Oberliga

Podcast „goes“ Text: „Eine der negativen Überraschungen in dieser Saison“

19. September 2022, 10:36 Uhr

Jan Haimerl hat für uns den 10. Spieltag der Oberliga Hamburg genauer unter die Lupe genommen. Foto: noveski.com

Der 10. Spieltag in der Oberliga ist Geschichte – zumindest fast. Die Partien zwischen Altona 93 und der TuS Dassendorf sowie dem FC Türkiye und dem Niendorfer TSV fielen aufgrund der jeweiligen Unbespielbarkeit des Platzes im wahrsten Sinne ins Wasser. Dennoch hielt der Spieltag einige interessante Ergebnisse parat. Wir haben mit unserem „Experten“ Jan Haimerl, Ex-Coach des HSV Barmbek-Uhlenhorst, das vergangene Wochenende Revue passieren lassen. Dabei hat Haimerl auch die Klatsche von Cordi am Reinmüller, die Schmach von Rugenbergen im Derby gegen Tornesch und das Spitzenspiel zwischen Sasel und Paloma unter die Lupe genommen…

Die Aufsteiger TuRa Harksheide und Eimsbütteler TV trennten sich am Freitagabend torlos. Foto: Christian Küch

FC Süderelbe vs. SC Victoria 2:2:
Jan Haimerl: „Unter der Woche, auswärts bei Cordi, habe ich Süderelbe zum ersten Mal in dieser Saison gesehen. Vor der Partie hätte ich, aufgrund des Gesehenen, auf Victoria getippt. Die besondere Stimmung am Kiesbarg und eine vielleicht gereizte Heimmannschaft wurden für einen aufopferungsvollen Kampf leider nicht belohnt und in der Schlussphase mit dem Ausgleich bestraft. Süderelbe hat zurzeit ein wirklich hartes Programm. Nach Dassendorf, dem ETV, Cordi und nun Victoria war es das vierte Brett in Folge. Nun kommen Teams, gegen die man punkten muss, wenn man da unten rauskommen will.“

TuRa Harksheide vs. Eimsbütteler TV 0:0:
Haimerl: „Der letzte Dreier ist für Harksheide nun schon fünf Wochen her. Natürlich ist man frisch in der Oberliga, aber auch hier hat man gezeigt, dass man mithalten kann. Die letzten beiden Spiele waren torlose Remis, wo man mit etwas Glück auch hätte dreifach punkten können. Nun kommen mit Cordi und Victoria die beiden nächsten Bretter.
Der ETV tut sich gerade gegen die ‚kleineren‘ Teams schwer. Das ist aber auch ein Prozess, mit dem die Mannschaft zurechtkommen und an dem sie auch wachsen muss. Aber wenn man aus vier Spielen mal ein Remis holt und alles andere gewinnt, dann tut das auch nicht weh und bringt niemanden von seinem Weg ab.“

Sepehr Nikroo "gestikuliert zu viel mit seinen Mitspielern", befindet Haimerl. Foto: noveski.com

Hamm United FC vs. Hamburger SV III 2:2:
Haimerl: „Ich habe den HSV in der Vorwoche bei Altona das erste Mal in dieser Saison gesehen. Bei dem Auftritt haben sie mich enttäuscht, da es nicht wie eine Einheit auf dem Platz wirkt. Ganitis spielt eher sein Spiel, Nikroo gestikuliert zu viel mit seinen Mitspielern und Jordan (zur Halbzeit eingewechselt) konnte nicht sein Potenzial anrufen.
Dass Hamm dieses Jahr ein scheinbar anderes Gesicht zeigen kann, heißt nicht, dass man den HSV III mal eben im Vorbeigehen schlägt. Wenn du in der Schlussphase einen 0:2-Rückstand aufholst, dann zeigt das eine gewisse Mentalität. Für den HSV wären diese zwei Punkte bitter nötig gewesen. Nicht nur für die Tabelle, sondern auch für die Köpfe.“


TuS Osdorf vs. TSV Buchholz 08 0:2:
Haimerl: „Osdorf wartet weiter auf den ersten Heimsieg. Nach dem Auswärtserfolg beim HSV habe ich gedacht, dass man nun eine kleine Serie startet. Mit einem Sieg hätte man Buchholz in seiner Nähe behalten können, so beträgt der Abstand nun schon sechs Punkte.
Die Gäste scheinen sich gefangen zu haben, gewannen vier der letzten sechs Spiele. Der Sieg in Osdorf war wichtig, um etwas Abstand nach unten gewinnen zu können. Nun kommen mit Hamm und Türkiye zwei Teams, gegen die man nachlegen kann, wenn alles passt und man als Einheit auftritt.“

HEBC-Coach Özden Kocadal hat seiner Mannschaft wieder mal den richtigen Matchplan an die Hand gegeben. Foto: noveski.com

Altona 93 vs. TuS Dassendorf:
Ausfall!

HEBC vs. Concordia Hamburg 4:1:
Haimerl: „Die Höhe des HEBC-Sieges ist vielleicht überraschend, aber der Sieg an sich nicht. Kocadal ist als Trainer in der Lage, seine Mannschaft ideal auf jeden Gegner einzustellen und das hat wieder mal geklappt. Setzt die Mannschaft die Vorgaben zu 100 Prozent um, führt es zwangsläufig zum Erfolg.
Bei Cordi war in den letzten Wochen eine klare Handschrift des Trainers zu erkennen, dass sieht man extrem in Pressingphasen und bei Umschaltsituationen. Dass man nicht jedes Spiel gewinnt und es auch mal Ausreißer nach unten gibt, war – durch den Umbruch – vor der Saison schon klar. Eine Auswärtsniederlage mit vier Gegentreffern darf aber auch nicht abgetan werden, wenn man den eigenen Ansprüchen, oben dabei zu sein, gerecht werden will.“


FC Türkiye vs. Niendorfer TSV:
Ausfall!

Bedröppelte Bönningstedter (li.), jubelnde Unionen: Mit 6:1 fertigte Tornesch im Derby den SVR auf gegnerischer Anlage ab und schoss Rugenbergen noch tiefer in die Krise. Foto: KBS-Picture.de

SV Rugenbergen vs. FC Union Tornesch 1:6:
Haimerl: „Der Gastgeber ist in dieser Saison einer der negativen Überraschungen und man findet sich am Tabellenende wieder. Nach zuletzt 17 Gegentoren in vier Spielen stand man gegen Tornesch schon unter Druck. Nach der nun erfolgten Klatsche gegen Tornesch muss man sich in Rugenbergen ein paar Fragen stellen und gefallen lassen, nämlich, ob man in der Abstiegsrunde der Vorsaison überperformt hat oder ob man den Kader eventuell falsch zusammengestellt hat.
Tornesch zeigt, dass man weiß, auf was es in direkten Duellen im Keller ankommt. Nach vier teils deutlichen Niederlagen in Folge beendet man den Negativtrend. Nun geht’s an die Brucknerstraße und dort sollte man mit einem Remis den Dreier gegen Rugenbergen vergolden.“

In der Nachspielzeit gelang Nick Gerne das viel umjubelte 2:1 für Sasel, ehe Enrik Nrecaj sogar noch das 3:1 für die "Parkwegler" folgen ließ. Foto: noveski.com

TSV Sasel vs. USC Paloma 3:1:
Haimerl: „Das absolute Topspiel dieses Spieltages. Ich hatte Paloma-Coach Marius Nitsch am Samstag per WhatsApp gesagt, dass er mit einem 2:1-Auswärtssieg am Sonntagabend Tabellenführer sein wird, weil er immer wegen der personellen Situation rumjammert. Nun gut, ich habe scheinbar keine Ahnung (lacht). In Sasel ist es sehr schwer, etwas zu holen und der TSV kann innerhalb weniger Minuten Partien zu seinen Gunsten drehen. Wenn du aber so spät zwei Tore fängst, ist es – egal, wie der Spielverlauf war – extrem ärgerlich. Sasel hatte mit den Spielen gegen Hamm und Türkiye eine kleine Delle, die sie aber mit zwei Siegen am Stück nun überwunden haben.
Paloma spielt eine überragende Saison bisher, die man aufgrund der Ausfälle noch höher bewerten muss. Dort wird richtig gute Arbeit geleistet und das sieht man nun in der Tabelle.“