Am Sonntag empfingen die Alsterbrüder den USC Paloma, der noch eine Rechnung mit dem Gastgeber zu begleichen gedachte. Der Aufsteiger hatte den „Tauben“ nämlich im Hinspiel trotz Unterzahl und nur wenigen eigenen Chancen eine empfindliche 0:2-Niederlage beigebracht.

Nachdem die Alsterbrüder nach einer indiskutablen Leistung gegen Süderelbe (2:7) am letzten Wochenende gegen Dassendorf trotz erheblicher Personalprobleme immerhin eine passable Leistung boten (1:3), ging es an diesem Samstag erneut in den Kreis Herzogtum Lauenburg. Diesmal allerdings zum Tabellen-Schlusslicht Düneberger SV, wo mit Erdinc Özer und Yasin Cilingir nach der Demission von André Wengorra die vormaligen Co-Trainer erstmals die Verantwortung als gleichberechtigtes Trainergespann übernahmen.

„Meine Fresse!“, schimpfte Martin Harnik nach Schlusspfiff beim Gang zur Bank, um dann vor Wut eine Wasserflasche auf den Boden zu „pfeffern“. Der Top-Torjäger der TuS Dassendorf war nicht etwa gefrustet, weil er und seine Mannen im Meisterschaftskampf Federn lassen mussten, sondern echauffierte sich darüber, dass „alle einen Schritt weniger“ gemacht hätten – und sprach damit auf die zweite Halbzeit an. Und so fühlte sich der 3:1-Erfolg – vor allem dank eines einmal mehr starken Harnik – gegen den FC Alsterbrüder (alle Highlights im LIVE-Ticker) am Ende nur bedingt wie ein Sieg an. Das Positive: „Drei Punkte geholt“, so TuS-Trainer Thomas Seeliger. Aber: „Mit dem Ergebnis sind wir semi-zufrieden. Das war mir in der zweiten Halbzeit viel zu wenig, was wir da als Mannschaft abgeliefert haben!“

„Wir gewinnen jetzt bei Alsterbrüder!“, versprach Stefan Arlt seinen Mannen im Teamkreis nach dem siebten sieglosen Liga-Spiel in Folge gegen den Niendorfer TSV (0:0). „Es ist natürlich eine Gefühlssache“, entgegnete der Cheftrainer des FC Süderlebe auf Nachfrage. „Auf der anderen Seite bin ich jeden Tag mit der Mannschaft auf dem Platz und weiß, wie fleißig die Jungs trainieren. Und mit Ausnahme des Heimspiels gegen HR war die Leistung immer gut bis sehr gut. Wir hatten viel Dampf und Tempo im Spiel, uns fehlte einfach immer so ein bisschen das Spielglück. Letztendlich kann man das zwar auch so ein Stück weit erzwingen, trotzdem haben wir immer viel investiert. Ich sehe das ja anhand der Statistiken. Deswegen war ich mir ziemlich sicher: Wenn wir so weitermachen wie in den letzten Spielen, alle gesund sind und bleiben – und das sah in der letzten Woche nach dem Spiel so aus, daher auch der Optimismus auf dem etwas größeren Platz –, dass wir dann einfach bessere Möglichkeiten kriegen, um dann wirklich auch mal zuzuschlagen.“

Es war wahrhaftig eine faustdicke Überraschung, als der FC Alsterbrüder vor genau zwei Wochen das Ende der Zusammenarbeit mit Cheftrainer Jörn Großkopf bekannt gab. „Zu diesem Entschluss ist der Vorstand des FCA nach Gesprächen mit der Mannschaft gekommen“, hieß es in der Mitteilung des Vereins. Während Lennart Förster, Vorstandsvorsitzender der Alsterbrüder, meint: „In den vergangenen Wochen hat sich der Eindruck verfestigt, dass Jörn der richtige Trainer zur richtigen Zeit war, es nun für die kommende Saison jedoch einen anderen Impuls braucht. Diesen wollen wir mit einem neuen Trainer setzen.“

Aufgrund der Gelb-Roten Karten gegen Cheftrainer Erhan Albayrak und Co-Trainer Benjamin Hübbe beim hart erkämpften 3:2-Erfolg über den SC Victoria Hamburg kam es auf der Bank des FC Türkiye zum großen Comeback von Vereins-Urgestein Klaus Klock. Zusammen mit Faraz Farbin coachte „Klocki“ die Wilhelmsburger im Heimspiel an der Fährstraße gegen den FC Alsterbrüder um Ex-Coach Jörn Großkopf. „Die Trainer haben sämtliche Vorgaben gemacht – ob nun die Standardzuteilung oder die Aufstellung – und auch die Marschroute vorgegeben“, verriet Manager Klock, der nach dem nervenaufreibenden Spiel konstatierte: „Ich bin froh, dass ich jetzt wieder in meinen Alters-Ruhestand zurückdarf!“

Die Ansprache im Mannschaftskreis fiel kurz aus. Sehr kurz sogar. Nach einer turbulenten Woche und der Bekanntgabe, dass Jörn Großkopf in der kommenden Saison kein Cheftrainer mehr beim FC Alsterbrüder sein wird (HIER mehr dazu), trotz überaus erfolgreicher Arbeit, ging es für den 57-jährigen Fußballlehrer ausgerechnet im ersten Spiel gegen seinen „Herzensverein“ HEBC (alle Highlights im LIVE-Ticker). Doch zurück zu Großkopfs Ansprache nach den 90 Minuten: „Vielen Dank“, hauchte er jedem einzelnen Spieler zu – und entließ seine Mannen in den Fußball-Feierabend.

15. Mai 2022: Jörn Großkopf schafft Historisches. Der Fußballlehrer führt den FC Türkiye zurück in die Oberliga und feiert nur wenige Augenblicke später den Doppel-Aufstieg. Denn: Fast zeitgleich gelingt seinem neuen Club, dem FC Alsterbrüder, im Fernduell mit dem FC Teutonia 05 II der kaum mehr für möglich gehaltene Sprung in die Landesliga. War jenes Kunststück schon ein wahrer Kraftakt, so märchenhaft war das, was Großkopf in der Folge mit den Mannen vom Walter-Wächter-Platz vollbrachte. Eine Erfolgsgeschichte, die ihresgleichen sucht! Vom Durchmarsch ins Hamburger Fußball-Oberhaus, über den Einzug in das Pokal-Halbfinale – bis hin zu einer Oberliga-Saison, die gespickt mit einer ganzen Reihe an Höhepunkten in die Historie des Vereins eingehen wird. Umso überraschender und unverständlicher scheint das, was der FCA nun – ausgerechnet vor dem Duell mit Großkopfs Herzensverein HEBC – verlauten lässt!

„Ganz klar: Wir haben noch eine Rechnung offen!“, waren die Gedanken an die herbe 2:7-Abreibung aus dem Hinspiel gegen den „kleinen Bruder“ bei Michel Massing, Liga-Manager des SC Victoria Hamburg, noch immer überaus präsent. Und pünktlich zur großen Revanche gegen den im Jahr 1948 aus der Reserve-Mannschaft Vickys abgespalteten FC Alsterbrüder feierte der Hamburger Rekordmeister ein ganz besonderes Jubiläum: Der im Jahr 1895 gegründete SCV absolvierte ausgerechnet im Derby laut der historisch immer bestens informierten „Hafo-Statistikzentrale“ das 1.895 Oberliga-Spiel. Doch nicht nur deshalb gab sich Massing im Vorfeld der Partie (alle Highlights im LIVE-Ticker) enorm kämpferisch und siegessicher: „Ich bin mir sicher, wir gewinnen das Derby in unserem Stadion!“

Wenn der „kleine Bruder“, der FC Alsterbrüder, zu Gast ist, dann ist Derby-Time an der Hoheluft. Warum „kleiner Bruder“? Entstanden ist der FC Alsterbrüder, als sich 1948 die damalige Reservemannschaft des SC Victoria Hamburg abspaltete. Das Hinspiel ging mit 7:2 deutlich an die Jungs vom Walter-Wächter-Platz. „Ganz klar: wir haben noch eine Rechnung offen!“, freut sich Vicky-Ligamanager Michel Massing auf das Spiel am Freitagabend, 19:30 Uhr Anstoß. „Umso mehr freut mich, dass die ‚Hamburger Jungs‘ es möglich machen, dass der Eintritt an diesem Abend kostenlos ist und wir das Derby wahrscheinlich vor 1000 Zuschauern zelebrieren können. Beider Vereine habe ihre Anhängerinnen und Anhänger mobilisiert und ich erwarte ein tolles Derby-Fest im Stadion an der Hoheluft.“