Oberliga

„Wollen wieder da hinkommen, dass wir den Platz betreten und der Gegner weiß: Heute holen wir keinen Punkt!“

04. August 2022, 14:59 Uhr

Thomas Hoffmann (li.) und Peter Martens sind zurück auf der Trainerbank bei der TuS Dassendorf - und wollen wieder das Feuer entfachen. Foto: Bode

„Da sind sie wieder!“, verkündete die TuS Dassendorf am vergangenen Dienstag die Rückkehr des Trainerduos Peter Martens/Thomas Hoffmann. Das einstige Erfolgs-Gespann tritt die Nachfolge von Jean-Pierre Richter an – und feierte am Dienstagabend direkt die Pflichtspiel-Premiere. Im Pokal triumphierte der Hamburger Serienmeister beim klassentieferen Ahrensburger TSV (6:0) und überzeugte mit 90-minütigem Power-Fußball. „Wir haben vorher gesagt, dass wir mal wieder ein bisschen von dieser unglaublichen Stärke, die diese Truppe ja hat, auf dem Platz sehen wollen – und dazu gehört eben auch, dass die Jungs mehr auf dem Platz tun, als das unserer Meinung nach zuletzt der Fall war“, erklärte „Hoffi“ im Anschluss, ehe das zurückgekehrte „Double-Duo“ auch zu weiteren Punkten Stellung bezog…

FussiFreunde: Als die Anfrage kam, war direkt und sofort klar, dass ihr auf die Trainerbank der TuS Dassendorf zurückkehren werdet?

Zuletzt schauten sich Martens (li.) und Hoffmann nach ihrem freiwilligen Ausscheiden vor über vier Jahren die Spiele der TuS als Zuschauer an. Foto: Bode

Thomas Hoffmann: „Uns war überhaupt nicht klar, dass wir das wieder machen werden. Wir waren sogar eher Diejenigen, die Jan (Sportchef Schönteich, Anm. d. Red.) gesagt haben, dass er sich doch bitte um Alternativen bemühen möge. Ich habe sogar noch Vorschläge gemacht – und wir haben auch gesagt, dass wir uns freuen würden, wenn das klappt (lacht). Aber: Sollte es nichts werden, würden wir es machen. Und trotzdem haben wir immer noch überlegt, als uns mitgeteilt wurde, dass man nicht fündig geworden ist. Wir haben uns schon gefragt, ob es wirklich nochmal das ist, was wir wollen. Wir saßen eine ganze Zeit bei mir im Garten, haben gegrübelt und viel diskutiert. Unsere Aussage war aber auch immer: Wenn der Verein Hilfe braucht, dann lassen wir ihn nicht hängen! Die letzten Tage waren wirklich stressig. Aber das war uns ja eigentlich von vornherein klar. Es war also nicht so, dass wir sofort gejubelt haben, sondern es war schon ein etwas längerer Denkprozess.“

Peter Martens: „Wir haben uns auch Meinungen eingeholt von Leuten, die ein bisschen dran waren, was eigentlich los war. Das hörte sich alles nicht so schön an. Aber das ist jetzt auch egal und spielt keine Rolle mehr – denn das ist Vergangenheit. Jetzt geht’s los – und wir versuchen wieder, unseren Fußball in die Mannschaft reinzukriegen. So, wie wir es immer gerne gespielt haben. Der erste Schritt ist gemacht und jetzt versuchen wir, weiter in diese Richtung zu arbeiten.“

War das auch ein erster Schritt von der Mannschaft, die in der Pflicht war und eine Reaktion zeigen musste?

Im Sommer 2018 feierten Martens (li.) und Hoffmann mit der TuS das "Double" aus Meisterschaft und Pokalsieg. Foto: Bode

Martens: „Das muss man die Mannschaft fragen. Ich glaube tatsächlich, dass sich die Jungs über das, was wir von ihnen sehen wollten, gefreut haben. Wir haben die Mannschaft gefragt, ob sie sich schon dazu in der Lage sieht, im ersten Pflichtspiel bei einem wirklich guten Landesligisten das System umzustellen. Die ‚Alten‘ wussten, worum es geht. Den Neuen haben wir gesagt, wie wir es gerne hätten. Und der Tenor war: ‚Wir können das sofort spielen und brauchen auf nichts zu warten.‘ Dabei wollten wir es eigentlich erst nächste Woche spielen, weil wir da drei volle Trainingstage gehabt hätten. Aber die Mannschaft war der Meinung, dass sie das hinbekommt – und sie hat gezeigt, dass sie es kann.“

Was soll sich denn konkret unter eurer Regie ändern?

Hoffmann: „So richtig zu 100 Prozent weiß ich ja eigentlich gar nicht, was da so war. Wir haben ja nur das eine oder andere Spiel gesehen. Aber wir haben es so empfunden, dass es viel zu passiv war und wir viel zu spät in Ballbesitz gekommen sind. Aber auch, dass so ein bisschen die Emotionen gefehlt haben und nach einer Führung oft aufgehört wurde, weiterzumachen. Das ist nicht das, was wir wollen! Und ich finde auch, dass das nicht der Anspruch der Mannschaft sein kann. Es hat sich auch in den vielen Gesprächen, die wir schon geführt haben, gezeigt, dass die Jungs selbst von sich enttäuscht waren, wenn es 3:0 zur Halbzeit steht und man solch eine zweite Halbzeit ‚hindödelt‘, dass fünf Minuten nach dem Spiel alle weg sind und man denkt, man hätte einen auf den Deckel gekriegt. Das haut nicht hin. Wir wollen von dieser Granaten-Qualität, die da ist, auch mehr auf dem Platz sehen – und das auch länger als nur 60 Minuten.“

Gebt uns doch mal ein konkretes Beispiel dafür…

Thomas Hoffmann (li.) herzt Sven Möller. Nun will man gemeinsam wieder Erfolge feiern. Foto: Bode

Hoffmann: „Beim Stand von 5:0 für uns in der 80. Minute geht ‚Mölli‘ (Sven Möller, Anm. d. Red.) noch runter, setzt zur Grätsche an und holt den Ball. Für uns ist das keine große Überraschung, denn so kennen wir ihn – aber so hat man ihn vielleicht länger nicht gesehen. Und das ist eigentlich unser Ziel. Wieder mehr Feuer reinzukriegen und aktiver zu sein. Denn passiv sein ist nicht Dassendorf.“

Martens: „Das war das Ziel, nicht aufzuhören, sondern auch in der zweiten Halbzeit genau so weiterzumachen. Bei jeder Gelegenheit zu versuchen, Druck auszuüben, aktiv zu bleiben und immer Herr der Lage zu sein. Wir wissen aber auch, dass es am Freitag schon wieder ganz anders aussieht. Der Gegner ist ein anderer. Nichtsdestotrotz: Es wird nicht einfach für den ETV.“

Dieses Emotionale und Aktive lebt ihr an der Seitenlinie ja auch extrem vor...

Martens: „Es geht halt immer darum, sein Ding durchzuziehen. Wir wollen wieder da hinkommen, wo wir vor mittlerweile vier Jahren waren. Dass man diese damalige Saison nicht wiederholen und toppen kann, darüber braucht man nicht zu reden. Aber grundsätzlich wollen wir eben genau da wieder hinkommen, dass wir den Platz betreten und jeder weiß: ‚Gegen die holen wir keinen Punkt!‘ So wollen wir auftreten. Und wenn es dann mal nicht klappen oder reichen sollte, dann muss man das anerkennen und den Hut vor dem jeweiligen Gegner ziehen.“

Ist die Konstellation mit dem Trainerduo Hoffmann/Martens erstmal bis Saisonende begrenzt – oder schon auch so angedacht, dass ihr jetzt wieder zurück seid und das auch in drei, vier Jahren noch der Fall sein kann?

Das alles Entscheidende sei, dass man wieder Spaß bei der Arbeit habe, so Martens. Foto: Bode

Martens: „Das ist bis Saisonende begrenzt. Wir werden uns Ende November mit den Leuten, die im Club wichtig sind, zusammensetzen – und dann wird man hören, ob der Verein zufrieden ist. Aber auch, ob wir und die Mannschaft zufrieden sind, wie die Spiele laufen. Das alles Entscheidende ist aber: Wir möchten Spaß an der Sache haben! Denn ich bin auch ganz ehrlich: Ich hätte meine Zeit gerne weiter selbst verwaltet. Ich bin am 01.04. in Rente gegangen und habe mich wirklich darauf gefreut, meine Zeit so zu gestalten, wie ich das möchte. Das hat nun nicht wirklich geklappt (lacht). Insofern ist das Wichtigste, dass wir Spaß bei dem haben, was wir tun.“

Autor: Dennis Kormanjos