Bezirksliga 03

Von den „Kiezkickerchen“ zu den „Täubchen“: Snoussi will weiter „performen“ und „den maximalen Erfolg“

10. Dezember 2021, 13:43 Uhr

Palomas U23-Coach Mohamed Ali Snoussi (li.) herzt seinen Doppeltorschützen Sven Lange beim 2:2 gegen UH-Adler. Foto: noveski.com

Aus dem NLZ des FC St. Pauli zog es Mohamed Ali Snoussi im vergangenen Sommer in die Bezirksliga. Zurück zum USC Paloma, wo er zuvor schon mal im Jugendbereich tätig war. Diesmal aber wagte der 28-jährige Jungtrainer die ersten Gehversuche als Chefcoach im Herrenbereich. An der Brucknerstraße trat Snoussi die Nachfolge von Marius Nitsch an, der zum Liga-Chef befördert wurde. 

„Ich weiß, dass es immer schwierig ist, in große Fußstapfen zu treten. Aber mit der Herausforderung habe ich mich zu Beginn natürlich auch auseinandergesetzt“, verrät uns Snoussi, der nach einem guten halben Jahr im Amt die Erkenntnis fasst: „Es war zwar anfangs schon eine Umstellung. Aber es macht mega Spaß und ist eine richtig coole Aufgabe.“ Mehr noch. „Das ist genau der richtige Schritt für mich und genau das, was ich gesucht habe. Ich freue mich auf jedes Training, auf jedes Spiel – einfach darauf, mit den Jungs zu arbeiten!“

Mischung aus eigenen Ideen und Entwicklungs-Fortsetzung

Vor seiner Zeit bei Palomas U23 war Mohamed Ali Snoussi im NLZ des FC St. Pauli tätig. Foto: USC Paloma/Christoph Hellwig

Kein Wunder. Schließlich läuft es für Snoussi und die U23 des USC Paloma im bisherigen Saisonverlauf richtig rund. Die „Täubchen“ befinden sich im Höhenflug! Und das nach einer überaus holprigen Sommer-Vorbereitung. „Die war von den Ergebnissen her nicht gut. Wir haben viele Spiele verloren und viele Gegentore kassiert“, blickt der Übungsleiter mit Kiezkicker-Vergangenheit auf die Anfänge zurück. „Natürlich ist es zunächst schwierig, weil man einerseits seine eigenen Ideen mitbringt, auf der anderen Seite aber die Entwicklung fortsetzen will. Denn hier wurde vorher ja schon erfolgreicher Fußball gespielt. Deshalb mussten sich die Jungs an die neuen Inhalte erstmal gewöhnen – nachdem sie vier Jahre lang Marius als Trainer hatten und dann auch noch eine achtmonatige Corona-Pause dazwischen lag.“ 


Da Snoussi jedoch „wusste, dass ich es mit einer richtig geilen und coolen Truppe zu tun haben werde, die menschlich top ist und Bock hat, etwas zu lernen und mit einem jungen Trainer zu arbeiten“, war er überzeugt vom eingeschlagenen Weg. „Das war am Ende ja auch ausschlaggebend für meine Entscheidung.“

"Absolut zufrieden mit der Entwicklung"

Im Schneetreiben an der Brucknerstraße mit dem genauen Blick fürs Detail: Mohamed Ali Snoussi (2. v. re.). Foto: noveski.com

Als es schließlich ums Eingemachte in Form von Punkten ging, war die USC-U23 voll da. „Wir haben uns Stück für Stück gefangen. Und es spricht einfach für diese Truppe. Das war ja auch genau der Grund, weshalb ich zugesagt habe – weil ich wusste: Die Jungs werden das lernen und umsetzen. Das haben dann auch die Ergebnisse gezeigt.“ Seit der Sommervorbereitung hat man – inklusive sämtlicher Testspiele – nur noch eine einzige Partie verloren (2:3 gegen HT 16). Mit Ausnahme von einer Punkteteilung – am vergangenen Wochenende im Derby gegen UH-Adler (2:2) – wurden alle Begegnungen gewonnen. Beeindruckend! „Das spricht einfach für die Qualität der Mannschaft. Die Jungs haben Bock und mir macht es großen Spaß, mit ihnen zu arbeiten.“ Dementsprechend sei er „absolut zufrieden mit der Entwicklung“.

"Wir haben intern ganz bewusst kein Ziel ausgegeben"

Vor allem, weil sich Snoussi anfangs erstmal an das Niveau in der Bezirksliga gewöhnen musste, wie er sagt. „Ich war tatsächlich und ehrlicherweise schon etwas überrascht, wie manche Mannschaften Fußball spielen und hätte da zum Teil schon etwas anderes erwartet“, gesteht er auf Nachfrage. „Aber ich lerne viel dazu, auch von meinen Spielern. Wir haben einige erfahrene Jungs, die viel Ahnung von Fußball haben. So findet man sich schnell ein.“ Und nun befindet man sich als Spitzenreiter sogar in Reichweite zu Höherem. Doch Snoussi beschwichtigt: „Wir haben intern ganz grundsätzlich und bewusst kein Ziel ausgegeben. Unsere Devise als Trainer war immer, dass wir natürlich maximalen Erfolg haben wollen – aber von Spiel zu Spiel denken. Eine typische Floskel, aber wir haben es wirklich konsequent durchgezogen und nie über Spiele in der Zukunft nachgedacht oder gesprochen. Es stand immer nur der jeweils nächste Gegner im Vordergrund und wir wollten unser Spiel durchdrücken.“ Und weiter: „Wir haben uns auch nie mit dem Gegner beschäftigt. Damit sind wir bisher sehr gut gefahren.“

"Es ist ein Glück für mich, dass Marius jetzt Liga-Trainer ist"

Malik Kramer (li.) feierte für die Liga-Mannschaft der "Tauben" ausgerechnet bei Primus Dassendorf sein Oberliga-Debüt. Foto: Bode

Diesen Weg wolle man in der Rückrunde genau so konsequent fortführen. „Wir bleiben dabei, dass wir kein Saisonziel ausgeben werden. Uns geht es nur darum, weiter so zu performen.“ Und die ohnehin schon „hervorragende Zusammenarbeit“ mit seinem Vorgänger weiter zu forcieren. Denn: „Es ist natürlich auch ein Glück für mich, dass Marius jetzt Liga-Trainer ist, da er einfach genau weiß, wie es in der U23 abläuft. Der Austausch läuft super. Und es freut mich wirklich sehr, dass Spieler von uns immer wieder die Möglichkeit bekommen, oben reinzuschnuppern – sei es im Training oder auch in Testspielen.“ 


Mit Malik Kramer und Joao Carlos Flores Neves durften zwei Akteure sogar schon Oberliga-Luft schnuppern – während Jan-Philipp Kainzberger inzwischen dem Oberliga-Kader angehört. Doch der Support ist keineswegs eine einseitige Geschichte. „Auch die Liga unterstützt uns. Wir bekommen in Spielen auch mal Spieler zur Verfügung gestellt. Von daher könnte es in der Zusammenarbeit kaum besser sein. Zumal Marius auch sehr kompromissbereit ist. Normalerweise bin ich ja klar untergeordnet, aber er versucht schon immer auch zu gucken, wo er helfen und unterstützen kann. So kann es gerne weitergehen!“

"Es passt einfach alles - auch die Perspektive"

Jan-Philipp Kainzberger (re.) - hier im Duell mit Ex-Profi Martin Harnik - gehört inzwischen zum Oberliga-Kader der Palomaten. Foto: Bode

Denn der Weg mit dem „Team Paloma“ hat für Mohamed Ali Snoussi gerade erst angefangen. „Ich sehe das absolut als langfristiges Projekt an und habe mich ja auch ganz bewusst für den Schritt in die Bezirksliga entschieden. Als das Angebot kam, habe ich es für mich sofort als ideal empfunden, das erste Mal im Herrenbereich tätig zu sein nach zehn Jahren in der Jugend.“ 


Der Grund dafür: „Während meiner Zeit beim FC St. Pauli habe ich durchaus gesehen, wie anstrengend und zeitintensiv die Arbeit neben dem Beruf sein kann. Es macht mega Spaß, auf ganz hohem Niveau zu trainieren. Aber es ist auch eine große Belastung und in manchen Fällen mit der beruflichen Situation nicht vereinbar. Insofern habe ich mir gleich gedacht, dass der Posten in der Bezirksliga genau richtig für mich ist und auch das, wo ich mich wohlfühle. Ich kenne den Verein, war hier früher schon im Jugendbereich tätig. Von daher passt einfach alles. Und ich bin mit der Perspektive sehr zufrieden.“

Autor: Dennis Kormanjos