Oberliga

„Wir haben das Gefühl, dass die Mannschaft noch daran glaubt - und wir auch!“

13. Januar 2023, 14:54 Uhr

Bennet Krause will mit seinem TuS Osdorf bis zum bitteren Ende kämpfen. Foto: KBS-Picture.de

„Es ist natürlich schiwerig, wenn man selbst bis vor einem halben Jahr noch auf dem Platz gestanden hat“, sagt Bennet Krause - und fügt postwendend an: „Dann würde man natürlich am liebsten wieder mit einem Bein auf dem Platz stehen“, gesteht der Trainer des TuS Osdorf, dass die augenblickliche Situation an ihm nagt. Krause selbst steht wie kein anderer für die glorreichen Zeiten, für die vielen gewonnenen sportlichen Schlachten, für die etlichen legendären Partien am Blomkamp, für den Durchmarsch aus der Kreis- bis in die Oberliga. Gemeinsam mit seinem Cousin Torben sind die Krauses quasi der TuS Osdorf. Mehr Vereinstreue, mehr Identifikation, mehr Blomkamp - schlichtweg unmöglich!

Bennet Krause hat die glorreichen Zeiten des TuS Osdorf als langjähriger Kapitän mitgeprägt. Nun trägt er als Trainer die Verantwortung. Foto: Malte Krause

„Man ist an der Seitenlinie natürlich mega engagiert und wir wissen auch, wie wir Fußball gespielt haben. Aber ich habe es auch schon immer mal wieder in einem Interview gesagt, dass es mittlerweile eine komplett andere Mannschaft ist“, hat der riesengroße Umbruch in Osdorf für ein gänzlich neues Gesicht gesorgt. „Wir können natürlich versuchen, diese Tugenden wieder reinzubringen. Aber wir müssen uns auch damit anfreunden, dass es nun mal eine andere Generation, eine andere Mannschaft ist und komplett andere Charaktere sind. Denn man muss ja auch sagen, dass von den ganz Alteingesessenen eigentlich auch keiner mehr da ist.“

Stattdessen sind die Krauses und Antonio Ude nun als Trainerteam zurück. Nach der Trennung von Philipp Obloch wurde das Trio Anfang November aus der überaus erfolgreichen und zu dem Zeitpunkt an der Tabellenspitze der Bezirksliga West thronenden U23 befördert und hochgezogen. In einer Situation, die schwer war und an dem Dreigestirn auch genagt haben dürfte. „Uns hat es in der Bezirksliga mega Spaß gemacht. Und es war auch nicht so, dass wir der Meinung waren, wir müssen jetzt unbedingt Oberliga trainieren. Ganz im Gegenteil. Ich bin der Meinung, dass man eine Mannschaft dort erstmal besser entwickeln kann, weil man auch Fehler machen darf. Auch als Trainer entwickelst du dich mehr, weil du einfach ein paar andere Prinzipien spielen lassen kannst als in der Oberliga, wo es knallhart gegen den Abstieg geht.“

"Wenn man schon unten drinsteht, muss man auf jeden Fall topfit sein"

An der Seite seines Cousins Bennet fungiert Torben Krause als Co-Trainer bei den "Blomkamplern". Foto: KBS-Picture.de

Als Tabellenletzter beträgt der Rückstand auf das rettende Ufer bereits sieben Punkte. In fünf Spielen unter der Regie von Vereins-Ikone Bennet Krause hat man zwar „nur“ zwei Niederlagen kassiert, auf den ersten Sieg wartet man aber immer noch. „Wir müssen uns nichts vormachen: Wir sind jetzt in jedem Spiel sowieso der Außenseiter. Dementsprechend wird es vermutlich auch von der Ausrichtung sein“, deutet der Coach eine defensivere Marschroute an.

Am 2. Januar hat man die Vorbereitung auf die verbleibenden Spiele der Oberliga-Saison aufgenommen. „In der ersten Woche lag der Schwerpunkt, wie bei vielen anderen sicherlich auch, im Grundlagenausdauer-Bereich. Da wollten wir nochmal mehr Akzente setzen, als vielleicht in den letzten Jahren.“ Zudem habe man einen zusätzlichen Trainingstag eingebaut und ein eigenes Kurz-Trainingslager am Blomkamp organisiert. Die Fitness soll stimmen. „Darauf liegt das Augenmerk: Wenn man schon unten drinsteht, dass man dann auf jeden Fall topfit ist - und sich das nicht vorwerfen lassen kann. Denn das kannst du auf jeden Fall mitbringen und es ist etwas, worauf man aufbauen kann.“

Skotarczak kommt - "Planen und vertrauen den Spielern"

Nikodem Skotarczak (re.) ist bis dato der einzige externe Neuzugang beim TuS Osdorf. Der Angreifer kommt aus Lurup. Foto: KBS-Picture.de

Zwar kassierte man im ersten Testspiel gegen den ETSV Hamburg gleich den nächsten „kleinen Dämpfer“ (0:4). Im zweiten Test bei Liga-Konkurrent Union Tornesch konnte man aber zumindest dem größten Manko, der fehlenden Durchschlagskraft in der Offensive, ein wenig trotzen (3:4). Dabei helfen soll auch Nikodem Skotarczak. Der 22-Jährige wechselt vom SV Lurup an den Blomkamp und überzeugte beim krisengebeutelten Bezirksligisten in der Hinrunde als 14-facher Torschütze. Das Problem: Skotarczak zog sich gleich nach seiner Ankunft beim neuen Club einen Muskelfaserriss zu und wird erstmal fehlen. Ansonsten „planen wir mit und vertrauen den Spielern, die wir zur Verfügung haben. Es ist natürlich extrem schwierig, Spieler ohne großes Budget, als Tabellenletzter und in der Kürze der Zeit, die wir jetzt da sind, zu verpflichten“, macht Krause keinen Hehl aus der schwierigen Lage.

"Brauchen mal irgendwie so ein Erfolgserlebnis"

Nichtsdestotrotz: Aufgeben war schon während seiner eigenen Laufbahn ein absolutes Fremdwort für Krause. So verhält es sich auch als Trainer. „Wir haben das Gefühl, dass die Mannschaft noch daran glaubt - und wir auch! Natürlich brauchen wir mal irgendwie so ein Erfolgserlebnis. Vielleicht würde es einem auch nochmal einen Ruck geben, wenn man mal ein Spiel gegen einen aus den ‚Top Fünf‘ gewinnt.“ Denn das große Problem ist neben der fehlenden Durchschlagskraft „das mangelnde Selbstvertrauen“. Aber: „Grundsätzlich glauben wir nach wie vor daran - sonst wären wir auch nicht hier. Aber man darf sich auch nichts vormachen und blauäugig sein, sondern muss vorausschauend planen.“

Macht das Trio weiter? "Von der Liga machen wir das nicht abhängig"

Bennet Krause lebt an der Seitenlinie das vor, was ihn schon als Spieler ausgezeichnet hat: "BK4" ist immer mit vollem Einsatz dabei. Foto: Malte Krause

Bis zum letzten Moment wird das Trainertrio das vorleben, was im Abstiegskampf von Nöten ist. Und sollte es am Ende doch nicht reichen und die große Aufholjagd nicht von Erfolg gekrönt sein, wird die Fußball-Welt am Blomkamp auch nicht untergehen. Doch: Aktuell hat man längst noch nicht die Flinte ins Korn geworfen. Und wie sieht es mit der Zukunft des Trainerteams bei „ihrem“ TuS aus? „Von der Liga machen wir das überhaupt nicht abhängig, haben uns aber auch noch nicht final damit beschäftigt, wie es weitergeht.“ Erst einmal liegt der ganze Fokus darauf, das Unmögliche scheindende doch noch möglich zu machen. Es wäre ein weiteres Kapitel im Osdorfer Vereins-Märchen - und was für eins...

Autor: Dennis Kormanjos