LOTTO-Pokal

Taktik-Konfusion folgt auf Platz-Wirrwarr - aber: Hamm schickt „zu schlechte“ Niendorfer nach Hause!

16. Februar 2023, 10:24 Uhr

Sinisa Veselinovic (li.) verschoss zunächst einen Elfmeter, erzielte dann aber das wichtige 1:0 für Hamm per Kopf. Foto: Kormanjos

Vier Minuten waren im ersten Abschnitt noch zu spielen, als Ali Farhadi die „Faxen“ offenbar schon so dicke hatte, dass er mit Lennart Merkle den „Spieler des Jahres“ in Hamburg vorzeitig vom Platz nahm (alle Highlights im LIVE-Ticker). Was man zu diesem Zeitpunkt so hätte deuten können, dass es aufgrund der Leistung und stellvertrerend für den schwachen Auftritt des Niendorfer TSV zu dieser Auswechslung kam, hatte in Wirklichkeit den Grund, dass der Angreifer angeschlagen war. Doch in der Nachspielzeit machte der Coach der „Sachsenwegler“ deutlich, was er von der Darbietung seiner Schützlinge hielt: „Oh man, das ist Kinderkram!“, schimpfte Farhadi an der Seitenlinie.

Die Linien des Strafraums im Hammer Park - kaum erkennbar. Trotzdem pfiff Lasse Holst die Partie an. Foto: Kormanjos

Unterdessen wählte Sidnei Marschall eine ganz andere Taktik: „Wir haben lange überlegt, wie wir spielen wollen und werden, weil die Konstellation nun mal so ist, dass die Liga viel wichtiger ist.“ Letztendlich entschied sich der Hamm-Trainer aber dafür, die erste Garde auf den Rasen, von dem noch zu sprechen sein wird, zu schicken. Doch schon zur Halbzeit begann Marschall damit, seine Leistungsträger nach und nach zu schonen. Erst nahm er Sebastiao Mankumbani runter (46.), es folgten Roberto d’Urso und Sinisa Veselinovic (60.), ehe auch Maurizio d’Urso vorzeitig ein paar Kräfte für das wichtige Aufeinandertreffen mit dem NTSV am Freitagabend sparen sollte (78.).

Die Auswechslungsarie sorgte dafür, dass die „Geächteten“ in der 60. Minute auf einmal völlig konfus über den Platz schritten. Einige Spieler rätselten über ihre Positionen, Marschall stellte zunächst von Vierer- auf Dreierkette um - und kehrte einige Zeit später zum alten System zurück. Hinterher klärte er auf: „Einer konnte dann angeblich doch nicht links rausgehen, weil er einen Krampf hatte - oder auch nicht. Jedenfalls muss man dann im Kopf schnell umdenken und den Plan ändern.“

Keine Lust auf Pokal? "Den Eindruck konnte man bekommen"

Sinisa Veselinovic (Mi.) im Kopfballduell mit Niendorf-Verteidiger Necati Agdan. Foto: Kormanjos

Die Gäste aus Niendorf waren an jenem Abend jedoch so schwach, dass man aus der Konfusion überhaupt kein Kapital schlagen konnte und der HUFC nicht ansatzweise in Gefahr geriet. Es schien fast so, als hätte der NTSV keine Lust auf Pokal gehabt. „Den Eindruck konnte man wirklich bekommen“, entgegnete Farhadi. „Am Ende waren wir einfach zu schlecht - das muss man ganz klar sagen. Zwischendurch sah es mal kurz nach Fußball aus, aber irgendwie hatte ich nicht das Gefühl, dass wir heute noch ein Tor schießen werden. Ich glaube einfach, die Jungs haben die falsche Einstellung zu dem Spiel mitgebracht und sich mehr darüber aufgeregt, dass es hier so ist, wie es ist. Aber Hamm muss auch auf so einem Acker spielen.“

"Sini" verschießt Elfer - und trifft per Kopf

Hamm-Routinier Davidson Eden (re.) beweist - ohne Gegenwehr - die Lufthoheit. Foto: Kormanjos

Ein Acker - im wahrsten Sinne des Wortes. Und ein Geläuf, das mehr schlecht als recht gekreidet war. Die Strafraumlinien waren kaum bis gar nicht zu erkennen. Der Grund: Der Platz-Kreider erlitt keine zwei Stunden vor dem Spiel während des Herrichtens einen Herzinfarkt und musste sogar mit dem Rettungshubschrauber abgeholt werden. Von dieser Stelle: Die allerbesten Genesungswünsche! Aber: Der Schiedsrichter des Jahres, Lasse Holst, pfiff die Partie an. Stark!

Kommen wir zum Sportlichen: Die seit nunmehr dreieinhalb Monaten sieglosen „Geächteten“ ließen sich auch von einem frühzeitig verschossenen Elfmeter durch Sinisa Veselinovic, der nach einem ungestümen Einsteigen von Tim Philipp Krüger gegen Maurizio d’Urso links am Tor vorbei zielte (6.), nicht beirren oder gar aus der Bahn werfen. Zweimal in Folge führten Atef Zakerwal und „Mauri“ d’Urso einen Eckball von links kurz aus. Beide Male pennten die nicht anwesenden Niendorfer - und im zweiten Anlauf brachte d’Urso die Kugel so scharf vor den Kasten, dass Veselinovic seinen „Fehlschuss“ wieder wettmachte und zum 1:0 einköpfen konnte (30.)!

"Die Jungs hatten einen beschissenen Tag"

Nach ein paar kurzen und knackigen Worten im Mannschaftskreis richtete Sidnei Marschall den Blick bereits in Richtung Freitagabend. Foto: Kormanjos

Für die Entscheidung sorgte der für Veselinovic eingewechselte Marijo Saric, der nach Vorarbeit von Tyron Gyamenah einen kapitalen Bock von Falk Gross bestrafte und Tobias Grubba zum zweiten Mal überwand (71.)! „Glückwunsch an Hamm United. Die haben das klasse gemacht, sind kompakt geblieben und haben die wenigen Torchancen, die sie hatten, vergoldet. Das war eine starke Mannschaftsleistung - und wir hatten heute einfach zu viele Ausfälle auf dem Platz. Die Jungs hatten einen beschissenen Tag. Wir sind verdient rausgeflogen“, suchte Farhadi gar nicht erst nach Ausflüchten.

Und auch Marschall freute sich über das völlig „verdiente“ Weiterkommen. „Ich persönliche liebe den Pokal. Aber für uns zählt’s in der Liga - und wir wissen ja auch schon, wen wir als nächsten Gegner haben“, sprach er auf das kommende Duell mit Regionalligist FC Teutonia 05 an - und richtete den Blick bereits auf Freitagabend. Da wird es der NTSV den „Hammern“ sicherlich nicht nochmal so leicht machen...

Autor: Dennis Kormanjos