Oberliga 01

Paloma verteilt „Einladungen“ und macht „das schlechteste Spiel“ – aber eine Stafette macht den Unterschied!

19. September 2021, 14:59 Uhr

Meiendorf-Keeper Torben Grether (Mi.) pariert kurz vor der Pause einen Schuss von Palomas Ulaga in überragender Manier. Foto: Olaf Both

Die letzte Aktion des Spiels gehörte dem Meiendorfer SV. Ein kapitaler Freistoß aus der eigenen Hälfte von Palomas Lennard Wallner entwickelte sich zum Bumerang. Letztlich war es Mustafa Ercetin, der Samed Aksoy rechts im Strafraum freispielte. Doch dieser ließ genau das vermissen, was auch seinen Teamkollegen in den 90 Minuten zuvor abhandenkam: Die pure Entschlossenheit und Überzeugung im Abschluss. Der überragende Colin Blumauer warf sich in den Versuch und blockte ihn, ehe der Abpfiff von Schiedsrichter Johannes Mayer-Lindenberg (HTB) ertönte (alle Highlights im LIVE-Ticker). "Da musst du per Vollspann abschließen, Risiko gehen oder noch einen Haken schlagen, da der Gegenspieler schon am Boden liegt und reingegrätscht ist. Dann machst du das Ding auch", monierte MSV-Trainer Gökhan Acar.

Necati Agdan (li.) flucht, Soleiman Kazizada und Michel Blunck (re.) bejubeln den Führungstreffer. Foto: Olaf Both

Denn am Ende standen die Mannen von der B75 erneut mit leeren Händen da. "Es ist ein bisschen schwierig, so kurz nach dem Spiel etwas zu sagen, da ich noch voller Emotionen bin", brauchte Acar einen kurzen Augenblick, um seine Emotionen zu sortieren. Doch dann gab er seine Spielanalyse ab: "Die ersten 20 Minuten waren wir sehr stark. Mir hat nur der letzte Wille in der Box gefehlt. Aber da hätten wir in Führung gehen müssen." Doch dem war nicht so, weil "uns vorne einfach die letzte Durchschlagskraft fehlt". Vor allem Evailton Fernandes agierte in einigen überaus aussichtsreichen Situationen sehr unglücklich. Nach der Pause habe man "nochmal versucht, alles reinzuwerfen", so Acar, der auch taktisch auf ein 4-4-2 umstellte. "Natürlich hat Paloma am Ende die Tausendprozentigen, die man machen muss. Trotzdem war bis zum Schluss alles offen und ich finde, wir hätten einen Punkt verdient gehabt. Aber so ist Fußball", musste er ernüchtert feststellen.

Blunck veredelt Traum-Angriff

Ohne jegliche Gegenwehr befördert Jassin Zabihi (re.) den Ball am leeren Meiendorfer Tor vorbei und verpasste die Vorentscheidung. Foto: Olaf Both

Aber der Reihe nach. Als Mannschaft mussten sie in der Anfangsphase gegen Widerstände ankämpfen und viel Arbeit gegen den Ball verrichten. Als Team fighteten sie sich in die Partie, um in der 26. Spielminute die augenblickliche Einheit und Erfolgsstory zu dokumentieren: Michel Blunck leitete den Angriff seines USC Paloma selbst ein, ehe die erstmals in dieser Saison in der Startelf stehenden Dominic Ulaga und Denny Schiemann ihre Wichtigkeit und Bedeutung für die "Tauben" eindrucksvoll unter Beweis stellten. Erstgenannter setzte Schiemann auf halbrechts in Szene. Dieser hatte freie Schussbahn, hätte seinen ersten Saisontreffer erzielen und seine Equipe auf die Siegerstraße bringen können. Stattdessen legte er uneigennützig für Blunck quer. Der "Blondschopf" hatte keine Mühe mehr - 1:0!

Zabihi versiebt "Tausendprozenter"

Ungläubige Miene bei Zabihi (re.) nach dem vergebenen "Tausendprozenter". Foto: Olaf Both

Meiendorf wehrte sich, hatte phasenweise auch ein spielerisches Übergewicht - aber die Hausherren hätten spätestens nach einer guten Stunde die Vorentscheidung herbeiführen müssen. Dort nämlich war es abermals Blunck, der mit einem herrlichen Chip-Ball links im Sechzehner den komplett allein gelassenen Moritz Niemann in Aktion brachte. Dieser nahm den Kopf hoch und sah den am zweiten Pfosten völlig freistehenden und soeben eingewechselten Jassin Zabihi. Aus 30 Zentimetern vollbrachte er das eigentlich unmögliche Kunststück, das Runde am Eckigen vorbei zu befördern. "Meiendorf, das müssen wir bestrafen!", forderte der Ex-Palomat Mel Morawitz, nun in Reihen des MSV, die große Schlussoffensive.

Agdan verliert die Nerven - Acar: "Unnötig!"

Auch Soleiman Kazizada (li.) konnte das Runde nicht im Eckigen unterbringen. So musste der USC bis zum Schluss zittern. Foto: Olaf Both

Stattdessen vergab der sich heute in vielen Aktionen oft verzettelnde Soleiman Kazizada in einer Kontersituation das leere und zweite Tor für seine Uhlenhorster (86.). Kurz darauf kam es in tief in der USC-Spielhälfte zu einer Rudelbildung. In der Folge erwies ausgerechnet Meiendorf-Captain Necati Agdan seiner Truppe einen Bärendienst, als er mit Anlauf und von hinten Palomas "Capitano" Max Krause zu Boden beförderte. Rot (88.)! Acar: "Es war eine wilde Situation, die so nicht sein muss - aber von beiden Seiten nicht. Die Aktion von Necati habe ich nicht gesehen. Aber ich verstehe nicht, warum er da als Kapitän so einen langen Anlauf nimmt, wo eigentlich schon alles geklärt ist. Das war unnötig und muss nicht sein." Und so blieb es, trotz der letzten Gelegenheit für Aksoy, beim 1:0 für die Nitsch-Mannen, die in Sachen Chancenverwertung noch Nachholbedarf haben.

"Das schlechteste Spiel meiner Mannschaft, seit ich Trainer bin"

Die letzte Chance des Spiels: Colin Blumauer (Mi.) wirft sich mit aller Macht in den Schuss von Samed Aksoy (re.). Foto: Olaf Both

Obwohl es die vierte Niederlage im fünften Spiel setzte, war MSV-Trainer Acar „zufrieden mit der Leistung. Aber es ist natürlich blöd, wieder mit null Punkten dazustehen, da es ein sehr wichtiges Spiel und eine gute Chance war, mit Curslack gleichzuziehen.“ Sein Gegenüber fand auf der Pressekonferenz ziemlich klare Worte zum Auftritt seiner Schützlinge: „Das war das schlechteste Spiel meiner Mannschaft, seit ich hier Trainer bin. Am Ende haben wir Einladungen verteilt und können froh sein, dass wir die drei Punkte hierbehalten.“ Die beiden vergebenen Hundertprozenter in der zweiten Halbzeit würde „ins Bild zu unserem heutigen Auftreten passen“, so Marius Nitsch. „Ich bin überhaupt nicht zufrieden, weil wir unseren Matchplan in keinster Weise umgesetzt haben. Wir hatten uns ganz andere Dinge vorgenommen. Von daher bin ich etwas enttäuscht, aber klar, man freut sich, die drei Punkte geholt zu haben. Die Art und Weise muss aber deutlich besser werden, sonst geraten wir nächste Woche in Sasel unter die Räder“, so Nitsch abschließend.

Autor: Dennis Kormanjos