Landesliga 03

„Wir haben gezeigt, dass wir uns nicht verstecken und keine Angst haben müssen!“

02. Februar 2022, 08:58 Uhr

Seine aktive Karriere ist beendet. Seit Mitte Oktober 2021 hat der langjährige Kapitän Benjamin Kroll das sportliche Sagen beim TuS Berne. Foto: Bode

Seit 2014 war er absoluter Leistungsträger und langjähriger Kapitän des TuS Berne, machte sämtliche Höhen – wie den Aufstieg in die Landesliga – und Tiefen mit. Mitte Oktober des vergangenen Jahres übernahm er schließlich das Ruder bei den bis dato mit drei Punkten und etlichen Klatschen ganz tief im Tabellenkeller befindlichen „Berner Boys“: Benjamin Kroll trat die Nachfolge von Christian Dittmar an und führte „seine“ Mannen zum Erfolg. Mit sieben Zählern aus vier Spielen hievte Kroll den TuS zu neuen Höhenflügen und deutete an, was eigentlich in der Mannschaft steckt. Wir haben mit dem 36-Jährigen über seine neue Aufgabe gesprochen…

FussiFreunde: Du warst jahrelang Leistungsträger auf dem Platz. Nun bist du Cheftrainer in Berne. Bedeutet das auch gleichzeitig, dass die aktive Karriere damit endgültig beendet ist – oder ist eine Rolle als Spielertrainer denkbar?

Unter Krolls (li.) Regie holte der TuS sieben Punkte aus vier Spielen. Foto: Bode

Benjamin Kroll: „Das habe ich den Offiziellen von Anfang ganz klar gesagt: Ein Spielertrainer in der Landesliga – das funktioniert nicht. Entweder ganz oder gar nicht! Also habe ich bereits inoffiziell – eigentlich auch offiziell – die Schuhe an den Nagel gehängt.“

Als du das Amt übernommen hast, sah es sportlich alles andere als rosig aus. Es hagelte zum Teil heftige Niederlagen. Die Situation war durchaus prekär. Was war deine erste Amtshandlung? Oder wo musstest du zunächst den Hebel ansetzen?

Kroll: „Ich glaube, das Torverhältnis hat eine deutliche Sprache gesprochen. Wir haben ganz klar gesagt, dass wir dort ansetzen, unsere Arbeit kontrolliert angehen, und dort die Reize setzen wollen und müssen. Zudem war es wichtig, den Spaß wieder reinzukriegen, damit man relativ zeitnah wieder eine homogene Truppe zusammen bekommt, die auch mit Spaß zum Training kommt. Und ich denke mal, das ist uns auch ganz gut gelungen.“

Die folgenden Wochen haben jedenfalls gezeigt, welch Potenzial in der Mannschaft steckt…

Nach eigener Aussage kam die Winterpause für die Mannen aus dem "Berner Beu" etwas zu früh, so Kroll (Mi.). Foto: Bode

Kroll: „Ja, nur leider war dann Winterpause (lacht). Das muss man einfach so sagen. Das 3:2 gegen Rahlstedt war sicherlich der kleine Höhepunkt für uns. Und ich hätte danach gerne noch zwei, drei Spiele gemacht. Wir waren gerade richtig gut drin und haben auch richtig gut zueinander gefunden.“

Das Ziel in dieser Saison scheint klar zu sein: Der Klassenerhalt. Was stimmt dich konkret optimistisch, dass ihr das auch packt?

Kroll: „Ich denke, wir haben in den letzten Wochen gezeigt, dass wir uns nicht verstecken und keine Angst vor größeren Gegner aus der Staffel haben müssen – aber eben auch, dass wir unsere Punkte sammeln können. Deshalb bin ich auch sehr zuversichtlich, dass wir relativ zeitnah da unten rauskommen. Die ersten Spiele nach der Winterpause sind nicht gerade die leichtesten mit Lokstedt, Ahrensburg und dem ETV. Das sind natürlich erstmal drei Kaliber. Ich rechne da nicht mit neun Punkten (lacht). Aber der eine oder andere Punkt darf da gerne bei rausspringen. Und dann kommen die wichtigen Spiele gegen die direkten Konkurrenten. Und was man auch nicht vergessen darf: Es sind vier Punkte bis Platz fünf. Es ist also ganz, ganz eng. Da können ein, zwei Spieltage viel verändern und auf den Kopf stellen. Von daher sind wir positiv gestimmt und gucken zuversichtlich in die nächsten Wochen.“

Nun ist es für dich ja die erste Station im Herrenbereich. Inwieweit kannst du dir vorstellen, hier in Berne auch langfristig tätig zu sein und etwas aufzubauen?

Innenverteidiger Alexander Hintz (li.) kehrt vom SV Eichede nach Hamburg zurück und verstärkt den TuS Berne. Foto: Bode

Kroll: „Ich bin ja inzwischen schon seit mehreren Jahren in Berne auch im Trainer-Geschäft tätig – und habe hier meine Jugend-Mannschaft, die ich parallel und nun schon seit der G-Jugend mit betreue. Von daher ist es zwar die erste Trainerstation im Herrenbereich, aber das große Ganze und den Verein kenne ich jetzt schon seit vielen Jahren. Und ich hätte es auch nicht gemacht, wenn ich nicht schon so lange im Verein gewesen wäre. Wie heißt es dann immer so schön: Es ist für mich eine Herzensangelegenheit. Ich habe vor vielen Jahren meine B-Lizenz gemacht – und es ist für mich nicht so ganz neu.“

Du hast es bereits angesprochen: Es ist zwar eine Herzensangelegenheit, aber die Situation, in der du den Verein übernommen hast, war alles andere als einfach. Oder anders gesagt: Da bestand ja schon auch ein gewisses Risiko, dass das in die Hose geht. Was hat dich so sicher gemacht, dass in der Mannschaft viel mehr Potenzial steckt als das, was in der Tabelle an Punkten dastand?

Kroll: „Ich habe ja die letzten Jahre und auch die Hinrunde noch als Spieler in der Truppe mitgemacht. Von daher weiß ich, was die einzelnen Spieler können – und was man dann mit einer homogenen Truppe erreichen kann. Deshalb war ich sehr zuversichtlich, dass man das, wenn man es richtig anpackt, auch gut und erfolgreich gestalten kann.“

Werfen wir mal einen Blick auf den Kader: Was hat sich in der Winterpause getan?

Kroll: „Verlassen hat uns Kevin Lleshaj aus sportlichen Gründen. Er hat unter unserer Regie weniger Einsatzzeiten bekommen, war damit nicht ganz zufrieden und hat gesagt, dass er den Verein gerne verlassen möchte. Auf der Torwart-Position mussten wir – nicht nur mit Blick auf das Torverhältnis – reagieren. Das haben wir mit Patrick Dinter von Meiendorf gemacht. Außerdem ist Alexander Hintz (ehemals Rahlstedter SC, zuletzt SV Eichede II; Anm. d. Red.) zu uns gestoßen. Das sind für uns punktuelle und keine blinden Verstärkungen. Im Winter ist es ja immer schwierig, irgendwas zu bekommen – und wenn, dann meistens nur zu horrenden Summen. Und diese horrenden Summen kann und will Berne nicht zahlen.“

Unmittelbar vor Saisonbeginn hat sich euer absoluter Leistungsträger Marco Theis schwer verletzt und nicht nur das Kreuzband gerissen, sondern auch das Außenband. Zudem waren Schien- und Wadenbeinkopf gebrochen. Wann ist mit einem Comeback zu rechnen?

Eine Rückkehr von Marco Theis (re.) wird vermutlich noch lange auf sich warten lassen. Foto: Bode

Kroll: „Es ist ja leider keine 0815-Verletzung. Er ist regelmäßig bei der Physio, aber ich gehe davon aus, dass er in der Sommer-Vorbereitung langsam das Mannschaftstraining wieder aufnehmen kann. Er sagt von sich aus, dass er gerne im letzten Spiel bei Rahlstedt wieder ein paar Minuten auf dem Platz stehen würde. Aber das wird eher ganz, ganz eng. Und man sollte das auch nicht überstürzen oder ihn zu früh wieder ins kalte Wasser schmeißen.“

Abschließend: Wie sehen die generellen Ambitionen mit Berne aus? Geht’s nur darum, den Verein in der Landesliga zu etablieren – oder kann man eventuell auch mal in andere Regionen schielen?

Kroll: „Tendenziell ist das generelle Ziel immer erst einmal, schnell den Klassenerhalt zu sichern. Nach oben kann man immer schielen. Es wird immer Mannschaften geben, die oben vorweglaufen werden. Aber wir sind ja ein relativ kleiner Verein. Und es ist nicht das Ziel oder eine Vorgabe vom Verein, dass man in drei bis fünf Jahren eine Liga höher sein muss. So wie es jetzt ist, mit der Landesliga, ist es schon ganz gut und passend.“

Autor: Dennis Kormanjos