Oberliga

„Nur mit Fußballspielen können wir diese Liga nicht halten!“

17. Januar 2023, 13:06 Uhr

Torben Wacker fordert von seinem HSV III in der Rückrunde mehr Körperlichkeit in den Spielen. Foto: KBS-Picture.de

„Ausbaufähig!“ So lautet die erste Reaktion von Torben Wacker, angesprochen auf ein kurzes Fazit zur ersten Saisonhälfte. Der langjährige Kapitän und neue Chefcoach ist beim Hamburger SV III in große Fußstapfen getreten. Nach dem Abgang des erfolgreichen Duos Rabenhorst/Rahn beendete Wacker seine eigene sportliche Laufbahn und schlüpfte in die neue Rolle - zumindest im Herrenbereich - an der Seitenlinie. Die bisherige Bilanz: Mit 19 Punkten überwintern die Rothosen auf dem ersten Abstiegsplatz und haben noch Luft nach oben.

Im Derby bei TuRa betrieb der HSV III in der ersten Halbzeit Chancenwucher und gab in der Schlussminute eine 2:1-Führung aus der Hand. Foto: Küch

Fußballerisch gehört der HSV III sicherlich zu den besseren Mannschaften im Hamburger Oberhaus. Doch das allein reicht nicht, um zu bestehen. „Wir reden immer viel über die Qualität dieser Mannschaft und haben immer noch viele Spieler, die in den letzten Jahren auch schon unter ‚Rahner‘ und ‚Rabe‘ dabei waren und richtig gute Spiele gemacht haben.“ Aber: „Wir hatten leider zu viele Themen, die außerhalb des sportlichen Bereichs lagen, wodurch wir uns nicht komplett aufs Fußballspielen konzentrieren konnten“, will Wacker aber nicht „groß ins Detail gehen“, wie er sagt.

Ein weiteres Manko: „Wir hatten viele gute Auftritte, wenn ich beispielweise an das Spiel gegen Sasel (4:4), wo wir eine überragende erste Halbzeit gespielt haben, erinnere. Und wir hatten auch viele Spiele, wo wir 2:0 geführt, am Ende aber nicht gewonen haben - zum Beispiel bei Rugenbergen (2:2) oder in Hamm (2:2). Hinzu kamen Partien wie bei TuRa Harksheide (2:2), wo wir schon in der ersten Halbzeit hätten alles klarmachen müssen. Wenn man das alles zusammennimmt, dann würden wir, glaube ich zumindest, nicht da stehen, wo wir gerade stehen. Nichtsdestotrotz müssen wir nach vorne blicken.“

"Ich hoffe, dass noch jemand dazustoßen wird"

Nach dem Abschied von Marcel Lettmann hat Torben Wacker vorläufig das alleine sportliche Sagen. Foto: KBS-Picture.de

Ein weiterer nicht unwesentlicher Aspekt: Vor der Saison musste man die absoluten Leistungsträger und Offensivkräfte Manuel Brendel (Eintracht Norderstedt) und Mohamed Abd El Aal Ali (FC Teutonia 05) in die Regionalliga ziehen lassen. Levin Erik und Marcell Jansen fallen verletzungsbedingt schon seit Monaten aus.

Nachdem er sich den Trainerposten bisher noch mit Marcel Lettmann geteilt hat, wird Wacker künftig alleine am Spielfeldrand das Sagen haben - zumindest vorerst. Lettmann hat dem Club den Rücken gekehrt und in Schleswig-Holstein bei Slesvig IF angeheuert. „Ich hoffe, dass noch jemand dazustoßen wird“, befindet man sich derzeit noch in Gesprächen mit einem möglichen Ersatz auf der Position. Aber auch so weiß Wacker genau, worauf es nach der Winterpause ankommen wird: „Wir müssen in den verbleibenden Spielen richtig Gas geben - dann werden wir auch die Liga halten. Aber es müssen eben alle zusammenarbeiten und an einem Strang ziehen. Keiner darf nur seine eigenen Ideen verfolgen. Denn du schaffst es nur als Mannschaft.“

"Wünsche mir, dass wir noch mehr ins Körperliche reinkommen"

Eine heikle und durchaus gefährliche Situation, wie auch Wacker gesteht: „Definitiv“, entgegnet er - und führt aus: „Wir wissen, was wir mit der Kugel können. Aber ich glaube auch, dass alle Mannschaften in der Oberliga wissen, wie man gegen uns zu spielen hat. Wir haben viele ‚Fussis‘ in der Truppe und wenige Spieler, die körperlich dagegenhalten. Und nur mit Fußballspielen können wir diese Liga nicht halten“, betont der 29-Jährige. „Es gibt bestimmt Mannschaften, die fußballerisch limitierter sind, die es aber in Gesamtheit besser auf die Platte bringen. Die machen das, was sie können und hauen sich einfach in jedem Spiel voll rein. Das wünsche ich mir einfach auch von meiner Mannschaft, dass wir da noch mehr Ehrgeiz entwickeln und noch mehr ins Körperliche reinkommen - gepaart mit dem Fußballspielen.“

Bei den Rothosen ruhen die Hoffnungen auf "Cello"

Während man auf die Rückkehr von Marcell Jansen (li.) hofft, wird Levin Erik noch eine Weile ausfallen. Foto: KBS-Picture.de

Und eventuell hat man ja auch noch ein Ass im Ärmel. „Er wäre quasi ein Neuzugang“, spricht Wacker auf den in der Hinrunde aufgrund eines Muskelbündelrisses nur zweimal auf dem Platz stehenden Marcell Jansen an. „Er ist schon seit Dezember wieder im Training - allerdings bisher eher als passiver Part. Ich hoffe natürlich, dass ‚Cello‘ zeitnah wieder dabei ist. Denn wir wissen alle, dass er ein absoluter Unterschiedsspieler ist - und zudem extrem wichtig für diese Truppe ist.“ 


Während Niklas Müller-Leitloff den Club im Winter verlassen hat und zu Hammonia-Primus BU zurückkehrt, ist Sebastian Schmalbach bis dato der einzige Neuzugang bei den Norderstedtern. Der 20-jährige Angreifer kickte mal in der U17 des italienischen Clubs FC Venezia. Nun soll er eine weitere Alternative im Offensivspiel der HSV-Dritten darstellen und seinen Teil dazu beitragen, dass die Rothosen am Ende noch über den Strich rutschen...

Autor: Dennis Kormanjos