Oberliga 01

Yavuz: „Man darf nicht Ergebnis-orientiert denken und handeln“

07. Oktober 2021, 13:22 Uhr

Hakan Yavuz bei seiner Premiere als neuer Meiendorf-Trainer am vergangenen Wochenende. Foto: Kormanjos

„Eine Aufbauphase braucht Zeit, viel Arbeit, Geduld – und man darf nicht Ergebnis-orientiert denken und handeln“, lautet das Motto von Hakan Yavuz. Seit vergangener Woche ist der 46-Jährige der neue Chefcoach beim Meiendorfer SV und Nachfolger des zurückgetretenen Gökhan Acar. Der Ur-Bramstedter, der einst in der A-Jugend selbst in der Oberliga anklopfte, weiß genau, wovon er spricht. Stolze 26 Jahre (!) war Yavuz als Spieler und Trainer bei der Bramstedter TS tätig.

Bei „BT“ fand er eine ähnlich schwierige Situation wie nun an der B75 vor: „Ein großer Verein mit einer großen Vergangenheit, aber die Unzufriedenheit war groß, weil die Ergebnisse nicht gestimmt haben“, so Yavuz, der nun den Sprung aus Schleswig-Holsteins Kreisliga in die Oberliga Hamburg gewagt hat. Aber: „Fußball funktioniert in einigen Dingen immer gleich – ganz egal, in welcher Liga man sich befindet.“

Sage und schreibe 26 Jahre war Yavuz bei der Bramstedter TS als Spieler und Trainer tätig. Foto: Kormanjos

Der Erstkontakt zum MSV sei bereits ein gutes halbes Jahr her, verrät uns Yavuz nach seinem ersten Spiel als Übungsleiter. „Das war in der Corona-Pause“, erinnert er sich – und spricht damit auf sein Privat-Training mit Meiendorf-Captain Necati Agdan an. Dieser kommt ebenfalls auf Bad Bramstedt. „In Hamburg war es zu jener Zeit noch nicht möglich, wieder zu trainieren. Deshalb haben wir uns an meinen freien Tagen getroffen“, berichtet Yavuz, der Agdan schon seit dessen Zeit als Stützpunktspieler im Kreis Segeberg und als Jugendspieler beim VfB Lübeck begleitet, „da ein Verwandtschaftsverhältnis über drei Ecken besteht“. Er habe versucht, so Yavuz, „Necati ein bisschen zu lenken“.

Yavuz bereits bei Paloma und gegen "Dasse" anwesend

Dem Privat-Training habe sich nach einer gewissen Zeit auch Meiendorfs Führungsspieler und Sportlicher Leiter, Mustafa Ercetin, angeschlossen, um sich fit für die neue Saison zu machen. Und so traten auch Yavuz und dessen Vorgänger Gökhan Acar in Kontakt, um sich über den jeweiligen Zustand der Spieler und die Möglichkeiten in „SH“ auszutauschen. Dass sich Yavuz die Spiele des MSV bei Paloma (0:1) und gegen Dassendorf (1:5) bereits als Zuschauer angesehen habe, sei „wirklich der pure Zufall“ und nur den guten Beziehungen zu den Spielern zuzuschreiben gewesen. Als es dann jedoch ernster wurde, Acar seinen Rücktritt erklärte und Meiendorf kurzfristig einen Nachfolger brauchte, ging alles ganz schnell.

"Ich bin kein Zauberer, sondern nur ein Trainer mit Ideen"

Meiendorf-Kapitän Necati Agdan begleitet Yavuz bereits seit dessen Jugendtagen. Über ihn kam auch der Kontakt zum MSV zustande. Foto: Noveski.com

Dass der Club von der B75 für Trainer alles andere als ein leichtes Pflaster sei, wie die jüngere Vergangenheit gezeigt habe, ist Yavuz neu: „Diese Info höre ich zum ersten Mal, da ich zuletzt zwar die Ergebnisse gesehen, aber keinerlei Hintergrundinformationen habe. Es war auch kein Thema, als wir uns unterhalten haben.“ Davon abgesehen, sei es nun seine Aufgabe, „der Mannschaft eine gewisse Idee zu vermitteln, die Stärken hervorzuheben und an unseren Schwächen zu arbeiten. So sehe ich meine Aufgabe. Daran werde ich dreimal in der Woche arbeiten.“ Allerdings betont der neue Mann auf der Meiendorfer Kommandobrücke auch: „Ich bin kein Zauberer, sondern nur ein Trainer mit Ideen. Ich habe den Fußball auch nicht erfunden. Aber ich habe meine Philosophie, mit der ich auch in der Vergangenheit gut gefahren bin. Und ich werde versuchen, diese Philosophie auf Oberliga-Niveau und auf die Jungs zu übertragen. Dann hoffe ich, dass es zeitnah auch in etwas Zählbares umgemünzt wird.“

"Die Corona-Pause hat dieser Truppe mehr geschadet als anderen Teams"

Apropos Philosophie: Wie genau sieht Yavuz‘ Idee vom Fußball aus? „Es gibt zwei Hauptphasen: Entweder der Gegner oder man selbst hat den Ball. In beiden Fällen muss jeder wissen, wie er sich zu verhalten hat, in welcher Zone er sich zu bewegen hat, und wie er seinem Mitspieler mit oder eben gegen den Ball hilft.“ Seine Devise: „Wir verteidigen Ball- und Mitspieler-orientiert.“ Im ersten Spiel gegen Sasel (0:6) setzte es – nach guter Anfangsphase – eine deftige Niederlage. Die nächste deutliche Schlappe. Yavuz‘ erste Erkenntnisse nach kurzer Zeit im Amt: „Es steckt sicherlich viel drin in dieser Truppe. Aber die Corona-Pause hat dieser Mannschaft definitiv mehr geschadet als anderen Teams. Das kann man so sagen“, ehe er anfügt: „Kondition ist etwas anderes als Spiel-Kondition.“ Letzteres habe gefehlt, was die Auflösungserscheinungen in der Schlussphase untermauern.

"Haben eine Klatsche gekriegt, sind aber definitiv zu viel mehr in der Lage"

Meiendorfs neuer Trainer Hakan Yavuz gibt Anweisungen am Spielfeldrand. Foto: Kormanjos

Auch deshalb setzt Yavuz auf Zeit – und sagt: „Wenn wir 1:1 gespielt hätten, wäre ich mit einigen Dingen genauso unzufrieden, wie nach dem 0:6. Die Spieler müssen sich klarmachen: Wir haben eine Klatsche gekriegt, ja. Aber wir sind definitiv zu viel mehr in der Lage!“ Dass er selbst für Langfristigkeit steht, hat Hakan Yavuz bei BT eindrucksvoller unter Beweis gestellt. „Wir haben uns hier definitiv nicht zusammengeschlossen, um die Zeit jetzt Feuerwehrmann-mäßig zu überbrücken. Das soll schon darauf hinauslaufen, dass man gemeinsam auf etwas hinarbeitet. Aber ich bin genau so wenig Hellseher, wie ich Zauberer bin.“ Er werde sich „bemühen, mich einzubringen und das zu vermitteln, was ich vorhabe“. Aber im Fußball weiß man nie – und in Meiendorf ohnehin nicht…

Autor: Dennis Kormanjos