„Weitschuss-Wettbewerb“ auf Kraut und Rüben bei SCHIEDwetter!

Dassendorf jubelt mit dem Schlusspfiff - Hoffmann verletzt, "Palla" genervt

12. April 2017, 00:12 Uhr

Pascal Nägele (li.) vs. Sven Worthmann. Foto: Heiden

Während Thomas Hoffmann all sein Adrenalin bei einem Jubellauf über den halben Platz rausließ, biss sich Dominik Lange vor lauter Frust beim Verlassen des Platzes ins hochgezogene Trikot. Jener Lange, der sich nach einer guten Stunde mit Hoffmann ein Gerangel um den Ball lieferte, woraufhin der Dassendorf-Coach von seiner Trainerbank verwiesen wurde. Für einen Sprint reichte es bei „Hoffi“ trotzdem noch – auch wenn dieser ganz böse endete...

Patrick Ziller reißt sich beim Warmmachen die Achillessehne und muss operiert werden. Gute Besserung! Foto: Heiden

Er schrie die Freude heraus und machte sich im Vollsprint auf den Weg zum umjubelten Marcel von Walsleben-Schied, der im wahrsten Sinne mit dem Schlusspfiff für Dassendorfer Ekstase sorgte. Doch allzu weit kam Hoffmann nicht. Mit schmerzverzerrtem Gesicht folgte ein plötzlicher Griff an den Oberschenkel. „Da ist alles kaputt“, stützte sich der „Zopfträger“ kurze Zeit später mit beiden Händen am Spielfeldrand-Zaun ab. Währenddessen feierte die Mannschaft den „Last-Second-Sieg“ und den Sprung an die Tabellenspitze.

Schlussendlich sorgte also doch noch ein sportlicher Aspekt für die Geschichte des Spiels. Lange Zeit sah es nämlich eher danach aus, als wäre der Platz, auf dem diese Partie vom HFV angesetzt wurde, das große Gesprächsthema. Schon vor Beginn musste erst einmal das Tornetz auf dem Trainingsplatz der „Wendelwegler“ geflickt werden. Dann forderte das Schiedsrichter-Gespann unter der Leitung von Daniel Gawron (TuS Osdorf) andere Eckfahnen und das „Einführen“ einer Coaching-Zone. Nachdem all jene Hindernisse aus dem Weg geräumt waren, konnte die Begegnung auf dem „Kartoffelacker“ tatsächlich losgehen. Wobei: Dass der Untergrund eigentlich kein Pflichtspiel hergibt, haben die Verantwortlichen Dassendorfs im Vorfeld mehrfach deutlich gemacht und auch dem Verband gegenüber klar kommuniziert.

Ziller reißt sich beim Warmmachen die Achillessehne

Viel Kampf und Krampf, wenig Fußball... Foto: Heiden

Umso bitterer, dass es schon beim Warmmachen Rugenbergens Patrick Ziller ganz böse erwischt hatte. „Mich interessiert im Moment nur Ziller. Das Spiel ist mir scheißegal!“, musste SVR-Coach Ralf Palapies nach Spielschluss erst einmal durchpusten. „Er hat sich die Achillessehne gerissen, muss morgen operiert werden.“ Von dieser Stelle die besten Genesungswünsche an Ziller! Und die Frage: Hätte es wirklich so weit kommen müssen? Auch im Verlaufe der 90 Minuten merkte man beiden Teams überaus deutlich an, dass an ein normales Fußballspiel nicht zu denken ist!

Die größten Chancen der Gäste hatten Patrick Hoppe, der nach Beese-Zuspiel aus aussichtsreicher Position knapp vorbei zielte (15.), sowie Sven Worthmann, der einen 40-Meter-Freistoß an die Latte setzte (58.). Auf der anderen Seite köpfte von Walsleben-Schied erst nach einer Thomas-Flanke etwas zu ungenau (13.), dann nach einer Möller-Hereingabe (63.), ehe Kristof Kurczynski mit seinem Distanzkracher am starken Rugenbergener Schlussmann Jannis Waldmann scheiterte (39.). Auch nach dem Wechsel – als strömender Regen einsetzte – war auf beiden Parteien viel Stückwerk. Nur Waldmann konnte sein Können ein ums andere Mal unter Beweis stellen – wie gegen Pascal Nägele (71.) und von Walsleben-Schied, der mit seinem wuchtigen Schuss nach einem Carolus-Einwurf im SVR-Keeper seinen Meister fand (72.).

Fritz-Walter-Wetter spielt Dasse in die Karten

Finn Thomas (li.) mit vollem Einsatz gegen Sven Worthmann. Foto: Heiden

Als sich beide Lager scheinbar schon mit der Nullnummer angefreundet hatten, vertändelten die Bönningstedter in der Vorwärtsbewegung den Ball. Kurczynski brachte diesen vor das Gäste-Tor, wo Steven Tegeler nach einem ganz üblen Querschläger am liebsten im Erdboden versunken wäre. Plötzlich stand der ehemalige Rostocker Marcel von Walsleben-Schied da, wo er stehen muss und grätschte die Pille mit einem langen Ausfallschritt ins linke untere Toreck (90. +3)! Mitten in den Triumphzug hinein erfolgte der Schlusspfiff von Referee Gawron. „Immer, ich glaube immer bis zur letzten Sekunde dran“, hatte Peter Martens seine Hoffnungen zu keinem Zeitpunkt ad acta gelegt. „Es war das erwartet schwere Spiel. Die Bedingungen kamen uns natürlich nicht entgegen: es war sehr eng, sehr holprig, so dass es die verteidigende Mannschaft etwas leichter hat, als die agierende. Wir haben es am Ende erzwungen. Das sind die Punkte, die man ganz, ganz, ganz doll braucht!“

Insgesamt befand der TuS-Coach: „Das war über weite Strecken ein Weitschusswettbewerb. Mit dem Regen, als es ein bisschen rutschiger wurde und der Ball schneller lief, wurde es auch spielerisch von uns besser. Der einsetzende Regen war sicherlich nicht schlecht für uns.“ Über seinen Matchwinner sagte Martens: „In der ersten Halbzeit ist er überhaupt nicht ins Spiel gekommen – nach der Pause wurde er von Minute zu Minute stärker. Er hat gebissen und den Gegner immer wieder angelaufen.“ Durch den Sieg ist Dassendorf vorerst an Altona vorbei gezogen und thront nun da, wo man die meiste Zeit in den letzten drei Jahren schon verbracht hat: An der Tabellenspitze. „Das hat aktuell noch keine Bedeutung. Aber trotzdem ist es nach so langer Zeit mal wieder schön, ganz oben zu stehen. Vor allem, weil es das erste Mal in dieser Saison ist“, so Martens.

"Was hier an NIveaulosigkeit abläuft..."

Glaubte bis zur letzten Sekunde an den Sieg: TuS-Coach Peter Martens. Foto: Heiden

Seit 68 Jahren hat auf dem Trainingsplatz der Dassendorfer kein Pflichtspiel mehr stattgefunden – bis zum heutigen Abend. „Ich fand die Verhältnisse okay“, sagte Palapies trotz der blöden Ziller-Verletzung hinterher. Sein Gegenüber meinte derweil: „Der Verband hat gesagt, es kann und soll stattfinden. Also lassen wir‘s auch stattfinden.“ So einig sich die Trainer in diesem Punkt auch waren, so unterschiedlich war die Meinung während des Spiels. Jedenfalls war „Palla“ auch Minuten nach dem Abpfiff noch arg bedient und stinksauer. „Das Spiel kann von mir aus Dassendorf oder wer auch immer kommentieren. Was hier an Niveaulosigkeit abläuft, da kann ich mich nur verschiedenen anderen Trainern anschließen, da sag ich nichts zu. Sollen sie feiern und sich freuen, das ist mir egal. Die sollen ihr Ding machen, das interessiert mich eh nicht.“

Autor: Dennis Kormanjos

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