Testspiel

4:3 nach 0:3: Alsterbrüder mit Comeback-Qualitäten gegen Ex-ETV-Widersacher

Geschaffte Alsterbrüder bei tropischen Temperaturen nach dem 4:3-Sieg beim OSC Bremerhaven in der Nachbesprechung. Foto: Klaas Dierks

Zum Abschluss ihres kräftezehrenden Trainingslagers in der Nähe von Cuxhaven testete der Oberliga-Aufsteiger FC Alsterbrüder am Sonntagmittag in brütender Sommerhitze gegen den OSC Bremerhaven aus der Bremen-Liga im Rahmenprogramm der Spikaer Sportwoche. Vor etwa fünf Wochen waren die Olympischen knapp in der Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord gescheitert und bereiten sich nun mit einigen neuen Spielern und neuem Trainer auf den nächsten Versuch vor, wieder oben mitzumischen. Dem FCA geht es dagegen vorranging darum, die neuen Spieler schnell zu integrieren, um im Hamburger Oberhaus die Klasse zu halten.

Meiko Gagelmann bringt den OSC Bremerhaven in Führung und lässt Moritz Junge keine Abwehrchance. Foto: Klaas Dierks

Aufgrund der großen Hitze ist jeweils eine Trinkpause pro Halbzeit vereinbart. Bis zu dieser Unterbrechung in der ersten Halbzeit entwickelt sich das Spiel bis zur 22. Minute zu einem Duell auf Augenhöhe. Der OSC präsentiert sich im Abschluss als etwas gefährlicher, ohne jedoch das Tor der Hamburger ernsthaft in Gefahr zu bringen. Die zeigen sich trotz der Belastungen der letzten Tage als überraschend spielfreudig und über weite Strecken kombinationssicher, auch im Verbund mit den Neuzugängen. Was noch fehlt, sind gute Abschlüsse.

Gespielt wird auf Naturrasen, der von den engagierten Spikaer Gastgebern noch am Vortag gewalzt worden ist. Trotzdem erweist sich das Geläuf als holprig und führt so zu dem einen oder anderen Stockfehler. So kommen die Bremerhavener nach der ersten Trinkpause nach etwa 30 Minuten zu einer Ecke, die durch Meiko Gagelmann per Kopf überzeugend zum 1:0 in die Maschen gedrückt wird. Schon zwei Tage zuvor hatten die Alsterbrüder gegen den Bezirksligisten RW Cuxhaven (4:2) per Ecke einen Treffer hinnehmen müssen.

Per Doppelschlag: Bremerhaven erhöht auf 3:0

Neuzugang Janek Bundt (li.) leitet die Aufholjagd mit seinem Anschlusstreffer zum 1:3 ein. Foto: Klaas Dierks

Nur sieben Minuten später bringt ein feiner Spielzug der Bremerhavener das 2:0. Ein weiter Diagonalpass aus dem Mittelfeld von rechts auf links findet Daniel Hoffmann etwa 25 Meter vor dem gegnerischen Tor. Mit seinem Antritt zieht der Ex-Spieler vom FC Oberneuland an zwei Verteidigern vorbei, nach innen und schiebt den Ball abgeklärt von der Kante des Fünfmeterraumes flach rechts ins lange Eck. Und nur drei Minuten später erhöhen die Bremerhavener sogar auf 3:0. Wieder wird das Spiel clever verlagert, der Ball kommt zu Marvin Wema, der aus circa acht Metern draufhält. Moritz Junge ist noch dran, kann den Einschlag aber nicht verhindern. Deutet sich da eine Packung für die Hamburger an?

Bundt-Tor als Ergebniskosmetik?

Das 2:3: Wuchtig und entschlossen schädelt Jakob Kollotzek (2. v. li.) ein. Die Alsterbrüder sind zurück im Geschehen! Foto: Klaas Dierks

Fast scheint es so, zumal Wema nach schönem Zuspiel im Sechzehner in aussichtsreicher Position das 4:0 auf dem Fuß hat. Aber der Ball geht über das Tor. Die Hamburger fangen sich nach diesen schwarzen Minuten langsam wieder und knüpfen an ihre Leistung von vor der Trinkpause an. Hinten steht man jetzt sicherer und nach vorne geht was: In der 45. Minute wird Janek Bundt, Neuzugang vom HEBC, von Carl Janta bedient und der verwandelt zum 1:3 aus acht Metern mittiger Position flach ins rechte Eck. Ergebniskosmetik – oder geht da noch was?

Kurz nach Wiederanpfiff zur zweiten Halbzeit bekommt Lorenz „Lori“ Hertwig die erste Chance zum 2:3, aber weder ihm noch dem eingewechselten Rateb Noori, der aus der Zweiten Mannschaft hochgezogen worden ist und das Angriffsspiel der Hamburger sichtlich belebt, ist Erfolg beschieden. Nooris Chance wird auf der Linie vom Bremerhavener Verteidiger Toni Hennen zur Ecke geklärt. Auf der anderen Seite kann Trainersohn Jari-Pekka Ley einen Schnitzer im Aufbauspiel der Alsterbrüder nicht nutzen. Sein Ball zischt über das Tor. Neun Minuten später wirbelt wieder Noori über links, bringt den Ball am Keeper des OSC vorbei aufs Tor – und wieder klärt Hennen auf der Linie zur Ecke. Trinkpause.

Kollotzek köpft ein - Alsterbrüder zurück

Ein sehr engagierter Alsterbrüder-Erfolgscoach Jörn Großkopf an der Seitenlinie. Foto: Klaas Dierks

Wie in der ersten Halbzeit wird der Eckball nach der Trinkpause ausgeführt. Wieder gut getreten, findet die Kugel nun den Kopf von Jakob Kollotzek, der den Ball genauso kompromisslos verwandelt, wie in der ersten Halbzeit auf der gegnerischen Seite Gagelmann. 2:3. Die Alsterbrüder sind dran und kämpfen. Der OSC scheint beeindruckt, agiert nicht mehr so konsequent wie zuvor. Aber auch die Hausherren erspielen sich nach wie vor Chancen. Sechs Minuten nach dem Gegentreffer haben die Alsterbrüder Glück, dass Jan-Niklas Kersten nur die Latte trifft. Er ist zusammen mit einigen anderen Spielern, wie zum Beispiel Hennen und Ley zu Saisonbeginn mit dem neuen Trainer vom LTS zum OSC gewechselt.

Janta vom Punkt, Noori per Chip: 4:3 für den Oberliga-Aufsteiger

Konrad Janta besorgt vom Punkt den 3:3-Ausgleich. Foto: Klaas Dierks

Dann sind wieder die Hamburger am Zug, setzen gut nach im Sechzehner des Gegners, erobern den Ball und Bundt ist nur durch ein Foul zu stoppen. Elfmeter. Trotz Protest und Verunsicherungsversuchen des Bremerhavener Keepers bleibt Konrad Janta cool und verwandelt sicher zum Ausgleich. Damit hätten nach dem 0:3 wahrscheinlich nur Hardcore-Optimisten gerechnet. Doch auch die Bremerhavener beweisen Moral, wollen den Sieg.

Ein Spieler des OSC hat den Führungstreffer auf dem Fuß, aber der einsatzfreudige Davidson Tagné klärt im Zusammenspiel mit Keeper Junge in höchster Not. Fast im Gegenzug dann sogar noch der Siegtreffer zum 4:3: Einen Fehler im Aufbauspiel nutzen die Alsterbrüder gedankenschnell. Dauerläufer Bastian Sticken bedient Konrad Janta, der weiterleitet auf Rateb Noori, der nun, allein vor dem herausstürmenden Torwart Torge Wiedenroth, den Ball abgeklärt vorbei am Keeper ins Netz chippt. Kein Toni Hennen diesmal auf der Linie – der Ball ist drin.

"Ich bin super zufrieden!"

Das 4:3 nach 0:3-Rückstand: Rateb Noori (Mi.) vollendet einen toll vorgetragenen Konter per Chip zum Sieg. Foto: Klaas Dierks

Kurz darauf hat Sticken noch die Chance auf das 5:3, doch sein Schuss nach Vorarbeit von Bundt knallt aus circa sieben Metern an die Latte. So bleibt es beim 4:3 für die Hamburger nach 0:3-Rückstand. Eine starke Leistung des Teams, vor allem, wenn man bedenkt, dass eine Reihe potentieller Stammspieler der Alsterbrüder aus Urlaubs- und Krankheitsgründen nicht am Trainingslager teilnehmen konnten. Kein Wunder also, das Fazit von Trainer Jörn Großkopf in Bezug aufs Spiel und das Trainingslager: „Ich bin super zufrieden!“

Und auch deswegen gönnte sich noch so mancher vom Trainerstab und den Spielern vor der Abreise nach Hamburg auf dem Platz des Gastgebers SV Spieka 1954 einen der dort lecker zubereiteten Burger. In der nächsten Woche testen die Alsterbrüder noch zweimal. Am Samstag gegen Borssum und am Sonntag gegen den TuS Osdorf. Dann kommt schon der Pokalknaller gegen den „Mutterverein“ SC Victoria an der Hoheluft.

Klaas Dierks