Bezirksliga Nord

„Vereinsgeschichte geschrieben!“ – „Täubchen-Bändiger“ Mo Snoussi im Interview!

11. Mai 2023, 08:50 Uhr

Die Mannschaft des USC Paloma II lässt ihren "Erfolgsmacher" Mo Snoussi nach dem Erfolg hochleben. Foto: Christoph Hellwig

Es war ein wahrer Krimi bis zur letzten Sekunde und dem erlösenden Schlusspfiff von Referee Luis Malter. Mit 2:1 rang die U23 des USC Paloma einen starken SC Sperber nieder, sicherte sich damit die Meisterschaft in der Bezirksliga Nord und hielt die U23 des FC Eintracht Norderstedt (6:1 gegen GW Eimsbüttel) auf Distanz. Mit einem Punkt Vorsprung auf den Regionalliga-Unterbau der Garstedter setzten sich die „Täubchen“ die Krone auf und krönten ein famoses Jahr – nachdem die Mannen von der Brucknerstraße in der letzten Saison als Tabellenzweiter hinter HT 16 nur knapp am Sprung in die Landesliga vorbeischrammten. Wir haben uns mit dem Macher des Erfolgs, Paloma II-Coach „Mo“ Snoussi, über die Glücksgefühle, das Team Paloma und die Aussichten mit der „Zweiten“ des USC unterhalten…

FussiFreunde Im letzten Jahr ganz knapp gescheitert, nun das große Ziel verwirklicht: Was bedeutet dir ganz persönlich dieser Aufstieg?

Der Moment des Schlusspfiffs: Der Jubel bei der U23 des USC Paloma kannte keine Grenzen mehr. Das große Ziel wurde verwirklicht. Foto: Christoph Hellwig

Mo Snoussi: „Tatsächlich haderte ich noch ein klein wenig mit mir über den knapp verpassten Aufstieg in der vergangenen Saison. Daher ist für mich der nun vollbrachte Meister-Aufstieg sehr besonders, weil alle Beteiligten hier im Verein schon immer das Ziel ‚Landesliga-Aufstieg‘ ins Visier genommen haben. Es war genau die Herausforderung, die ich persönlich gebraucht, aber auch meistern wollte. Deswegen freut es mich persönlich nun ganz besonders, dass ich in den zwei Jahren gleich zwei Mal ein Stück weit Vereinsgeschichte – mit dem Pokalsieg im vergangenen Jahr und der Meisterschaft jetzt – mitschreiben durfte. Dazu habe ich auch noch nie mit so einer zielstrebigen, hungrigen und zugleich sympathischen Mannschaft zusammengearbeitet. Diese Siegermentalität meiner Mannschaft fällt nicht vom Himmel. Daher wollte ich es auch unbedingt für meine Mannschaft vollbringen.“

Du bist ja in großen Fußstapfen getreten, hast aber mittlerweile schon deine eigenen hinterlassen: Was zeichnet euch als Mannschaft – und den Verein generell für dich aus?

Spieler, Verantwortliche und Anhänger fallen im Moment des Erfolges übereinander her. Der USC Paloma II spielt in der kommenden Saison in der Landesliga! Foto: Christoph Hellwig

Snoussi: „Ganz klar der Zusammenhalt und die Idee, wie wir Fußball spielen möchten. Das ist unser Aushängeschild – das macht uns aus. Wir haben als Mannschaft klare Spielprinzipien, die uns sowohl für die Defensive als auch Offensive in ganz vielen und insbesondere unterschiedlichen Phasen des Spiels eine Orientierung geben. In den Spielen muss ich dann nicht mehr viel steuern, weil die Spieler anhand der Prinzipien schnell erkennen, welches Werkzeug sie nun brauchen. Als fairste Mannschaft (Fairnesspreis-Sieger, Anm. d. Red.) die Meisterschaft zu holen, spricht daher ganz klar für unseren Werkzeugkasten mit den Defensiv- und Offensivprinzipien. Erfolgreiche Arbeit ist allerdings keine Einbahnstraße und gelingt nicht nur vom Trainer aus. Machbar war das alles nur, weil meine Mannschaft so unfassbar wichtige charakterliche Eigenschaften mitbringt, um unseren Zusammenhalt zu stärken. Dazu kommt die so wichtige Arbeit von unserem Betreuer, Bernd Nitsch, der den Trainern und Spielern so viel Arbeit abgenommen hat, damit wir uns nur auf den Fußball konzentrieren können. Obendrauf kommt dann noch die erfolgreiche Arbeit im Team Paloma. Junge, ambitionierte und leistungsstarke Spieler finden in meiner Mannschaft das genau richtige Sprungbrett. Meine erfahrenen Spieler nehmen die jungen Spieler immer an die Hand und haben für mich den großen Anteil an der Entwicklung vieler junger Spieler. So konnten dann Marius und ich neben Haron Sabah, Malik Kramer und Hendrik Enge auch noch weitere Spieler aus der U23 ein Stück weit in der Ligamannschaft integrieren.“

Das Spiel am Sonntag gegen Sperber war ja ein echtes „Herzschlagfinale“. Wie sehr hast du gezittert und mitgefiebert – und wann war der Moment, als dir klar war, dass es reicht?

Mit den Fans und Anhängern feierten die "Täubchen" an der heimischen Brucknerstraße die errungene Meisterschaft in der Bezirksliga Nord. Foto: Christoph Hellwig

Snoussi: „Puh, das war wirklich ein Herzschlagfinale. Emotional, aber auch am schönsten. Es war ein sehr schwieriges Spiel. Für uns war klar: Wir wollten Meister werden. Also ist die Anspannung über das gesamte Spiel extrem hoch gewesen. Diese Anspannung konnte man merklich bei allen sitzenden Spielern und Funktionären an der Seitenlinie ablesen. Genau dann gehen dir als Trainer die unterschiedlichsten Szenarien durch den Kopf. Teilweise möchte man die verdrängen, teilweise nutzt man die auch, um Kraft daraus zu schöpfen. Als die letzte Minute in der Nachspielzeit lief, wusste ich, dass wir uns das nicht mehr nehmen lassen werden. Der Jubel kannte dann mit dem Schlusspfiff keine Grenzen mehr.“

Ihr habt eine bärenstarke Saison gespielt. Was macht euch so stark – auch im Vergleich zur großen Konkurrenz in der Liga?

Teammanager Bernd Nitsch (Mi.), Vater von Liga-Trainer Marius Nitsch, wird in einem Spalier von der Mannschaft gefeiert. Foto: Christoph Hellwig

Snoussi: „Ich glaube, dass es in keiner Liga/Staffel Hamburgs so spannend war, wie in der Bezirksliga Nord. Vier starke Teams spielen bis zum Schluss um den Aufstieg und lassen kaum einen Punkt liegen. Also musste die Entscheidung in den direkten Duellen erfolgen – die wir allesamt für uns entscheiden konnten. Dazu stellen wir die beste Offensive und Defensive der Liga (122:38). Wir haben ja erst vor wenigen Wochen die Tabellenführung übernommen, weil wir einfach als Team intensiv, geduldig, zielstrebig und insbesondere kooperativ gearbeitet haben. Es spielte keine Rolle, wer die meisten Einsätze oder meiste Arbeit bisher geleistet hat. Jeder Spieler, jeder Funktionär hat einen Anteil an dem Erfolg. Wir wussten alle, dass wir das nur gemeinsam schaffen. Meine inflationären und wiederkehrenden Ansprachen wurden trotz der bereits bekannten Worte immer wieder von der Mannschaft verinnerlicht und umgesetzt. Das verdient meine höchste Anerkennung.“

Wie sehen nun die Ziele für die Landesliga aus? Und inwieweit wird sich das Gesicht der Mannschaft verändern/bleiben?

Die FussiFreunde-Redaktion gratuliert dem USC Paloma II zur Meisterschaft in der Bezirksliga Nord und dem damit verbundenen Aufstieg in die Landesliga. Foto: Christoph Hellwig

Snoussi: „Co-Trainer Hauke Harrsen wird uns leider verlassen. Die Position ist noch vakant. Ansonsten haben wir keinen einzigen Leistungsträger verloren. Das spricht für uns und den Verein. Punktuelle Veränderungen durch leistungsstarke Zugänge, möchten wir aber unbedingt noch vornehmen. Als ‚Landesliga-Neuling‘ möchten wir dann natürlich an allererster Stelle die Klasse halten und freuen uns schon sehr auf die Duelle. Im Sinne des Team Palomas möchten wir unsere Spieler in der U23 weiterentwickeln, eine gute Plattform für junge leistungsstarke Spieler bieten und eine noch bessere Durchlässigkeit schaffen.“

Autor: Dennis Kormanjos