Testspiel

Vicky unterliegt effektiver Eintracht: „Die bestrafen jeden Fehler extrem“

26. Januar 2020, 17:36 Uhr

Und schon wieder ein Gegentor: Vickys Keeper Hendrik Rabe (li.) musste bis zur Halbzeitpause drei Mal hinter sich greifen. Foto: Sellhorn

Es war kalt im Stadion an der Hoheluft. Fast eisig kalt – doch zumindest auf Seiten des FC Eintracht Norderstedt dürfte das Testspiel beim SC Victoria die Herzen erwärmt haben. Beim Trainer-Duo Jens Martens und Olufemi Smith zum Beispiel. Denn nachdem der Nord-Regionalligist schon am gestrigen Samstag gegen den Niendorfer TSV auf dem eigenen Kunstrasen an der Ochsenzoller Straße vier Mal das Leder im gegnerischen Tor versenkte, zeigte sich „EN“ auch auf dem „Plastikgeläuf“ des SCV treffsicher und bezwang die Mannschaft von Trainer Marius Ebbers am Ende deutlich mit 7:0. 

Dabei traf die Eintracht vor der Pause dreifach und nach dem Seitenwechsel vier Mal. Jan Lüneburg schnürte einen Dreierpack, Alexandros Tourgaidis war doppelt erfolgreich. Die restlichen Tore gingen auf das Konto von Nils Brüning und Johann von Knebel. Der Sieg der Garstedter hätte unter Umständen sogar noch höher ausfallen können, hatte die Eintracht doch wiederholt noch Aluminiumtreffer vorzuweisen oder scheiterte – so wie im ersten Druchgang kurz vor der Pause von Knebel und Michael Kobert – an Hendrik Rabe, der eine Halbzeit lang im Kasten der Ebbers-Elf stand und im zweiten Durchgang von Testspieler Alvaro Magel abgelöst wurde. Der 23-Jährige spielt eigentlich für das US-Collegeteam der Nyack Warriors. In seiner Jugend stand Magel für den FSV Mainz 05, den Hamburger SV und den VfB Lübeck zwischen den Pfosten, ehe er zum SV Eichede und von dort aus dann in die USA wechselte.

Spreitz: „Man hat klar gesehen, warum Norderstedt Vierter in der Regionalliga ist“

Alexandros Tourgaidis (re.) gelang für die Eintracht gegen den Oberligisten ein Doppelpack. Foto Sellhorn

„Er ist jetzt für fünf Monate in Deutschland“, verrät Martin Spreitz. „Es wird bei uns auf jeden Fall noch ein Keeper kommen, mit nur einem in die Rückrunde zu gehen – das wäre zu wenig“, so der Vicky-Co-Trainer, der erklärt: „Wenn wir ihn dazu nehmen, dann ist das nichts langfristiges. Wir schielen aber schon in Richtung langfristige Lösung.“ Wie die heißt und ob der in der Gerüchteküche gehandelte Briant Alberti (Meiendorfer SV) wirklich ein Thema als  Nachfolger von Dennis Lohmann (beruflich nach Köln) ist? „Wir hoffen, dass wir relativ bald etwas Spruchreifes sagen können“, will Spreitz keine Namen kommentieren, freut sich derweil aber über die Rückkehr der zuletzt aus Verletzungsgründen länger fehlenden Incehol Choi, Josef Shirdel und Tom Wohlers: „Wir sind sehr froh über jeden Spieler, der gesund zurückkommt. Wenn 'Inchi' wieder in die Form kommt, wie zu Beginn der Saison, ist er eine extreme Bereicherung. Tom bringt einen Speed mit, den nur wenige bei uns in der Mannschaft haben. Und dass Josef ein super Fußballer ist, der die taktische und spielerische Note reinbringen kann, weiß jeder.“

Doch die Niederlage gegen „EN“ konnte auch das Trio nicht abwenden. „Man hat klar gesehen, warum Norderstedt in der Regionalliga auf Platz vier steht und dass sie eine riesige Qualität haben. Man hat aber auch gesehen, an was wir abreiten müssen und um wie viel höher die Fehlerquote bei uns war. Gegen einen solchen Gegner werden Fehler sehr schnell bestraft. Gefühlt fiel nach jedem nicht mal ganz so groben Schnitzer sondern allem, was man einigermaßen Fehler nennen kann, ein Gegentreffer. Da haben wir uns nicht in jeder Situation gut verhalten“, konstatierte Spreitz. „Dennoch wissen wir, dass es in der Liga anders aussieht und wir noch drei Wochen haben. Die bestrafen jeden Fehler extrem. Wenn wir einen Oberligisten als Gegner haben, dann fallen von den sieben Toren maximal zwei bis drei“, so Vickys Co-Trainer, der feststellte: „Anfang der zweiten Hälfte haben wir gut dagegengehalten und waren leicht im Übergewicht. Aber wirklich zwingend waren wir nicht. Dann passieren in drei Minuten zwei Fehler und es steht dann statt 3:0 auf einmal 5:0.“

Martens: „Die erste Hälfte war herausragend – insbesondere vom Spirit“

Betrieb im Mittelfeld: Vickys Marc Lange (Zweiter v. li.) grätscht im Duell mit Johann von Knebel, Jordan Brown (Zweiter v. re.) startet durch, Josef Shirdel wartet aufs Anspiel. Foto: Sellhorn

Auf der anderen Seite ging Jens Martens erst noch einmal auf Doppeltorschütze Alexandros Tourgaidis ein, der schon gestern gegen Niendorf ran durfte. Ihn kennt der „EN“-Coach aus der gemeinsamen Zeit bei der Norderstedter U19. „Bei ihm gab es die Option, dass er in die Oberliga geht oder drei Mal pro Woche bei uns trainiert, das Abschlusstraining bei der 'Zweiten' macht und dort auch spielt. Wir waren davon ausgegangen, dass er die Variante mit der Oberliga wahrnimmt, aber er hat sich anders entschieden. Alex hat es in beiden Spielen ordentlich gemacht und ist ein talentierter Junge“, so der 64-Jährige, der auch Keeper Stefan Rakocevic lobte, der bislang in dieser Saison in nur einem Pflichtspiel (im Pokal gegen Bramfeld, Anm. d. Red.) zum EInsatz stand: „Er hat das absolut gut gemacht“, befand Martens und analysierte im Bezug auf das Spiel insgesamt: „Die erste Halbzeit war herausragend – insbesondere auch vom Spirit, den die Mannschaft auf dem Platz gehabt hat. In der zweiten Hälfte hat der Gegner nachgelassen, wir haben einige Chancen von Vicky zugelassen und waren selbst enorm effektiv. Ich denke, dass wir auch in der Höhe verdient gewonnen haben.“

Aus Martens' Sicht war „die erste Hälfte des Spiels von der Qualität her eine ganz andere als die zweite. Vicky war mit Einsatzbereitschaft und Eifer bei der Sache und hat dagegengehalten, aber wir waren am Ende doch einfach ein bisschen besser.“ Davon, so gab der Übungsleiter des Regionalligisten zu, „bin ich überrascht. Wir sind ja noch mittendrin in den ersten Wochen. Aber ich weiß: Bei mir ist es immer so, dass die Mannschaften in der dritten Trainingswoche einen Tiefpunkt haben – das wäre dann in der Woche, in der wir gegen Dassendorf testen. Wir müssen gucken, dass wir in der sechsten Woche zum Pflichtspiel gegen Wilfsburg II fit sind. Die Basis ist jedenfalls gelegt.“ Seine Jungs seien „super eifrig dabei“, so Martens, „sie ziehen auch die harten Einheiten durch, obwohl das keiner gerne macht. Aber sie wissen, wofür sie das tun. Und auch in den gruppentaktischen Dingen sehen die Jungs jetzt, dass das anschlägt. Wenn du Erfolg hast, dann fressen sie solche Dinge. Wenn du keinen hast, dann zweifeln sie es vielleicht an. Aber sie sehen jetzt, dass es was bringt.“

Jan Knötzsch