Oberliga
WM-Flair am Blomkamp: „Das ist kein Versuchsfeld, sondern da geht es um die Existenz eines Amateurvereins!“
Als Spieler hat Bennet Krause am Blomkamp fast alles erlebt. Nun musste er als Trainer des TuS Osdorf eine an Tragik kaum zu überbietende Schlappe hinnehmen. Foto: Klaas Dierks
Schiri Florian Pötter zeigte sage und schreibe zehn Minuten Nachspielzeit an - und ließ am Ende sogar 13 Minuten nachspielen. Archivfoto: noveski.com
„Du führst 90 Minuten lang mit 3:1. Und dann zeigt er zehn Minuten Nachspielzeit an“, meinte Osdorf-Coach Bennet Krause den Unparteiischen Florian Pötter (FC Voran Ohe), der offenbar so viel Freude an der Partie hatte und so viel WM schaute, dass er in der Tat zehn Zeigerumdrehungen obendrauf gab. „Das ist für mich auch am Tag danach noch der absolute Knackpunkt“, befand Krause. „Ich habe auch schon viel erlebt und viele Spiele gespielt. Aber das ist am Ende des Tages einfach zu viel an Nachspielzeit!“
So viel, dass selbst neutrale Beobachter angesichts der Zahl nicht schlecht staunten. Ob Pötter die WM als Vorbild diente, blieb sein Rätsel. Fakt ist, dass am Ende sogar 13 (!) Minuten nachgespielt wurden, beide Trainer noch mit Gelb-Rot des Feldes verwiesen worden sind - und Altona das schier Unmögliche mögliche machte und das Geschehen noch gänzlich auf den Kopf stellte! „Das Problem bei so einer langen Nachspielzeit ist dann natürlich auch irgendwann der Kopf“, fand Krause trotz des geschichtsträchtigen Knockouts in der Extra-Zeit noch äußerst gut gewählte Worte. „Wenn du 3:1 führst und den Anschlusstreffer bekommst, aber weißt, dass du dich eigentlich erst in der 80. Spielminute befindest, dann macht das natürlich auch etwas mit dir. Man wird einfach total unruhig. Wir sind natürlich auch keine Kinder von Traurigkeit. Aber in dem Spiel war eigentlich nicht viel los. Wir haben ganz normal ausgewechselt, es waren keine außergewöhnlich langen Verletzungspausen.“
Ndiaye sieht glatt Rot
Osdorfs Offensivakteur Papa Ndiaye sah eine gute Viertelstunde vor dem Ende die Rote Karte. Archivfoto: noveski.com
Es fielen zwei Tore in den zweiten 45 Minuten - bis zu dem exhorbitanten Nachschlag - und gab einen Platzverweis gegen Osdorfs Papa Ndiaye, der für ein grobes Foulspiel glatt Rot sah (76.). Ein Umstand, der durchaus hart war - zumal zu Beginn der zweiten 45 Minuten eine vermeintliche Tätlichkeit von Michael Ambrosius an eben jenen Ndiaye ungeahndet blieb. Auf all das wollte Krause jedoch nicht näher eingehen und ließ es unkommentiert stehen. Einzig die immens hohe Nachspielzeit konnte er „einfach nicht nachvollziehen“, wie er zu Protokoll gab. Ein deutliches Statement ließ sich Krause dann aber doch noch entlocken: „Das ist kein Versuchsfeld von drei Schiedsrichtern, sondern da geht es um die Existenz eines Amateurvereins! Und da so Einfluss zu nehmen, finde ich einfach extrem unfair.“
Sejdija sorgt für AFC-Ekstase - Krause und Bergmann fliegen
Bujar Sejdija drehte die Partie in der sechsten sowie in der zehnten Minute der Nachspielzeit zum 4:3-Sieg für seinen AFC. Archivfoto: KBS-Picture.de
Und so konnte man sich am Blomkamp schlussendlich nichts davon kaufen, dass man sich schnell von einem ganz frühen 0:1-Rückstand durch Theo Behrmann (3.) erholte, die Begegnung durch Treffer von Christopher Grünewald (39.), Mehmet Eren (60., Elfmeter-Nachschuss) und Tim Jobmann (72.) auf den Kopf stellte und eine vermeintliche Vorentscheidung herbeiführte. Denn dann brach die bereits ausreichend erwähnte Nachspielzeit an, in der Michael Gries (90. +3) den Anschluss herstellte und Bujar Sejdija für kollektiven AFC-Jubel sorgte (90. +6, 90. +10)! Wahnsinn!
Am Ende sah nicht nur TuS-Trainer Krause noch die Ampelkate („Emotionen, die aus dem Unmut und der Enttäuschung aufkommen“), sondern auch Altona-Coach Andreas Bergmann. „Wenn du ein Spiel so drehst, dass sich da natürlich die ganze Bank freut und explodiert, dass kann ich total verstehen. Da dann hinzugehen und Gelb-Rot zu geben, weil der Jubel zu ausgiebig ist, das ist Quatsch“, sprang Krause seinem Gegenüber sogar zur Seite - trotz des aus seiner Sicht an Tragik kaum zu überbietenden Ergebnisses.
"Für die Mannschaft tut mir das total leid"
Sein abschließendes Fazit: „Das war eines unserer besten Spiele - sowohl kämpferisch als auch von der Atmosphäre. Deshalb tat mir die Mannschaft total leid. Die Köpfe waren einfach komplett leer. Keiner hatte Erklärungen. Es ist natürlich auch schwer, so etwas zu akzeptieren. Umso enttäuschender und bitterer ist es, mit leeren Händen dazustehen und die Konkurrenz parallel auch noch gewinnen zu sehen. Aber: Wir bleiben am Ball, haben noch zwei Spiele und wollen was mitnehmen!“
Bitte melde Dich an, oder registriere Dich, um Kommentare schreiben zu können