Saisonabbruch?
Schönteich: „Wir in Hamburg sind wiederholt die Ersten, die einen Abbruch forcieren!“
Mit deutlichen Worten prangert Dassendorf-Sportchef Jan Schönteich einige Entscheidungen des Verbandes offen an. Foto: Bode
Er war als Spieler und Trainer erfolgreich. Seit seinem freiwilligen Rückzug als Übungsleiter des Hamburger Abonnement-Meisters zu Beginn des Jahres 2016 fungiert Jan Schönteich als Sportchef am Wendelweg. Trotz aller Erfolge und Titel ist der Ehrgeiz nach wie vor ungebrochen – und die Liebe zum Spiel noch immer das, was ihn Tag für Tag antreibt. Umso größer ist auch bei Schönteich die Ernüchterung darüber, dass Corona den geliebten (Amateur-)Fußball nun schon seit geraumer Zeit voll im Griff hat. So sehr, dass er und sein Team nur zuschauen und abwarten können, wann es endlich wieder losgeht. Und genau das sowie die Tatsache, dass ein Saisonabbruch immer wahrscheinlicher wird, sorgt beim 53-Jährigen für Unmut: „Ich schätze wirklich jede einzelne Person beim Verband und halte sie für intelligente und fähige Menschen.“ Dennoch müsse er gewisse Entscheidungen anprangern, konstatiert Schönteich, ehe er auf unsere Nachfrage hin ins Detail geht.
„Das verstehe ich einfach nicht“
Dass in der Hansestadt der zweite Saisonabbruch in Folge droht, sorgt bei Schönteich für großen Unmut. Foto: Bode
„Der allererste Impuls muss doch grundsätzlich für jeden Fußballer auf der Welt das Weiterspielen sein – und nicht die Antwort auf die Frage: Wie brechen wir zeitnah ab?“ Ersteres könne er in den letzten Wochen jedoch „überhaupt nicht feststellen“, so Schönteich, der anmerkt, dass die Inzidenzzahlen in Norddeutschland nicht im Ansatz vergleichbar mit denen in anderen Bundesländern seien. „Und dennoch sind wir in Hamburg erneut die Ersten, und Stand jetzt einzigen, die irgendwas forcieren, was in die Richtung eines Abbruchs geht. Das war in der jüngeren Vergangenheit auch schon so. Wir waren die Letzten, die sich irgendwelchen Öffnungsaktionen angeschlossen haben, aber immer die Ersten, die den Spielbetrieb eingestellt haben“, nennt er die Situation im vergangenen Oktober, als die Inzidenzzahlen im Kreis Pinneberg die 50er-Marke überschritten haben, als Beispiel.
„Wir sollten mehr Öffnungs- als Schließungsszenarien diskutieren“
Wenn man Ende März oder Anfang April merken würde, „dass die Mutation des Virus‘ weiter fortgeschritten ist, die Zahlen immer noch so hoch sind, die Impf-Problematik nach wie vor derart anstrengend ist, und auch das Wetter nicht besser wird, was ich alles nicht glaube, dann bin ich der Allerletzte, der sagt: Wir müssen das auf Teufel komm‘ raus durchprügeln! Aber im Januar…“, sieht Schönteich noch ausreichend Zeit und die von HFV-Präsident Dirk Fischer in einem offenen Brief an die Vereine kommunizierte Deadline als „unforced error, um es in der Tennissprache zu sagen“, an. „Wir sollten mehr Öffnungs- als Schließungsszenarien diskutieren.“
Autor: Dennis Kormanjos
Seite 1 / 2 | Nächste Seite > |