RL Nord Abstiegsrunde
31. Spieltag


Altona 93

1

:

2


BSV SW Rehden

Anpfiff

So - 08.05. 14:00 Uhr

Spielstätte

Adolf-Jäger-Kampfbahn

Zuschauer

580

Schiedsrichter

Bendowski (Lübeck)

Regionalliga-Abstiegsrunde

AFC-Abstieg besiegelt: „Natürlich ist das scheiße – aber ich bin schon im Aufbaumodus“

Ein niedergeschlagener Dren Feka (vo.) - im Hintergrund jubelnde Gäste aus Rehden. Foto: MSSP-Sportphoto

Die Ausgangslage war klar: Der Altonaer Fussball-Club musste gegen den BSV Rehden (alle Highlights im LIVE-Ticker) einen Sieg einfahren, um die Minichance auf den Klassenverbleib in der Regionalliga Nord am Leben zu halten. Schon ein Punktgewinn wäre im Falle eines Sieges der U23 vom FC St. Pauli zu wenig gewesen – und gleichbedeutend mit dem Abstieg ins Hamburger Oberhaus. Nachdem der AFC schon in den vergangenen Jahren von den jeweiligen Corona-Abbrüchen profitierte, erwies man sich nun erneut als zäher Widersacher. Die „Bergmänner“ waren gewillt, den vorzeitigen Absturz in die Oberliga zu verhindern!

Der frühe Traumstart: Dominik Akyol (re.) trifft per Fallrückzieher zum 1:0 für den AFC. Foto: MSSP-Sportphoto

Genau 120 Sekunden waren auf der alt-ehrwürdigen Adolf-Jäger-Kampfbahn gespielt, als Diego Berendsohn einen Ball erlief und im Spiel hielt, Leon Mundhenk vom rechten Flügel scharf flankte – und Dominik Akyol auf einmal zum Fallrückzieher ansetzte. Der artistische Versuch aus acht Metern zentraler Position titschte einmal auf und schlug im rechten Toreck ein! Tosender Jubel bei den 870 zahlenden Zuschauern und beim Kunstschützen! „Ich hab‘s ja schon in den letzten Spielen ein ums andere Mal versucht. Heute hat sich wieder die Möglichkeit geboten. Glücklicherweise ist er diesmal reingegangen“, so Akyol. Doch um es vorweg zu nehmen: „Leider ist das Spiel am Ende wieder so unglücklich ausgegangen, dass man sich nicht wirklich darüber freuen kann.“

"Natürlich tut das weh! Ich bin noch nie abgestiegen"

Kein Altonaer hat den alleingelassenen Kamer Krasniqi (2. v. re.) auf dem Zettel - 1:1. Foto: MSSP-Sportphoto

Genauer gesagt: Altona 93 ist abgestiegen! Da die „KIezkickerchen“ daheim den HSC Hannover mit 4:1 schlugen und der AFC in den Schlussminuten die Führung in einem äußerst niveauarmen Spiel gegen über weite Strecken biedere Gäste aus Rehden herschenkte, muss Altona 93 in der kommenden Spielzeit wieder in Hamburgs Fußball-Beletage ran. „Natürlich tut das weh! Ich bin noch nie abgestiegen“, haderte Torschütze Akyol – und fügte an: „Mir tut der Gedanke umso mehr weh, da wir uns als Mannschaft nie aufgegeben haben.“

Doch letztendlich muss man so ehrlich sein, dass es hinten und vorne nicht für die Regionalliga gereicht hat. Gegen Rehden erlebte man ein Spiegelbild der gesamten Saison. „Es war nicht so, dass Rehden groß am Drücker war. Aber leider sind wir kurz vor Schluss wieder einmal nicht wach und werden dafür bestraft. Es war wie immer“, unkte Akyol, der zwei Zeigerumdrehungen vor Ultimo mit ansehen musste, wie der eingewechselte Ex-Profi Addy-Waku Menga nur vier Minuten nach seiner Einwechslung eine Flanke von Kevin Colemann passieren ließ. Der vorher unglücklich im Abschluss agierende Kamer Krasniqi stand blitzeblank und hatte keine Mühe mehr – 1:1 (88.)!

Ex-Profi Waku Menga macht dem AFC den Garaus

So richtig freuen konnte sich Dominik Akyol über sein Traumtor nicht. Viel mehr haderte der Angreifer mit dem Last-Minute-Knockout. Foto: MSSP-Sportphoto

Und es sollte noch schlimmer kommen: In der Nachspielzeit reichte ein einfacher Steckpass durchs Zentrum aus, um Waku Menga erneut in Position zu bringen. Freistehend nahm er das Geschenk dankend an und sorgte für den endgültigen Abgesang des AFC (90. +1)! „Wir müssen nach vorne gucken, positiv denken und den Fokus auf das Pokalfinale richten“, wusste Akyol, dass man sicherlich nicht erst am Sonntagnachmittag, als es auch faktisch besiegelt wurde, abgestiegen war. „Wir waren in vielen Spielen nicht groß unterlegen. Oft fehlte uns einfach das Spielglück. Es waren viele Sachen gut. Die gilt es, jetzt auszubauen“, richtete der Angreifer den Blick bereits nach vorne.

Nach den „vielen englischen Wochen“ und den Ausfällen der eigentlichen Stammkräfte Hendrik Bombek, Noah Gumpert (beide verletzt) und Andre Wallenborn (gesperrt) ging Altona 93 in der Schlussphase die Puste aus. Dennoch: „Wir kassieren wieder zwei dumme, naive Tore! Das passiert uns ja nicht das erste Mal. Aber heute nervt es mich ganz besonders. Und das Gefühl ist auch wieder das gleiche, dass man so viel investiert – und doch mit leeren Händen dasteht“, bilanzierte Bergmann.

"Den Jungs war doch klar, dass die Wahrscheinlichkeit sehr gering war"

Rehden jubelt, der AFC trauert: Altona 93 ist in die Oberliga abgestiegen. Foto: MSSP-Sportphoto

Und wie beurteilte der Cheftrainer den Regionalliga-Knockout für den Hamburger Traditionsverein? „Mich kratzt gerade das Spiel. Nichts anderes“, wollte er zunächst ein wenig beschwichtigen, ging dann aber doch noch etwas näher ins Detail: „Den Jungs war doch auch ganz klar, dass die Wahrscheinlichkeit, es noch zu schaffen, sehr gering war. Für mich ist es auch eine ganz neue Erfahrung. Aber ich denke, ich kann das ganz richtig einschätzen. Ich weiß, mit welchem Herzblut hier gearbeitet wird. Und ich glaube, wir haben auch die Leute nicht enttäuscht, so wie wir gespielt haben, sonst hätten wir nicht so einen Zuspruch gehabt. Das ist einmalig!“

"Es gehört dazu, gewisse Dinge mit- und hinzunehmen"

AFC-Keeper Anton Matthäi (re.) kann es nicht fassen, Armel Gohoua (Mi.) hockt niedergeschlagen auf dem Boden - und auch Incheol Choi ist ernüchtert. Foto: MSSP-Sportphoto

Nichtsdestotrotz sei es „natürlich scheiße, abzusteigen“, machte der einstige Bundesliga-Coach keinen Hehl daraus. „Aber ich bin eigentlich schon viel mehr im Aufbaumodus, weil wir hier etwas Langfristiges vorhaben. Und da gehört es auch dazu, gewisse Dinge auf dem Weg mit- und hinzunehmen.“ Unmittelbar nach dem Spiel musste er nicht allzu viele Worte an seine Mannen verlieren: „Wir gucken uns an – und wissen, was los ist. Die Jungs haben immer gezeigt, dass sie aufstehen und weitermachen. Und das Schöne ist, dass wir uns dieses Pokalfinale erarbeitet haben“, will man zumindest einen positiven Saison-Abschluss feiern.