Regionalliga Nord

Strafstoß raubt HSV II Remis: Bärenstarker Behrens wird zum Unglücksraben

Weiß-Equipe zeigt trotz 2:3-Niederlage in Wolfsburg gute Leistung

25. Februar 2019, 22:25 Uhr

HSV II-Keeper Morten Behrens hielt stark, verursachte dann aber den entscheidenden Elfmeter. Foto: KBS-Picture.de

Steffen Weiß hatte im Vorfeld der Partie im FussiFreunde-Gespräch klare Worte gefunden. „Das ist gleich zu Beginn eine überragende Aufgabe – die beste, die man haben kann. Wir fahren da hin und stehen nicht so sehr unter Druck, wenn man rein die Tabelle als Maßstab nimmt. Ich fahre da nicht hin, um 0:4 zu verlieren. Ganz im Gegenteil“, erklärte der Coach des Hamburger SV II vorm Gastspiel bei Regionalliga Nord-Spitzenreiter VfL Wolfsburg. Und seine Schützlinge sollten den Worten ihres Coaches Taten folgen lassen: Der HSV II avancierte im Kräftemessen mit den „Jungwölfen“ zu alles anderen als leichtem Futter für den Tabellenführer – auch, wenn am Ende doch eine 2:3-Niederlage für die Hanseaten bei der Mannschaft von Coach Rüdiger Ziehl zu Buche stand.

Daran, dass es am Ende für den HSV II nicht zu einem Punkt reichte, war ausgerechnet der Mann Schuld, der zuvor lange Zeit auf dem Kurs war, zu so etwas wie dem „Helden des Montagabend“ zu werden. Schon im ersten Durchgang hatte Morten Behrens, der Mann zwischen den Pfosten des HSV II-Gehäuses, zwei hervorragende Paraden ausgepackt und so verhindert, dass die Weiß-Elf ins Hintertreffen geriet. Spätestens, als Behrens dann in der 63. Minute mit einem wahnsinnigen Reflex auch noch einen Kopfball von VfL II-Angreifer Blaz Kramer entschärfte, sah alles nach einer Punkteteilung aus. Selbst das 1:2 des VfL II konterte der HSV II, doch dann kam die 88. Minute: Gian-Luca Itter brachte einen Freistoß hoch in die Box, Robin Ziegele stieg zum Kopfball hoch, Behrens räumte ihn ab, Schiri Yannick Rath (OT Bremen) entschied auf Elfmeter. Murat Saglam trat an, Behrens tauchte ins richtige Eck ab, war sogar dran – das 3:2 für die „Jungwölfe“ aber konnte er nicht mehr verhindern. Das Spiel war gelaufen.

Kwarteng bringt die Weiß-Elf nach 37 Minuten in Führung

Moritz-Broni Kwarteng (li, hier mit Maximilian Geißen) brachte den HSV II nach 37 Minuten in Führung. Foto: KBS-Picture.de

Im ersten Durchgang hatten die Hamburger in der Volkswagen-Stadt von Anfang an aufs Gas gedrückt. Nicht der Tabellenführer, sondern die HSV-Reserve war es, die die ersten Chancen für sich verzeichnen konnte. Zunächst stand Manuel Wintzheimer nach einem Pass von Aaron Opuku (1.) noch im Abseits, dann hatte der Vorbereiter selbst einen Treffer auf dem Fuß: Nachdem Mats Köhlert und Maximilian Geißen die Wolfsburger links genarrt hatten, scheiterte Opoku am zweiten Pfosten an VfL-„Goalie“ Phillip Menzel (4.). Auch danach blieb die Weiß-Equipe mehr am Drücker als die Autostädter, die erst durch einen Schuss von Iba May (10.) eine erste Annäherung an den HSV II-Kasten hinbekamen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Köhlert für die Hanseaten schon das Außennetz anvisiert (7.). Auch der nächste Angriff sollte für die Weiß-Kicker keinen Ertrag bringen, denn nachdem Moritz-Broni Kwarteng Teamkollege Köhlert geschickt hatte, ließ dieser zwar Gian-Luca Itter stehen, sein Pass landete dann aber in den Füßen von VfL II-Akteur Ziegele (14.).

Nachdem Wintzheimers Abschluss (21.) von den Wolfsburgern geblockt werden konnte, kamen die Hausherren dann auch endlich besser ins Spiel – und wie. Gleich zwei Mal musste HSV II-Schlussmann Behrens beherzt eingreifen, um sein Team vor einem Rückstand zu bewahren. Zunächst riss er bei Michele Rizzis Schuss den Arm noch hoch und parierte mit einer Glanztat (31.), nur Sekunden später tauchte er dann ins von ihm gesehen rechte Eck ab und machte auch den Versuch von Julian Justvan zunichte. Statt der Wolfsburger ging anschließend vielmehr der HSV II in Führung: Ein langer Pass über 30, 40 Meter von Opoku fand Kwarteng, der die Kugel links an Menzel vorbei im Netz versenkte (37.). Der VfL II hatte dem einen Kopfball von Ziegele entgegenzusetzen, den Behrens sicher hielt (41.). Doch für die Hamburger sollte – nachdem Köhlert mit einem Schuss von rechts am langen Pfosten vorbei das 2:0 verpasste (42.) – noch vor der Pause der Rückschlag folgen: Kramer kam an den Ball, ließ dann im Laufduell Sebastian Haut und Jonas Behounek stehen und schloss diesen Angriff in der Nachspielzeit der ersten Hälfte mit dem Ausgleich ab (45.+1).

Filigraner Ferati trifft nach Einwechselung zum 2:2-Ausgleich

Arianit Ferati gelang nach 81 Minuten der zwischenzeitliche 2:2-Ausgleich. Foto: KBS-Picture.de

Nach dem Seitenwechsel war Behrens dann zunächst bei einem Schuss von Justvan von links am kurzen Pfosten auf dem Posten (52.). Es folgte der schon erwähnte Sensations-Reflex des HSV II-Torstehers bei Kramers Kopfball aus kurzer Distanz – eigentlich hätte dies die Führung für die Ziehl-Schützlinge sein müssen. Wenn, ja wenn Kramer denn genauer gezielt hätte. Und noch einmal hatten die Wolfsburger im gegnerischen Strafraum die Lufthoheit: Nach 76 Minuten flankte der gerade eine Minute zuvor eingewechselte Saglam von rechts mit seinem ersten Ballkontakt butterweich und zielgenau in die Box, wo Rizzi am zweiten Pfosten nahezu völlig blank stand und keinerlei Probleme hatte, den Ball an Behrens vorbei zur Führung für den Spitzenreiter in die Maschen.

Doch die Hamburger steckten ihrerseits nicht auf. Ganz im Gegenteil: Wie sein Trainerkollege auf Wolfsburger Seite mit der Hereinnahme von Saglam bewies auch Steffen Weiß ein glückliches Händchen. Nach 69 Minuten hatte der HSV II-Trainer seinen Mittelfeldmann Maximilian Geißen vom Platz beordert und dafür Arianit Ferati vor den 558 Zuschauern auf den Rasen des AOK-Stadions geschickt. Elf Minuten lang fiel Ferati nicht weiter auf, dann aber hatte er einen filigranen Moment, als er knappe 22 Meter vorm VfL II-Tor den Ball annahm, sich um die eigene Achse drehte und die Kugel zum 2:2 versenkte (81.). Nun sah alles nach einem Remis aus und auch Steffen Weiß hatte sich Minuten vor Schluss schon halbwegs entspannt auf seiner Bank niedergelassen. Doch dann kam die verhängnissvolle 88. Minute, die aus dem bärrnstarken Mortens Behrens den Unglücksraben des Abends machte...

Jan Knötzsch