Oberliga 01

Woike: „Wir können eine ganze Menge – aber bei uns muss auch eine ganze Menge passen“

15. Oktober 2021, 10:05 Uhr

Curslack-Coach Christian Woike hofft, dass trotz der Personalnot die Wende zum Guten eingeleitet wurde. Foto: Bode

Nach der 1:3-Heimschlappe gegen den TSV Sasel, gleichzeitig die dritte Niederlage im bis dato fünften Saisonspiel, machte Curslack-Coach Christian Woike keinen Hehl aus seiner Gefühlslage: „Das ist eine herausfordernde und besondere Situation, die auch für mich als Trainer in der extremen Form neu ist“, gestand „Crille“. Er könne „der Mannschaft den Willen nicht absprechen“, aber „von acht Entscheidungen, die wir zu treffen haben, sind neun falsch“, brachte es Woike ziemlich treffend auf den Punkt. „Wir sind momentan extrem verkopft, haben keine Leichtigkeit und keine Freude. Zurzeit arbeiten wir Fußball.“

Woike pushte und trieb sein Team am vergangenen Sonntag immer wieder nach vorne. Foto: noveski.com

Doch Woike wäre nicht Woike, wenn er sich nicht gleich kämpferisch geben und positiv nach vorne blicken würde. „Man darf hinfallen, muss nur wieder aufstehen. Jetzt liegt’s an uns, ein paar Meter zu krabbeln, die Wunden zu lecken und sich ein wenig im Selbstmitleid zu suhlen, aber dann auch wieder aufzustehen und weiterzumachen und uns aus dieser Situation wieder rauszubringen!“ Gesagt, getan. Denn keine drei Wochen später sieht die Welt am Gramkowweg schon wieder ein wenig anders aus. Die Leichtigkeit ist noch immer nicht gänzlich zurück, dafür sind in den folgenden drei Spielen sieben Punkte aufs Konto gewandert.

SVCN trotzt der Verletzungsarie

Zuletzt trotzte der SVCN dem selbsternannten Regionalliga-Aufstiegsanwärter Concordia Hamburg ein 2:2-Unentschieden im Sportpark Hinschenfelde ab. „Das Kuriose ist: Wir halten einen Elfmeter in der 90. Minute und trotzdem fühlt es sich nicht so an, als ob wir einen Punkt gewonnen haben“, haben Woike und seine Mannen inzwischen wieder ein anderes Selbstverständnis. Auch, weil man sich gegen jede Menge Widerstände wehrte und stemmte. Trotz drückender Überlegenheit und etlicher Hochkaräter dauerte es lange, bis das erlösende und hochverdiente 2:0 für die Gäste fiel. Der SVCN blieb beharrlich und wurde zunächst belohnt, ließ sich dabei auch von gleich drei (!) weiteren Verletzungen – Hamed Mokhlis (41.), Marco Schubring (46.) und Özgür Bulut (77.) mussten vorzeitig die Segel streichen – nicht aus der Bahn werfen.

"Mich hat es nicht überrascht, dass wir so gestartet sind"

Neuzugang Bajram Nebija (re.) feierte nicht nur aufgrund seines Tores ein vielversprechendes Startelf-Debüt für den SVCN. Foto: noveski.com

Die Personaldecke war schon zuvor angespannt, was der Blick auf den Spielberichtsbogen offenbarte: Dort tauchte Ersatzkeeper Leon Giese als Feldspieler auf. „Eine halbe A-Mannschaft hat ja schon draußen gestanden“, unkte Woike, der damit auch den holprigen Saisonstart erklärte und begründete: „Mich hat es nicht überrascht, dass wir so gestartet sind, wie wir gestartet sind. Im Endeffekt ist es so, dass Vieles von außen herangetragen wurde. Aber ich habe es schon mal gesagt: Namen alleine machen nichts und reichen nicht aus. Man muss immer gucken, wer ist wann in welcher Verfassung, wer passt wie und mit wem zusammen – und wie lange kann man seine vermeintliche Elf auch spielen lassen.“ Und genau das sei der entscheidende Aspekt: „Wir haben ja immer durchtauschen müssen. Wie soll da ein Spielrhythmus entstehen? Wie soll da überhaupt etwas entstehen? Von daher hat es mich nicht überrascht.“

"Ich erwarte immer von meiner Mannschaft, dass sie sich wehrt"

Zu Saisonbeginn musste Woike oft Trübsal blasen - doch das soll der Vergangenheit angehören. Foto: Bode

Der Übungsleiter der „Deichkicker“ weiß genau, dass sein Team im Vorfeld der Saison „von sehr vielen Experten sehr gut gesehen“ wurde. „Die Namen laden sicherlich auch zu vielem ein, was das Träumen betrifft. Aber jeder weiß, dass Mannschaftssport eben auch aus mehreren Dingen besteht, als nur dreimal den Ball hochzuhalten.“ Eben genau das, was seine Elf am vergangenen Sonntag bei Cordi aufs Parkett brachte: Leidenschaft, Zusammenhalt, Wille und Mentalität. „Grundsätzlich ist es das, was ich von meiner Mannschaft immer erwarte, dass sie sich wehrt. Mannschaften, die ich trainiere, stehen auch ein Stück weit dafür“, so Woike anschließend. Dennoch sah er eine „sehr gute Leistung von uns“.

Eine Leistung, die ihn keineswegs positiv überrascht, sondern eine Performance, die man von seiner Equipe auch erwartet. „Ich weiß, da ich es dreimal die Woche sehe, was wir leisten können. Und wir können eine ganze Menge – aber bei uns muss auch eine ganze Menge passen“, hofft Woike nun auf den endgültigen Turnaround und auf ein Ende der Verletzungsmisere.

Autor: Dennis Kormanjos