LOTTO-Pokal

Rahlstedt schreibt Pokal- und Vereins-Geschichte – Josipovic nimmt „Schuld“ auf sich

06. November 2021, 11:11 Uhr

Joel Szillat hatte mit seinen zwei Toren mal wieder maßgeblichen Anteil am Rahlstedter Triumph. Foto: noveski.com

Sie mögen sich, sie schätzen und respektieren sich: „Es macht mega viel Spaß, sich mit ihm zu unterhalten und ihn auch als Trainer zu beobachten, wie er agiert und was für Ideen er hat. ‚Mo‘ ist ein top Typ und ein top Trainer“, schwärmte Anto Josipovic von seinem Gegenüber. Während der Gelobhudelte selbst entgegnete: „Ich schätze Anto sehr. Er leistet in Lokstedt eine unglaubliche Arbeit!“ Für 90 Minuten – oder auch mehr – musste das gute Miteinander jedoch ruhen. Denn nach dem Corona-bedingten Ausfall des Liga-Spiels in der Vorwoche trafen Wadhwas Rahlstedter SC und Josipovic’ Eintracht aus Lokstedt nun in der vierten Pokalrunde aufeinander…

Rahlstedt-Coach Mo Wadhwa durfte sich über einen geschichtsträchtigen Moment freuen. Foto: noveski.com

„Wir haben Vereinsgeschichte geschrieben“, jubelte Mohet Wadhwa nach dem 3:1-Sieg seines RSC – und hatte wahrlich allen Grund dazu. Denn in der 119-jährigen Vereinsgeschichte ist es einer Fußball-Liga-Mannschaft des Rahlstedter SC noch nie gelungen, die Vierte Runde im Pokal zu überstehen. Nun schon. „Die Mannschaft hat sich das absolut verdient, war sehr fokussiert, konzentriert und akribisch in der Arbeit – sowohl mit als auch gegen den Ball“, war Wadhwa voll des Lobes. Und das, obwohl seine Mannen eine eiskalte Dusche hinnehmen mussten, als sich Mario Beslic – nach einer tollen Kombination der Gäste – mit einem Strahl aus 25 Metern in den rechten Giebel für das „Tor des Monats“ bewarb (5.)!

Doppelschlag dreht das Spiel

Aber: „Ab da haben wir das Zepter übernommen und waren am Drücker“, befand Wadhwa, dessen Schützlinge zunächst im Abschluss nachjustieren mussten. Nach einer guten halben Stunde war es dann aber um die Josipovic-Kicker geschehen. Eine tolle Stafette nach Ballgewinn über Lukas Baake, Joel Szillat und Darijo Maksimovic krönte Artur Blum, in dem er das Leder von halbrechts ins lange Eck zum Ausgleich einschob (29.)! Wenige Augenblicke später verschätzte sich Tamino Kunter bei einem langen Ball. Nutznießer war Szillat, der das Runde im zweiten Anlauf ins Eckige manövrierte (33.).

Josipovic nimmt "Schuld" auf sich

RSC-Offensivrakete Artur Blum war von den Gästen nur schwer zu halten und erzielte den zwischenzeitlichen Ausgleich. Foto: Bode

Die Hausherren hatten das Spiel gedreht und ließen Lokstedt nun kaum mehr Luft zum Atmen. „Wir hatten einen anderen Matchplan als im Punktspiel“, verriet Josipovic im Nachgang – wenngleich das Ligaduell aufgrund eines Corona-Falles bei der Eintracht ausfallen musste. „Am Ende des Tages bin ich schuld“, übte Josipovic nach dem Ausscheiden Selbstkritik – und erklärte: „Ich habe die Jungs nicht so klar und detailliert darauf vorbereiten können, dass sie genau wussten, wie wir die Stärken des Gegners neutralisieren und aus dem Spiel nehmen.“ Weiter konstatierte er: „Ich habe als Trainer keine top Leistung gebracht, dementsprechend haben wir als Mannschaft keine top Leistung gebracht.“ Sehr offene und ehrliche Worte!

Szillat sorgt per Traumtor für Vorentscheidung

Dabei hätte der Start ins Spiel kaum besser sein können. „Danach war es aber so, als hätte man bei uns den Stecker gezogen. Wir verlieren komplett die Dynamik, die Intensität und uns selbst. Wir waren immer einen Gedankengang langsamer als der Gegner. Rahlstedt hat jeden zweiten Ball gewonnen, war präsenter und schneller als wir – sowohl handlungsschneller als auch reaktionsschneller“, fand er überaus anerkennende Worte für den RSC – und für Joel Szillat. Dieser sorgte nach einer guten Stunde mit seiner individuellen Klasse für die Vorentscheidung, als der soeben eingewechselte Mohamed Giresse Fané die Kugel per Kopf zu Szillat beförderte. Dieser zog von halblinks nach innen und schlenzte das Spielgerät zum 3:1 ins lange Eck (61.)!

"Das war Powerfußball vom Feinsten"

Lokstadt-Trainer Auto Josipovic erkannte die starke Leistung des Gegners neidlos an und nahm die Schuld auf sich. Foto: noveski.com

„Das war schon beeindruckend, was wir auch von der Physis her für ein Tempo gegangen sind“, zeigte sich Wadhwa äußerst angetan von seinen Schützlingen. Während Josipovic konstatierte: „Wir hatten nie eine wirkliche Chance, waren weder mental noch körperlich in der Lage, das Spiel anzunehmen“, hat die Corona-Pause wohl doch Spuren hinterlassen. Neidlos erkannte er die Leistung der Mannen von der Scharbeutzer Straße an: „Das war Powerfußball vom Feinsten von Rahlstedt! Sie haben uns überrannt und waren einfach klar besser als wir.“ Während sich Wadhwa über den geschichtsträchtigen Sieg freute, aber gleichzeitig warnte: „Ich weiß, dass uns in der Liga in zwei Wochen ein ganz anderes Spiel erwarten und Lokstedt ein ganz anderes Gesicht zeigen wird.“

Autor: Dennis Kormanjos