LOTTO-Pokal-Finale

Titelverteidiger Richter: „Norderstedt ist Favorit – aber Sasel ein toller Herausforderer!“

21. August 2020, 23:19 Uhr

In den letzten beiden Jahren holte die TuS Dassendorf den Pokal - nun gibt Titelverteidiger-Trainer Jean-Pierre Richter seine Einschätzung zum Endspiel zwischen Norderstedt und Sasel ab. Foto: KBS-Picture.de

In vier der letzten fünf Jahre stand der FC Eintracht Norderstedt im Hamburger Pokalfinale. Lediglich in der Saison 2017/18 fehlte von den Garstedtern im Endspiel – nach dem Einsatz-Hickhack um Philipp Koch und dem Ausscheiden am Grünen Tisch – jede Spur. Damals holte sich die TuS Dassendorf gegen den Niendorfer TSV die begehrte Trophäe – und sorgte auch im Jahr darauf dafür, dass Norderstedt erneut den Kürzeren zog. Trotz eines frühen Führungstreffers von Jordan Brown hatte „Dasse-Coach“ Jean-Pierre Richter schlussendlich den besseren Matchplan. Dank des Last-Minute-Tores von Joker Kristof Kurczynski jubelten die „Wendelweglern“ im zweiten Jahr in Folge.

Nach dem 2:1-Sieg im Vorjahr gegen Norderstedt war Richter ein gefragter Interview-Partner. Foto: Bode

Doch nun ist die Eintracht zurück – und nimmt einen neuen Anlauf. „Ich glaube, es wird ein extrem tolles Fußballspiel“, ist sich Jean-Pierre Richter, Trainer des Titelverteidigers sicher – und räumt dem Außenseiter vom TSV Sasel am Samstag um 14:45 Uhr (bei uns im ausführlichen LIVE-Ticker) eine abermalige Pokal-Überraschung ein: „Ein Finale ist natürlich grundsätzlich immer etwas ganz Besonderes. Und Sasel ist ein toller Herausforderer für Norderstedt!“ Dabei betont „JPR“, für den mit seiner TuS in diesem Jahr bereits in der Zweiten Runde gegen den Bezirksligisten MSV Hamburg das klassische Pokal-Schicksal (0:1) ereilte, womit der Traum vom dritten Titel in Folge früh ausgeträumt war: „Im Hinblick dessen, was wir gerade sportlich, aber vor allem auch gesellschaftlich mit der Corona-Krise durchmachen, ist es ein Stück weit ein Privileg, dass der Pokal noch zu Ende gespielt wird. Deshalb sollte man da mit Demut rangehen.“

"Ohne Zuschauer vielleicht vernünftig, aber emotional schade"

"Mission erfüllt", war das Motto der TuS im Vorjahr. Nun sind die "Wendelwegler" um Erfolgscoach "JPR" zum Zuschauen verdammt. Foto: KBS-Picture.de

Auch wenn die Rahmenbedingungen eines Endspiels nicht würdig seien. Anstatt vor ausverkauftem Haus und über 5500 Zuschauern an der Hoheluft geht es nun vor rund 200 Funktionären und Pressevertretern - oder wie Sasel-Spielmacher Deran Toksöz meint, „vor 40 Kameramännern“ – für die Eintracht und den TSV an der Hagenbeckstraße zur Sache. „Natürlich ist es sehr schade, dass das Finale nicht vor vielen Zuschauern stattfinden kann - gerade für die Saseler. Wenn man so ein Endspiel erreicht, dann hätte man es dem Verein, den Fans und Mitgliedern gerne ermöglichen wollen, dabei zu sein“, weiß Richter. „Ohne Zuschauer ist es vielleicht vernünftig, emotional betrachtet aber sehr schade. Trotzdem ist es für beide Mannschaften ein besonderes Spiel – von der Wertigkeit her dennoch etwas ganz anderes, wenn man vor über 5000 Zuschauern spielen kann oder eben vor gar keinen. Das könnte ein Faktor sein, was den Ausgang des Spiels betrifft“, mutmaßt Richter, der in dieser Woche beim Trainer-A-Lizenz-Lehrgang in Hennef weilte – und nichtsdestotrotz meint: „Ich glaube, dass sich sowohl der Verband als auch der Spielausschuss viele Gedanken gemacht haben – und man kann es nur begrüßen, dass das Finale stattfinden und gespielt werden kann.“

"Wenn du Teutonia und Altona aus dem Weg räumst..."

Mit EN-Coach Jens Martens (li.) tauschte sich Richter vor dem letztjährigen Pokalfinale respektvoll aus. Foto: KBS-Picture.de

Was den sportlichen Aspekt angeht, befindet der Übungsleiter der „Wendelwegler“ wiederum: „Wenn du Teutonia und Altona auf dem Weg ins Finale aus dem Weg räumst, dann hast du es auch verdient, zumindest das Finale zu erreichen – und bist wohl auch der Favorit auf den Titel“, sieht Richter den Regionalligisten vorne. Auch was die Qualität im Kader und die bereits vorhandene (Final-)Erfahrung betrifft, sieht er Norderstedt im Vorteil. Allerdings stehe den Garstedtern „mit Sasel eine Mannschaft gegenüber, die sich in den letzten Jahren sehr positiv entwickeln konnte, ein tolles Mannschaftsgefüge hat, von Jahr zu Jahr auch punktuell verstärkt wurde und sich in der Oberliga-Spitze etablieren konnte. Und ganz unabhängig davon glaube ich, dass sich Danny mit seinen Jungs so ein Finale nicht nur erarbeitet, sondern auch erspielt und verdient hat.“

Ein Tipp? "Dafür war ich zu weit weg""

Sasel-Trainer Danny Zankl drückt Richter "ganz besonders die Daumen". Beide haben einen ähnlichen Weg genommen. Foto: KBS-Picture.de

Er selbst könne das Endspiel ganz neutral betrachten und „drücke beide Parteien die Daumen“, wie er sagt, „aber gerade auch Danny (Sasel-Trainer Zankl, Anm. d. Red.) und seinen Jungs, weil sie sich das über die Konstanz und die tolle Entwicklung der letzten Jahre auch ein Stück weit verdient haben“ und „es sportlich geschafft haben, sich fürs Finale zu qualifizieren“. Im Umkehrschluss, so Richter, „aber auch Norderstedt, die wir im letzten Jahr in der Schlussphase glücklich schlagen konnten. Sie haben ein tolles Trainerteam, eine tolle Mannschaft und für mich aufgrund dessen, dass sie in den Wettkampfspielen zwei Regionalliga-Konkurrenten schlagen konnten, ein Stück weit eher den Favoritenstatus inne.“ Einen richtigen Tipp wolle er aber nicht abgeben, denn „dafür war ich jetzt zu weit weg“.

"Drücke Danny ganz besonders die Daumen"

Erwartet ein hochklassiges Finale und sieht Norderstedt in der Favoriten-Position: Dassendorf-Übungsleiter Jean-Pierre Richter. Foto: KBS-Picture.de

Was Richter allerdings noch aus seiner Erfahrung sagen könne: „In so einem Pokalfinale will man vielleicht noch ein bisschen mehr anbieten aus der Trainerposition heraus, aber auch als Spieler möchte man das Ganze noch ein bisschen mehr.“ Da es eben nur ein Spiel sei, „sollten die Spieler und auch die Trainer dieses Momentum genießen.“ Denn: „Auch wenn es nicht vor Zuschauer stattfindet, ist das Finale schon ein Teilerfolg.“ Und am Ende könnten es „Nuancen sein, die Tagesform entscheiden, die Spielumsetzung oder aber die Strategie. Vielleicht wird aber auch ein einzelner Spieler der ‚difference maker‘ sein.“ Was ihm jedoch besonders wichtig ist, zu erwähnen: „Ich wünsche beiden Mannschaften, aber vor allem auch beiden Trainern viel Erfolg. Ich hatte das Glück, das Norderstedter Trainerteam im letzten Jahr kennenzulernen und den einen oder anderen Spieler die Jahre über zu verfolgen. Danny drücke ich ganz besonders die Daumen, weil wir uns die letzten Jahre über nicht nur intensive Duelle geliefert haben, sondern uns gegenseitig auch in der Landes- und Oberliga entwickeln konnten. Deshalb hoffe ich, dass er einen schönen Tag haben und seine Ideen mit der Mannschaft umsetzen wird.“

Autor: Dennis Kormanjos