Oberliga 01

„Wir unterstützen uns gegenseitig, dass wir nicht ansatzweise auch nur einen Millimeter aus unserer Spur fahren!“

18. November 2021, 15:57 Uhr

Zu dir als Trainer: Es geht ja nicht nur darum, dass die Spieler Woche für Woche Höchstleistung abrufen sollen und müssen. Wie schaffst du es als Trainer, dich immer wieder aufs Neue zu motivieren – vor allem auch mit diesen vielen gestandenen Spielern?

Richter: „Im Endeffekt sind das alles ‚Fussis‘ – ganz egal, ob einer 18 Jahre oder 38 Jahre jung ist. Jeder möchte gerne spielen und seine Wichtigkeit bekommen. Man muss einfach sagen, dass es einerseits mega viel Spaß bringt, menschlich an den Jungs wachsen zu können, aber auch mit den Spielern wachsen zu dürfen. Und natürlich auch sportlich an der Idee, die man als Trainer vorgeben muss im Sinne dessen, was wir für Spieler und sportliche Möglichkeiten haben, um das Maximale rauszuholen. Ich glaube, dass wir da definitiv in eine Richtung gehen und alle voll mitziehen. Das merkt man seit dem ersten Tag.“

Inwiefern bringt es denn als Trainer „Spaß“, in einer Mannschaft zu arbeiten, wo alles andere als ein Sieg eine herbe Enttäuschung und mittlerweile auch eine riesengroße Ausnahme ist?

Einer von Richters Coups: Ex-Profi Martin Harnik (re.), mit dem er einst in der Jugend vom SCVM zusammenkickte, schloss sich der TuS an und trifft nach Belieben. Foto: Bode

Richter: „Solange wir erfolgreich sind, Spaß an- und miteinander haben, fühle ich mich total wohl. Und für mich als Trainer sind das natürlich auch unglaublich tolle Rahmenbedingungen. Man darf nicht vergessen, dass es auf der Ebene, auf der wir uns bewegen, auch ein Privileg ist, nicht nur mit den Spielern, sondern auch mit dem Funktionsteam und den ganzen Menschen in Dassendorf, dafür zu sorgen, dass man erfolgreich ist. Und ich glaube, dass ich in den letzten Jahren aufgrund der TuS Dassendorf und der Spieler auch nochmal eine persönliche Entwicklung nehmen konnte. Ich habe letztes Jahr die A-Lizenz erfolgreich bestanden und denke einfach, dass ich der Mannschaft – genauso wie den einzelnen Spielern – helfen kann, aber auch mich selbst nach wie vor weiterentwickeln möchte und kann. In diesem Zusammenspiel darf man aktuell eine unglaublich tolle Erfolgsgeschichte erleben. Es gibt immer Höhen und Tiefen. Aber so lange die Chance besteht, die Jungs mit Ball am Fuß auf dem Platz zu sehen und sich mit ihnen gezielt auf Siege und mögliche Titel vorzubereiten, kann das gar nicht langweilig werden. Wir unterstützen uns gegenseitig, dass wir nicht ansatzweise auch nur einen Millimeter aus unserer Spur fahren, sondern der Weg das Ziel ist und bleibt. Und nur wer das Ziel kennt und klar formuliert hat, findet auch den richtigen Weg.“

Wie groß ist denn dein persönlicher Anteil am Erfolg? Oder anders gefragt: Wäre die Mannschaft auch ohne den Trainer Jean-Pierre Richter so erfolgreich?

Richter: „Der Verein war ja auch vor mir schon sehr erfolgreich…“

Aber der Weg hätte ja nicht so erfolgreich weitergehen müssen. Es hätte ja auch sein können, dass man bei der Wahl nach einem neuen Trainer einen „Griff ins Klo“ tätigt…

Richter (re.) herzt Führungsspieler Sven Möller. Foto: Bode

Richter: „Man darf ja nicht vergessen, dass ich im Frühjahr 2019 kam, obwohl ich eigentlich erst im Sommer starten sollte. Ein großes Thema war zu dem Zeitpunkt die schlechte Bilanz gerade in den Heimspielen. Auch in der Tabelle stand man nicht ganz oben, sondern für Dassendorf-Verhältnisse im Mittelfeld. Da war es enorm wichtig, wieder eine gewisse Stabilität reinzubekommen und darüber den Zuschauern und dem Verein zu zeigen, dass wir uns wieder über die Heimerfolge definieren wollen. Inzwischen sind wir eine der stärksten Heim-Mannschaften und stehen auch in der Fairness-Tabelle ganz weit oben.“

Auch dank dir als Trainer?

Richter: „Wenn es nicht harmonieren würde, dann wären die Ergebnisse nicht so außergewöhnlich. Wir haben tolle Erlebnisse zusammen gehabt, ein Pokalfinale gegen Norderstedt als Underdog gewonnen – und das in einer Phase, wo wir noch in der Orientierungsphase waren. Wir haben danach eine Entwicklungsphase durchgemacht, wo wir über ein tolles DFB-Pokal-Erlebnis und trotz der Corona-Abbrüche sehr erfolgreich agiert haben. Wir sind seit Dezember 2019 in Pflichtspielen ungeschlagen und wollen diesen erfolgreichen Weg weitergehen. Und ich glaube, auch wenn es ein bisschen doof klingt, wenn man es selbst über sich sagt, dass der Cheftrainer ebenfalls einen großen Anteil daran hat, weil er ja auch ein bisschen was zu tun hat, außer an der Seitenlinie zu stehen und zu klatschen (lacht).“

Abschließend muss die Frage kommen: Ihr seid aktuell noch ungeschlagen. Ist Dassendorf unbesiegbar?

Hat derzeit mehr als nur gut lachen: Mit Dassendorf marschiert Richter in der Oberliga von Erfolg zu Erfolg. Bisherige Ausbeute: Elf Siege, ein Remis. Foto: Bode

Richter: „(lacht)… Ich glaube, dafür war es in den letzten Wochen einigen Mannschaften doch möglich, uns zu verwunden. So ist es nicht. Deshalb ist mir die Art und Weise, wie wir Fußball spielen, viel wichtiger als so ein ‚Status‘. Wir wollen begeistern, mitreißen und Spaß machen. Letzten Endes ist es aber auch ein Ergebnissport und wir müssen auch mal ein Spiel, wie vor einigen Wochen in Hamm, mit einem frühen Tor und einem 1:0 über die Zeit kriegen. Aber da geht es dann darum, die Balance zu finden aus Leistungs-Ergebnis-Sport sowie Freude und Motivation, Fußball spielen zu dürfen. Wichtig ist, dass wir viel Spaß daran haben, dass wir so tolle Fußballer in unseren Reihen haben. Und das Feedback, was wir kriegen, sind in erster Linie die Ergebnisse und Punkte – und in zweiter Linie auch die tolle Berichterstattung. Deshalb freut man sich natürlich auch, wenn man die Wertschätzung und Anerkennung aus dem Verein bekommt. Aber wir wissen auch, dass wir nichts geschenkt bekommen. Deshalb tun wir viel dafür, so erfolgreich zu sein und zu bleiben.“

Autor: Dennis Kormanjos