Oberliga

„So wird die Saison zur Farce – und daran ist nicht Corona schuld!“

14. September 2020, 17:01 Uhr

Mit überaus deutlichen und scharfen Worten nimmt sich Paloma-Manager Carsten Gerdey den HFV zur Brust. Foto: Bode

„18 Spiele nicht werten?“ Der neue Corona-bedingte Spielmodus des Hamburger Fußball-Verbandes sorgt weiter für reichlich Gesprächs- und vor allem Zündstoff. So auch bei Carsten Gerdey, seines Zeichens Liga-Manager des USC Paloma. Insbesondere der Aspekt, dass „aus der einfachen Hinrunde keine Punkte in die Meister- und Abstiegsrunden mitgenommen werden“, bringt Gerdey auf die Palme. Bereits Matthias Nagel, Trainer von Landesliga-Aufsteiger Ahrensburger TSV, hatte seinen Unmut über die Entscheidung in einem Schreiben an den Verband deutlich zum Ausdruck gebracht. Doch: „Wo bleibt der Aufschrei der Vereine?“, fragt sich Gerdey.

„In den letzten Tagen habe ich viele Gespräche geführt, aber auch wirklich ausnahmslos alle meine Gesprächspartner haben den angedachten Spielmodus des HFV mit der Streichung aller Hinrunden-Ergebnisse absolut verurteilt“, erklärt er – und wird noch deutlicher: „Da ist Schiebung/Betrug Tür und Tor geöffnet, aber vor allem wird dieser Modus allen handelnden Offiziellen und Sportlern in den Vereinen nicht gerecht. Fast zwei Drittel einer Saison sportlich nicht werten – was ist das denn für ein Fairplay-Gedanke?“ Da habe „ein Team nach 18 Spielen null Punkte, kauft sich in der Wechselperiode II zwölf Spieler ein und hält dann noch locker die Klasse, während ein anderes Team eventuell knapp die Meisterrunde verpasst und mit ein wenig Verletzungspech, unglücklichen Spielverläufen oder auch unglücklichen Schiedsrichterentscheidungen in zehn Spielen mit einmal in den völlig unverdienten Abstieg rutscht?“

Das gelte auch für die Meisterrunde, stellt Gerdey dabei unmissverständlich klar. „Ein Team spielt eine überragende Hinrunde und kann dann in sieben Spielen alles unglücklich verlieren?“, häufen sich die Fragezeichen. „Das ist nicht Euer ernst“, schimpft er – und fügt an: „Wisst Ihr in Jenfeld eigentlich, wie viel Arbeit in so einer Saisonplanung steckt?“ Seiner Meinung nach sei das „ein ganz böses Foul des HFV am Fairplay-Gedanken und die Frage ist ob ich beziehungsweise wir – denn unser Präsident hat letzte Woche sogar eine schriftliche Eingabe gegen diesen Wertungsmodus verfasst und dem HFV übermittelt – hier alleine dastehen?“ Dies glaube der Manager des Oberligisten „nach allen Gesprächen der letzten Tage“ aber keineswegs. „Was können wir noch vor Beginn der Punktspiele am kommenden Wochenende (Oberliga) unternehmen? Das kann doch nicht so stehen bleiben?! Warum hat man die Vereine in so eine gravierende Entscheidung nicht mit eingebunden? Ich möchte behaupten, 95 Prozent hätten hierzu ‚Nein‘ gesagt. Hat sich der HFV für so etwas auf der letzten Versammlung einen ‚Freibrief‘ bezüglich des Spielmodus geholt?“ Fragen über Fragen, die für Gerdey komplett offen bleiben.

„An so eine Möglichkeit hat sicherlich kein Vereins-Offizieller zu dem Zeitpunkt gedacht. Mag ja sein, dass es für komplett neutrale Beobachter sehr spannend ist, aber den ehrenamtlich Verantwortlichen und Sportlern in den Vereinen wird das überhaupt nicht gerecht.“ Und so stellt er sich eine weitere Frage: „Soll der Verband nicht eigentlich die Interessen der Vereine vertreten?“, und entgegnet: „Hier habt Ihr das mit Füßen getreten und eine Entscheidung gegen die überwiegende Mehrzahl der Vereine getroffen, nur um etwas Spektakuläres, Neues zu präsentieren.“ Abschließend befindet Gerdey: „Zumindest die Punkte aus der Hinrunde gegen die Mannschaften aus der Abstiegs-/Meisterrunde MÜSSEN mitgenommen werden, ansonsten wird die Saison zur Farce – und daran ist dann nicht Corona schuld...“