunkt gekommen – unabhängig von der Liga“, womit der einstige St. Pauli-Profi darauf anspricht, dass sich der LSK noch mitten im Abstiegskampf der Oberliga Niedersachsen befindet. Dem letztjährigen Regionalligisten droht der Super-GAU. Aber der künftige Cheftrainer sieht die Chance auf „ein langfristiges Projekt mit einem Neuaufbau“.

Trotz diverser Angebote – auch von höherklassigen Vereinen – hat Tornieporth seinem DSV in den letzten Monaten und Jahren stets die Treue gehalten. „Da waren auch viele äußerst lukrative Anfragen dabei. Besonders in den letzten Monaten“, verrät er. „Ich habe alles immer dankend abgelehnt. Aber der Lüneburger SK war für mich einfach eine ganz andere Hausnummer – als ehemaliger Spieler des Vereins. Ich war als kleiner Junge mit meinem Papa dort zugucken und bin dem LSK, genauso wie Düneberg, sehr verbunden. Als die Anfrage kam, hat das für mich alles Sinn gemacht und ist einfach der nächste Schritt“, blickt er seinem ersten Vereinswechsel als Trainer voller Vorfreude entgegen. „Aber erstmal möchte ich mit Düneberg die Ziele erreichen!“

"Möchte wieder eine positive Grundstimmung entfachen"

Er sei "stolz, so einen Verein trainieren zu dürfen", sagt Tornieporth über den LSK, wo er schon als kleiner Junge mit seinem Papa auf der Tribüne saß und einst selbst aktiv war. Foto: Bode

„Natürlich“, macht „Tornie“ auch keinen Hehl daraus, „hätte ich die Oberliga, wenn es denn so kommen sollte, gerne mitgenommen“, aber auf der anderen Seite überwiegt auch der „Stolz, so einen Verein trainieren zu dürfen. Das ist für mich eine Riesenchance!“ Er sei dafür auserkoren worden, einen kompletten Neuaufbau zu starten und den „negativen Flow“ der letzten ein, zwei Jahre zu brechen. „Der Neuaufbau ist gar nicht auf neue Spieler bezogen, denn ich möchte schon mit dem Großteil der Mannschaft zusammenarbeiten. Aber ich möchte die Jungs einfach wieder in eine positive Grundstimmung versetzen und erfolgreichen Fußball spielen. Ich glaube, dass ich das auch schaffen werde.“ Dass er das kann, hat er in Düneberg nachhaltig unter Beweis gestellt.

Über kurz oder lang soll der Weg des LSK auch wieder „in positive Sphären führen“. Oder anders gesagt: „Dorthin, wo der Verein hingehört und eigentlich auch sein müsste. Ich werde mit voller Leidenschaft und voller Kraft vorausgehen“, will der in der kommenden Spielzeit mit dem LSK „für Furore sorgen“. Sollte es in der Landesliga sein, „dann nehmen wir einen Anlauf und kommen noch stärker zurück“, gilt seine Zusage ligaunabhängig und sei langfristig angelegt. Denn das Ziel ist klar: Die Regionalliga. „Das ist das Fernziel, ohne eine zeitliche Vorgabe. Ich gehe nicht zu einem Verein, um am Ende um die ‚Goldene Ananas‘ zu spielen, sondern stecke mir die höchstmöglichsten Ziele. Dafür werde ich kämpfen. Aber erstmal geht es darum, dass wir sportlich wieder Konstanz reinkriegen und spielerisch das eine oder andere Ausrufezeichen setzen.“

"Jetzt ist der Verein am Zug, die richtigen Signale zu senden"

In Düneberg wird Tornieporth (li.) große Fußstapfen hinterlassen, die es nun zu füllen gilt. Mit dem LSK soll es über kurz oder lang wieder in die Regionalliga gehen. Foto: Bode

Und wie geht es nach Tornieporths Abgang in Düneberg weiter? „Natürlich mache ich mir Gedanken darüber“, entgegnet der einstige Freistoß-Spezialist auf Nachfrage. „Aber ich kann für mich sagen, dass ich mir absolut nichts vorzuwerfen habe. Ich habe immer alles für den Erfolg getan. Jetzt ist der Verein gefordert und am Zug, die richtigen Signale an die Mannschaft zu senden.“ Stellt sich natürlich die Frage: Warum erst jetzt? Wieso hat man nicht schon längst für klare Verhältnisse gesorgt und auch die Leistungsträger von einem weiteren Engagement überzeugt – unabhängig davon, in welcher Liga der DSV in der neuen Saison um Punkte kämpfen wird?

Fakt ist, dass die Mehrzahl an Spielern nur für und wegen Tornieporth zum Hansa-Landesligisten gewechselt sind. Kaum verwunderlich wäre es also, wenn einige Spieler ihrem Trainer nun folgen würden. „Da bin ich offen“, erwidert Tornieporth – und meint abschließend: „Wenn mit den Jungs bis heute nicht gesprochen worden ist, kann man es ihnen nicht verübeln, wenn sie einen anderen Weg gehen wollen.“ So, wie Dennis Tornieporth, der mit seiner positiv-verrückten und sympathischen Art auch dem Lüneburger SK Hansa zu neuen Höhenflügen verhelfen wird…

Autor: Dennis Kormanjos