Oberliga

Vier Tore, drei Elfer – und eine Menge Alarm: BU rasiert Vicky

12. Oktober 2020, 14:19 Uhr

Nico Schluchtmann (li.) und Pascal El-Nemr glänzten beim Barmbeker 4:0-Erfolg über Vicky. Foto: Küch

Wenn man das Ergebnis sehe und die Tatsache, dass drei der vier Tore aus Elfmetern resultierten, würde man „vielleicht meinen, es wäre Glück dabei gewesen“, so BU-Coach Jan Haimerl. Doch sein Team trumpfte im Hamburger Traditionsduell gegen den SC Victoria Hamburg vor allem in den ersten 45 Minuten ganz groß auf. So sehr, dass Vicky-Trainer Marius Ebbers im Nachgang auf der „facebook“-Seite des SCV konstatierte: „Wir haben das heutige Spiel zu 99 Prozent während der ersten 45 Minuten verloren.“

Elias Saad (li.) stellte Ex-Profi Jan-Philipp Kalla, der mit der Ampelkarte vorzeitig zum Duschen geschickt wurde, vor die eine oder andere Herausforderung. Foto: Küch

Der Anstoßpfiff an der Dieselstraße war gerade ertönt, als sich Jan-Philipp Kalla und Nikolas Mallwitz tief in der eigenen Hälfte den Ball hin und her spielten. Letztgenannter passte die Kugel unglücklich direkt in die Füße von Nico Schluchtmann, der wiederum Pascal El-Nemr in Szene setzte. Dieser startete auf und davon – und wurde dann von Kalla gelegt. Keine 30 Sekunden waren vorüber, als Schiedsrichter Jarno Wienefeld (VfL Lohbrügge) das erste Mal auf den Punkt und dem Ex-Profi die Gelbe Karte, die noch Folgen haben sollte, zeigte. Robin Janowsky blieb cool und verwandelte zum frühen 1:0 für BU (2.)! Eine Blitz-Führung, die Fluch und Segen zugleich sein kann, „wenn es nach 30 Sekunden einen Elfmeter gibt und du gar nicht weißt, dass das Spiel schon angepfiffen wurde“, sah Haimerl auch die Gefahr dahinter.

"Wir haben richtig Alarm gemacht"

Jene Szene erhitzte die Gemüter: Vicky-Keeper Rabe (re.) ist vor Schluchtmann am Ball, trifft diesen danach - und es gibt Strafstoß. Foto: Küch

Doch sein Team machte munter weiter und spielte „eine richtig gute erste Halbzeit“. Eine, in der Elias Saad am Innenpfosten scheiterte und ein weiteres Mal an Kalla vorbei zog, um dann nicht die lange, sondern die kurze Ecke anzuvisieren. So war die Chance verpufft. „Es kann zur Halbzeit auch schon 3:0 oder 4:0 stehen“, befand Haimerl, dessen Mannen nach 24 Zeigerumdrehungen den zweiten Treffer nachlegten, weil Vicky hinten abermals konfus agierte, den Ball verlor – und El-Nemr völlig freistehend noch einmal uneigennützig für den mitgelaufenen Schluchtmann querlegte. Dieser hatte keine Mühe mehr. Marius Ebbers reagierte, wechselte doppelt, nahm Mallwitz sowie Yannick Albrecht vom Platz und brachte Yannick Siemsen sowie Luca Ernst. „Wir haben super als Mannschaft viel gearbeitet und richtig Alarm gemacht“, sah Haimerl einen starken Auftritt seiner Schützlinge – und „einen Knackpunkt“ in Minute 68, als Kalla die Ampelkarte aufgedrückt bekam und der Gast fortan zu zehnt weiterspielen musste.

"Gibt genug Schiedsrichter, die den nicht pfeifen"

Der Elfer vor dem 4:0: Noor Al-Tamemy (li.) wird von Claus gelegt - aber wohl vor dem Strafraum. Foto: Küch

Spätestens neun Minuten vor Ultimo war der Drops endgültig gelutscht – und erneut war es ein Elfmeterpfiff, der die Gemüter dieses Mal jedoch erhitzte. SCV-Torsteher Hendrik Rabe war vor Schluchtmann am Ball und traf diesen dann beim Aufkommen. Referee Wienefeld deutete zum Unmut der Hoheluft-Kicker auf den Punkt. „Es gibt genug Schiedsrichter, die den nicht pfeifen“, gestand auch Haimerl, meinte aber auch: „Das Problem ist, dass er sein Bein zur Seite zieht und es so aussieht, als würde er versuchen, mit dem Becken den Spieler zu treffen.“ Der starke Pascal El-Nemr ließ sich davon aber nicht beirren und stellte auf 3:0 (81.), ehe ein kapitaler Abspielfehler von Jan Kämpfer in die Füße von Arnold Hoeling zum nächsten strafbaren Vergehen führte. Diesmal war es ausgerechnet der ehemalige Barmbeker Ian-Prescott Claus, der Noor Al-Tamemy – allerdings wohl knapp vor der Sechzehnergrenze – von den Beinen holte. Der unheimlich emsige Saad durfte dieses Mal ran, belohnte sich – und markierte den 4:0-Endstand (84.).

"Wir wollen nicht übermütig werden"

Am Ende durfte BU im Traditionsduell einen deutlichen Sieg bejubeln. Foto: Küch

„Die Jungs sollen das jetzt noch genießen – aber ab Montagabend gilt die volle Konzentration dem Spiel am Freitag bei Hamm“, wollte Haimerl nicht allzu viel Euphorie versprühen, nahm aber nicht nur offensiv eine starke Vorstellung seiner Elf wahr: „Vicky hatte kurz nach der Pause nur eine wirklich richtig gute Torchance an den Pfosten. Ansonsten haben wir nichts zugelassen und standen richtig gut.“ Bis auf eine Szene, als sich Johannes Höcker unmittelbar vor dem Ende noch einmal strecken musste. Doch da war die Partie bereits entschieden. „In der Summe ist es so, dass wir langsam immer besser in Tritt kommen. Wir wollen aber nicht übermütig werden“, hielt Haimerl, der mit Jonas Wesemann einen Startelf- und mit Benjamin Bambur in der 81. Minute einen kompletten Debütanten aufbot, den Ball flach – trotz des hohen Sieges.

Autor: Dennis Kormanjos

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