Drochtersen reichen zwei effektive Minuten um Kiez-U23 zu schlagen!

FC St. Pauli II weiterhin in gefährlicher Zone angesiedelt

09. April 2016, 02:26 Uhr

Dieses Bild sahen die Zuschauer innerhalb von 120 Sekunden gleich zweimal! Mit einem Doppelpack kurz vor der Pause stellt Drochtersen die Weichen auf Sieg. Foto: noveski.com

Der Saisonendspurt in der Regionalliga Nord könnte kaum spannender sein, zumindest was die Abstiegsplätze anbelangt. Während sich an der Tabellenspitze ein Zweikampf herauskristallisiert, können neben einem sicher abgestiegenen TSV Schilksee und einem abgeschlagenen BV Cloppenburg noch acht weitere Teams auf den letzten Abstiegsrang rutschen. Und da sich der FC St. Pauli II genau in diesem kritischen Bereich befindet, war das Spiel gegen die SV Drochtersen-Assel besonders wichtig und prägnant.

Erste Halbzeit träge und einschläfernd

Doch obwohl die Hausherren mit dem Rücken zur Wand standen und gegen den Viertplatzierten nichts zu verlieren hatten, sahen die 424 Zuschauer in der ersten Halbzeit zu wenig von der Elert-Elf. Lediglich einen Torschuss brachten die Kiezkicker zu Stande, als Dennis Rosin aus 25 Metern einfach mal abzog, der Ball allerdings direkt auf Schlussmann Siefkes flog (37.). Und auch auf der Gegenseite sah man wenig Nennenswertes. Eine Szene aus der 32. Spielminute beschreibt den Spielverlauf bis hierhin bestens: Drochtersen bekam 25 Meter vor dem gegnerischen Tor einen Freistoß zugesprochen, bei dem Oliver Ioannou vor der Ausführung mit Florian Nagel sprach und diesen vom ruhenden Ball wegschickte. Nagel trottete anschließend in die Mauer und verpasste seinen Einsatz, als Ioannou den Ball über die Mauer lupfte und das Leder ungehindert zum sankt paulianischen Torwart hüpfte. 

Drochtersen spielt zwei Minuten stark auf und zeigt vollste Effektivität

Als die ersten Zuschauer sich bereits von ihren Plätzen erhoben und in Richtung Bierwagen marschierten, schlugen die Gäste zu – und zwar doppelt! SVDA-Kapitän Meikel Klee schlug eine halbhohe Flanke von der rechten Seite auf Kevin Krottke und dieser brachte den Ball mit der Pike in der linken Ecke unter (39.)! Die Gastgeber waren geschockt! Über eine halbe Stunde plätscherte das Spiel vor sich hin, die Mannschaften neutralisierten sich weitestgehend im Mittelfeld und nun liefen die Hausherren einem 0:1-Rückstand hinterher. Und es kam noch dicker! Lediglich zwei Zeigerumdrehungen später ist es Florian Nagel, der nach schöner Vorarbeit von Krottke den Ball über Heerwagen lupfte und so kurz vor dem Pausenpfiff auf 2:0 erhöhte (41.)! „Wir haben zwar bis zum ersten Tor wenig zugelassen, aber die Effektivität und Effizienz von Drochtersen ist einfach enorm“, so St. Pauli-Coach Remigius Elert nach dem Spiel. 

SVDA kann frühzeitig alles klar machen - schafft es allerdings nicht

Wenn sich die U23 des FC St. Pauli aus der bedrohten Zone befreien will, muss von Coach Remigius Elert und seiner Elf in den kommenden Wochen deutlich mehr kommen. Foto: noveski.com

Wer nun allerdings dachte, dass die zweite Hälfte an das Ende des ersten Durchgangs nahtlos anknüpfte, hatte sich wahrlich getäuscht. Bis zur 60. Spielminute dauerte es, bis Yiyoung Park mit einem 20-Meter-Hammer für ein Raunen auf der Tribüne sorgte, als sein Schuss in Richtung Tor zischte, allerdings nicht durch die gegnerische Defensive gelangte. Im direkten Gegenzug kamen die Gäste ebenfalls zu einer Chance: Ein langer Ball aus der eigenen Hälfte landete bei Florian Nagel, der den hüpfenden Ball mit der Hacke am herauskommenden Torwart vorbei spitzelte, allerdings links neben das Tor setzte (62.). Sechs Zeigerumdrehungen später hätten die Gäste aus Drochtersen frühzeitig alles klar machen können! Christoph Gorkow foulte SV-Akteur Jasper Gooßen im Strafraum und schenkte den Gästen so einen Elfmeter. Den anschließenden Strafstoß von Nico Mau konnte Torwart Heerwagen jedoch parieren, weil er roch, dass Mau das Leder halbhoch in der linken Ecke platzieren wollte (68.)! Mit einem Dreifach-Wechsel auf Seiten der Gäste brachte Trainer Enrico Maaßen zwar noch einmal frischen Wind in das Spiel, allerdings sollten sich bis auf zwei Konterchancen der Spielvereinigung (80./84) keine nennenswerten Torchancen mehr zeigen.

„Drochtersen ist die kompakteste Mannschaft der Liga"

Drochtersen-Coach Maaßen war nach dem Sieg mehr als zufrieden mit seinen Jungs: „Ich muss abermals ein großes Kompliment an meine Mannschaft richten. Sie waren von der ersten Minute an engagiert, haben ein gutes Pressing gezeigt und zwei schöne Tore herausgespielt. Wir wussten, dass St. Pauli nicht vor Selbstvertrauen sprüht, aber haben dennoch unseren Fokus erst einmal auf eine gute Defensive gelegt. Wir hätten in der zweiten Halbzeit unsere Chancen zwar effektiver gestalten müssen, aber man darf nicht vergessen, dass wir ein Aufsteiger sind. Die Mannschaft bleibt weiterhin hungrig, das ist schön mit anzusehen.“


Und auch für seinen Gegenüber, Remigius Elert, ging der Sieg der Gäste in Ordnung: „Drochtersen hat den Sieg mehr gewollt. Sie waren griffiger und gewohnt stark in der Defensive. Meiner Meinung nach ist es die kompakteste und einer der stärksten Mannschaften in der Liga. Bei uns war das offensiv im Abschluss zu wenig und die durchschlagskräftigen Mittel haben gefehlt."

„Wir brauchen die Mentalität der zweiten Halbzeit und mehr Geilheit auf Tore!"

Durch die Niederlage steckt die U23 des FC St. Pauli weiterhin im Tabellenkeller fest und muss nun hoffen, dass die Konkurrenz an diesem Wochenende nicht überdurchschnittlich viele Punkte einfährt, damit man in den nächsten Spielen noch gute Chancen hat, den Abstiegsplätzen weiter ade zu sagen. Allerdings sind die kommenden Wochen nicht die leichtesten für die Elert-Elf. Als nächstes muss das Team in Norderstedt ran, bevor das kleine Derby gegen die HSV-Reserve ansteht und es dann zum SV Meppen geht. Doch Elert ist ein „positiv denkender Mensch" und sieht möglicherweise einen Vorteil, dass „man nicht mehr gegen die direkten Konkurrenten antreten muss". Immerhin konnte man gegen Norderstedt, HSV und Meppen in der Hinrunde insgesamt vier Punkte holen, warum also nicht auch jetzt? Wenn das Team nun „weiter nach vorne schaut, noch enger zusammenrückt und die Mentalität der zweiten Halbzeit gegen Drochtersen gepaart mit mehr Geilheit auf Tore abruft", wie Ehlers es formuliert hat, könnte sich der Monat April als durchaus wichtiger Saisonabschnitt herausstellen.

Autor: Daniel Meyer