Bezirksliga Ost

Reinke: „In guten und besonders in schlechten Zeiten…“

15. Januar 2021, 15:51 Uhr

Nach 28 Jahren macht Sven Reinke als Trainer des SC Schwarzenbek Schluss - und das, nachdem er dem Verein "in guten und besonders in schlechten Zeiten" stets zur Seite stand. Foto: Bode

Er habe sich die Entscheidung alles andere als leicht gemacht, „aber es wird Zeit, Platz zu machen“, zieht Sven Reinke am Ende dieser Saison einen Schlussstrich unter das Kapitel SC Schwarzenbek. Die Mannschaft könne „neue Impulse gut gebrauchen“, so Reinke, der wahrhaftig eine Ära an der Schützenallee geprägt hat. Sage und schreibe 28 (!) Jahre – von der G-Jugend angefangen bis zur Ersten Herren – war er bei den Europastädtern als Übungsleiter tätig. Dafür gebührt dem 43-Jährigen der größte Respekt! Wir haben die Zeit mal ein wenig aufgearbeitet und mit dem scheidenden Coach die vergangenen Jahre Revue passieren lassen – und zwar wie folgt:

Sven Reinke über...

... 28 Jahre SC Schwarzenbek: „Dieser Verein bedeutet mir in meinem Sportlerleben alles. Als mich ‚Wolle‘ Kubbutat 1993 zum Trainer gemacht hat, hätte wohl niemand damit gerechnet, dass das in einem solchen Maße mein Leben und auch mich als Menschen prägen würde. Wenn ich über diese Zeit ein Buch schreiben würde, hätte es wohl den Titel: ‚In guten und besonders in schlechten Zeiten…‘“

"Dieser Verein bedeutet mir in meinem Sportlerleben alles", erklärt Reinke. Foto: Bode

... den größten Erfolg: „Dass ich Christoph Ohle das Fußballspielen beigebracht habe. Nein, Spaß beiseite. Beide Aufstiege – in die Kreisliga und in die Bezirksliga – waren etwas Besonderes. Aber der Aufstieg in die Bezirksliga mit der Zweiten Herren war sportlich gesehen noch etwas herausragender.“

... die bitterste Niederlage: „Ganz klar, die Niederlage im Finale des Holsten-Pokals, als wir uns Niendorf erst im Finale geschlagen geben mussten.“

... das Besondere und Einzigartige am SCS: „Ich denke tatsächlich, dass es etwas ganz Besonderes ist, wenn man mit ehrlicher und naturgegebener Zuneigung für einen Verein da ist. Und das ganz besondere bei uns ist, dass ich in all den Jahren immer Kameraden und Kameradinnen hatte, die genauso gefühlt haben wie ich. Das macht es aus. Gemeinsam für etwas einzustehen, das man liebt. Das ist es, was unseren Verein ausmacht.“

... einen ganz speziellen Moment, der prägenden Eindruck hinterlassen hat: „Sehr geprägt hat mich der Tod meines Spielers Carsten Kiehn. Es war mein erstes Jahr als Herrentrainer 2006. Carsten kam bei einem Unfall ums Leben. Dieser Verlust hat mich als Trainer und Mensch geprägt und mich als Trainer viele Dinge anders sehen lassen. Für solche Typen, wie Carsten einer war, bin ich Trainer geworden.“

Der Tod seines Spielers Carsten Kiehn habe ihn gleich in seinem ersten Herren-Cheftrainerjahr sehr geprägt, erzählt Reinke. Foto: Bode

... den härtesten Widersacher: „Ganz klar, meine eigenen Spieler. Die haben meistens nie gemacht, was ich wollte (lacht). Aber am Ende sah ich meistens gut aus. Also konnte ich gut damit leben. Auf Trainerseite kann ich da Sören Deutsch (TSV Glinde, Anm. d. Red.) und Slavec Rogowski (SC Wentorf) nennen. Geile und vor allem auch hübsche Typen, mit denen ich mir in all den Jahren immer spannende Duelle geliefert habe. Sören ist verantwortlich für meine höchste Niederlage als Trainer (unter regulären Bedingungen) und Slavec bewundere ich für die geile Arbeit, die er in Wentorf geleistet hat.“

... gewonnene Freunde: „Das ist einfach unmöglich hier aufzuzählen. Wenn man bedenkt, wie viele Spieler und Funktionäre mich im eigenen Verein begleitet und unterstützt haben und dann noch die Menschen dazu zählt aus anderen Vereinen – Wahnsinn. Freunde hat man nur wenige im Leben und das ist auch gut so. Aber ich habe so viele Menschen in der ganzen Zeit in mein Herz geschlossen, dass der Platz hier auf keinen Fall reichen würde.“

… über Geld im Amateurfußball: „Ich war ja, was das betrifft, als ‚Hardliner‘ und hoffnungsloser Romantiker bekannt. Ich für meinen Teil halte es so, dass ich es für unseren Verein für zielführender halte, auf persönliche Zahlungen für Spieler zu verzichten. Ich möchte nicht jede Saison zig Spieler verabschieden und neu verpflichten müssen. Deshalb bin ich umso dankbarer, dass mein Freund und unser Sponsor Sönke Kewitz das genauso sieht und uns nur unter eben diesen Voraussetzungen unterstützt.“ 

Die Entscheidung, als Trainer aufzuhören, gehöre zu den schwersten in seinem Leben, verrät Reinke. Foto: Bode

... die Entscheidung, als Trainer in „Rente“ zu gehen: „Fiel mir schwer. Sehr schwer. Gott sei Dank musste ich im Leben kaum schwere Entscheidungen treffen, weshalb diese tatsächlich zu den schwersten bisher gehörte. Aber ich bin froh, dass die Entscheidung gefallen ist und freue mich auf ein neues Kapitel in meinem Sportlerleben.“

... den bevorstehenden Abschied: „Ich hoffe sehr, dass es zu einem wie auch immer gearteten Abschiedsspiel kommen kann. Am besten mit ganz vielen Weggefährten, mit denen ich den ganzen Abend Bier trinken und über alte Geschichten klönen kann.“

Autor: Dennis Kormanjos