Oberliga

Nur Corona kann ihn noch stoppen: Wachter erhält das ärztliche Go!

16. November 2020, 15:41 Uhr

Jeremy Wachter hat das ärztliche Go erhalten und könnte nach seiner Schambeinentzündung wieder ins Geschehen eingreifen. Foto: KBS-Picture.de

Es war eines der großen Aufreger-Themen in diesem Sommer: Der bereits als perfekt vermeldete und dann doch geplatzte Wechsel von Osdorf-Torjäger Jeremy Wachter zu Altona 93. Da die „Torversicherung“ der „Blomkampler“ eine Schambeinentzündung plagte und der AFC – erst im Nachhinein darauf aufmerksam wurde – eine ärztliche Untersuchung anordnete, bei der die Diagnose gestellt wurde, dass Wachter bis mindestens Ende März des kommenden Jahres keinen Fußball mehr spielen könne, zog der 27-Jährige seine Zusage wieder zurück und blieb dem TuS treu. Und nun ging alles doch viel schneller als gedacht. Denn: Bereits gegen Union Tornesch stand „Jerry“ wieder im Kader der Obloch-Elf – nachdem er zuvor das ärztliche Go erhalten hat. Wir haben mit ihm über das Sommer-Wirrwarr und seine Comeback-Pläne gesprochen…

FussiFreunde: Du hast ein turbulentes Jahr hinter dir: Torschützenkönig in der Oberliga, verkündeter und dann doch geplatzter Wechsel zu Altona, der Verbleib bei „deinem“ TuS Osdorf – und nun das „Go“ vom Arzt nach der Schambeinentzündung. Wie blickst du auf die letzten Wochen zurück?

In den vergangenen Jahren hat Wachter die gegnerischen Tornetze reihenweise zum Glühen gebracht. Foto: KBS-Picture.de

Jeremy Wachter: „Jeder Fußballer freut sich doch, wenn er unverletzt und schmerzfrei spielen kann. So war es in dem Fall natürlich auch bei mir. Nach dem Go vom Arzt habe ich direkt wieder angefangen – und das, nachdem ich schon jetzt über 40 Termine beim ‚Gesundheits-Hof‘, dem Kooperationspartner des Vereins, hinter mir habe. Da kann ich meine ‚Stabis und Beweglichkeitsübungen machen, aber mich auch auf dem Laufband und Fahrrad fit halten und wieder in Form bringen. Das werde ich auch weitermachen – genauso wie das Training. Aktuell mache ich vier Einheiten die Woche – das alles endlich und zum Glück schmerzbefreit. Natürlich brennt man aufs erste Spiel und hofft darauf, im Dezember wieder spielen zu können, aber ich glaube kaum, dass das bald passieren wird bei den steigenden Zahlen.“

Zunächst hieß es nach der Untersuchung beim AFC, dass dir die Diagnose gestellt wurde, dass du bis Ende März keinen Fußball spielen kannst. Warst du überrascht, nun doch wieder so schnell das Go erhalten zu haben?

Wachters (li.) bereits als perfekt vermeldeter Wechsel zu Altona 93 platzte aufgrund der ärztlichen Diagnose. Foto: KBS-Picture.de

Wachter: „Wenn ich ehrlich bin, habe ich mir manches Mal schon einen Kopf gemacht, weil Robin (Schmidt, Anm. d. Red.) und ‚Luca‘ (d’Agata) auch Leistenbeschwerden haben oder hatten. Robin betrifft es heute noch. Aber: Ja, ich hatte Schmerzen und es war unangenehm, aber ich hatte immer ein gutes Gefühl, dass es vorangehen wird, wenn man natürlich auch die richtigen Ärzte hat. Und die habe ich jetzt.“

Wie kam es denn zur Diagnose und wie hast du dich so schnell wieder fit bekommen?

Wachter: „Der Arzt von Altona hat einmal drüber geguckt und dann war der Tenor gleich: ‚Nein, das geht ja gar nicht.‘ Er hat eine ausgeprägte Schambeinentzündung diagnostiziert, die war es auch – das hat mir auch mein Arzt davor so bestätigt und gesagt, dass das wirklich extrem aussieht und dass man sich das als Fußballer nicht wünscht. Aber er hat mir eben auch versichern können, dass ich mit den richtigen Methoden und Mitteln in zwei, drei Monaten wieder fit bin. Und das bin ich auch geworden – mit einer Stoßwellen- sowie einer Dry Needling-Therapie, die bei mir sehr gut angeschlagen und meinen Körper komplett aufgelockert hat. Bei zwei MRT-Untersuchungen hat man gesehen, dass die Entzündungen raus sind. Beim letzten MRT wurde nur erkannt, dass die Adduktoren leicht gereizt sind. Aber auch da hat mir der Arzt versichert, dass man das nach zwei Trainingseinheiten wieder rausgelaufen hat. Mir geht’s also wieder richtig gut. Aber natürlich muss ich jetzt was für die Kraft und die Puste tun. Dennoch möchte ich die Chance auch nutzen, um nicht nur dem TuS Osdorf, sondern auch dem ‚Therapiezentrum HafenCity‘ und unserem Hygienebeauftragten Detlef Arnold, der in dem Punkt eine ganze Menge für mich getan hat, zu danken.“

Nach der Diagnose vom AFC-Arzt: War das für dich auch ein zusätzlicher Ansporn, allen zu zeigen und zu beweisen, dass du schneller zurück kommst?

148 Liga-Partien, 119 Tore: Die Ausbeute von Wachter am Blomkamp liest sich mehr als nur beeindruckend. Foto: KBS-Picture.de

Wachter: „Ja, auf jeden Fall. Für mich war das ein riesen Ansporn. Ich habe dafür aber auch etwas getan. Ich hatte richtig gute Ärzte – und bin jetzt einige Monate früher zurück, als viele gedacht oder diagnostiziert haben. Ich werde aber nichts Schlechtes gegen Altona sagen. Denn die Verantwortlichen können wenig dafür. Der Arzt hat letzten Endes gesagt, dass es bis Ende März nichts wird, ohne dabei groß ins Detail zu gehen oder es genauer zu erläutern. Die Gespräche mit Richard Golz (Sportlicher Leiter beim AFC, Anm. d. Red.) und Andreas Bergmann (Trainer) waren top. Aber im Endeffekt bin ich froh, dass ich bei Osdorf geblieben bin. Ich habe hier meine Zeit, sie geben mir die Zeit, die ich brauche – und wie man sieht, hat es sich gelohnt. Denn ich bin schmerzfrei – egal bei welcher Übung. Es ist alles wieder in Ordnung.“

Inwieweit könntest du dir für den Fall, dass es im Dezember tatsächlich weitergehen sollte, vorstellen, auch gleich wieder auf dem Platz zu stehen und der Mannschaft aktiv zu helfen?

Wachter: „Auf jeden Fall kann ich es mir vorstellen. Ich stand ja schon gegen Tornesch im Kader – und für den Fall der Fälle wäre ich auch noch gekommen. Ich habe mich bereits warmgemacht, hatte richtig Bock und habe gebrannt. Dass es da noch nicht dazu gekommen ist, ist aber auch verständlich. Der Trainer wollte bei dem Spielstand kein großes Risiko eingehen. Aber wenn es wieder losgeht, bin ich dabei! Ich war die letzten Wochen bei jedem Mannschaftstraining, habe wieder voll mitgemacht und hatte keine Beschwerden. Nur an der Puste muss ich noch ein wenig arbeiten (lacht).“

Inwiefern bist du im Nachhinein froh, dass es so gekommen ist, wie das nun der Fall war – sprich: der geplatzte Altona-Wechsel und der Osdorf-Verbleib?

Wenn der Ball im Hamburger Amateurfußball wieder rollt, will auch Wachter (re.) wieder mittendrin sein. Foto: KBS-Picture.de

Wachter: „Traurig oder enttäuscht bin ich überhaupt nicht. Ich wusste schon immer, was ich an Osdorf habe. Das ist und wird immer mein Verein sein! Das weiß auch jeder. Ich gebe denen, was die brauchen – und sie geben mir das, was ich brauche. Dieses Familiäre liebe ich an diesem Verein und an dieser Truppe – und ich werde es immer lieben. Für mich war es damals nur so – und das habe ich auch immer gesagt –, dass es für mich ganz einfach eine Chance, eine Erfahrung und ein Sprung in die Regionalliga gewesen wäre. Dazu ist es nicht gekommen. Aber darüber bin ich jetzt im Nachhinein nicht traurig. Denn ich habe hier meine Truppe, meine Familie. Ich weiß, was ich kann – und das ist das, was zählt.“

Das heißt, du hegst auch gar keinen Groll gegen Altona 93?

Wachter: „Die Entscheidung habe ich ja letzten Endes getroffen. Der Verein wollte mich trotzdem haben. Es lag auch nicht an den handelnden Personen. Ich kann die ja verstehen, dass man ins Nachdenken kommt, ob man einen Spieler mit einer Schambeinentzündung verpflichtet oder nicht. Aber ich habe denen versichert, dass ich alles dafür tun werde, um so schnell wie möglich wieder fit zu werden. Im Großen und Ganzen war es dann aber so, dass einige Aspekte zu der Entscheidung geführt haben – und auch die Zeit, die ich dafür hätte aufbringen und opfern müssen, einfach zu viel gewesen wäre.“

Wie sieht denn nun dein sportliches Ziel mit Osdorf aus? Natürlich für den Fall, auf den wir alle hoffen, dass die Saison ein sportliches Ende finden wird…

Beim zuletzt strauchelnden TuS Osdorf sehnt man die Rückkehr von "Tormaschine" Wachter herbei. Foto: KBS-Picture.de

Wachter: „Wie eigentlich jedes Jahr, steht der Klassenerhalt an allererster Stelle. Ich glaube, das schaffen wir auch. Natürlich wollen wir auch die eine oder andere Mannschaft von oben ärgern – was uns in der Vergangenheit ebenfalls immer mal wieder gelungen ist. Generell ist es aber – angesichts der Situation – sehr schwierig, über irgendwelche Ziele zu sprechen. Alle Mannschaften werden es nach einem Re-Start schwer haben, wieder von null auf 100 durchzustarten. Es ist für jeden einzelnen Spieler und Offiziellen schwer in dieser ‚ekligen‘ Zeit.“

Kannst du die Entscheidung mit dem Lockdown denn verstehen?

Wachter: „Wie man sieht, steigen die Zahlen in den letzten Wochen ja wieder deutlich an. Auch wir hatten schon zwei Fälle bei uns in der Mannschaft. Glücklicherweise sind die sehr glimpflich ausgegangen und es waren nur sehr leichte Symptome. Viele denken, es ist nur ein Husten, ein Schnupfen oder eine Kleinigkeit – aber man sollte das auf gar keinen Fall unterschätzen! Denn es gibt ältere Menschen, Leute, die zur Risikogruppe gehören oder Vorerkrankungen haben. Deshalb sollte man sich in gewisser Weise zurückhalten, einschränken und auch an seine Mitmenschen denken.“

Autor: Dennis Kormanjos