Analyse: Die Oberliga vorm Start

Reicht „Dasse“-Klasse oder Teutonias (individuell starke) Masse? – Meiendorf mit Quantität, aber auch Qualität?

14. Februar 2020, 12:05 Uhr

Das Unterfangen Klassenerhalt beim MSV ist und bleibt eine Mammutaufgabe

Es gibt nicht wenige, die die Aufgabe für Meiendorfs Neu-Trainer Can Ersen als Himmelfahrtskommando einschätzen. Foto: Heiden

Damit vom einen Ende der Tabelle runter zum anderen – gaaaanz tief rein in den Abstiegskampf. Auch der hat fraglos seinen sportlichen Reiz. Vor allem schon, weil es nicht nur zwei Teams gibt, die sich hier zwischen Hoffen und Bangen befinden. Für das Schlusslicht Bramfelder SV werden die letzten 13 Spiele eher eine Abschiedstour als ein Aufwärtstrend. Abstieg Nummer acht aus der Oberliga naht und wird am Ende auch eintreten – mit dieser Einschätzung hängt man sich nicht allzu weit aus dem Fenster. Doch wen erwischt es noch? Nun, so hoch man das Werkeln von Mert Kepceoglu, dem neuen Sportlichen Leiter des Meiendorfer SV auch einschätzen muss, was die Tatsache angeht, dass er rund 20 Spieler in vier Wochen neu an die B75 lotste, so sehr darf – nein: muss – man auch die Frage in den Raum stellen: Reicht bei aller Quantität die Qualität des neuen kickenden Personals? Auf Neu-Trainer Can Ersen wartet fraglos eine Mammutsaufgabe, viele halten das Unterfangen, den MSV in der Oberliga zu halten gar für ein Himmelfahrtskommando. Die Vorzeichen sprechen nicht „pro Meiendorf“: Der neue Trainer hatte wenig Zeit, dem Team seine Vostellungen von Fußball zu vermitteln und seine Philosophie zu implementieren, die Mannschaft hat keine Zeit, lange zusammen zu wachsen – sie muss sofort funktionieren. Auch der USC Paloma und der TSV Buchholz 08 stecken nach wie vor bis zum Kinn im Wasser – oder sollte man angesichts der tabellarischen Situation eher sagen: knietief in der Scheiße!? Den „Tauben“ flatterte Furkan Aydin zu. Fußballerisch eine mega Verstärkung wie auch Yayar Kunath bei „08“, aber: Wie schnell sind beide integriert? Wie sehr reicht ein einzelner „Unterschieds-Spieler“ aus? In wie weit können sie den Rest der Truppe mitreißen? Auch Curslack und selbst Rugenbergen und Tornesch sind längst nicht „safe“ – die Fragezeichen bleiben auch hier: Reicht Torneschs Teamgeist? Bricht die Verletzungsmisere Rugenbergen sprichwörtlich das Genick? Greift der Woike-Effekt beim SVCN? Prognose: Die drei, die jetzt auf den Abstiegsplätzen stehen, wird es am Ende auch erwischen...

Cordi muss endlich liefern, um nicht langfristig hinterher zu segeln

Im bisherigen Saisonverlauf hatte Cordi-Coach Frank Pieper-von Valtier nicht immer viel zu lachen... Foto: Heiden

Bliebe noch der Blick auf die nicht im Abstiegsschlamassel steckenden Sorgenkinder und die Überraschungen: Für Vicky und BU, wo – das muss an dieser Stelle erwähnt werden – in der ersten Hälfte der Saison bockstarke Arbeit geleistet wurde, reicht es (noch) nicht für ganz oben. Beides aber sind Kandidaten für die kommende Saison, wenn es um die Top-Plätze geht – soweit denn Team und Trainerstab jeweils in dieser Konstellation zusammenbleiben und sinnvoll ergänzt werden. Vor der Arbeit beim HSV III und des TuS Osdorf muss man alle Hüte ziehen, die man hat: Philipp Obloch hat am Blomkamp die riesigen Fußstapfen des Piet Wiehle völlig ausgefüllt – wenn auch mit einem anderen Spielstil, aber eben nicht minder erfolgreich. Marcus Rabenhorst und Christian Rahn dürfen sich zurecht damit rühmen, bester Aufsteiger zu sein. Chapeau, wie bei den „Rothöschen“ ruhig, nachhaltig und unaufgeregt gerabreitet wird. Der Vollständigkeit halber: Niendorf und Sasel performen genau dort, wo man sie erwartet hätte. Gleiches gilt für Süderelbe und Hamm United, wobei man den HUFC aufgrund der individuellen Klasse auch als Aufsteiger weiter oben als mitten im Abstiegssumpf vermuten konnte. Bliebe Cordi. Das Oberliga-Sorgenkind. Am Bekkamp wurde man bislang nicht müde, dass die Saison bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht optimal, aber eben auch nicht katastrophal gelaufen sei. Ansichtssache. Fest aber steht: Der Traditionsverein hat im Winter nochmal ordentlich nachgelehgt, unter anderem mit Abdullah Yilmaz und Edin Tanovic Kicker geholt, die schon höherklassig unterwegs waren. Probleme erkannt, Probleme gebannt – könnte man sagen. Heißt im Umkehrschluss aber auch: Cordi muss langsam aber sicher liefern. Eine Restserie in der Art, wie die bisherige gelaufen ist, kann man sich weder leisten, noch dürfte sie der Anspruch der sportlich Verantwortlichen sein. Ganz oben mitzumischen zu können, hat sich längst als Utopie entpuppt. Das Schiff hat schon Schlagseite, so ehrlich sollte man sein. Jetzt gilt es, den Grundstein zu legen, dass man nicht auch auf noch längere Sicht hinterher segelt oder absäuft...

Jan Knötzsch