Oberliga Hamburg
20. Spieltag


Altona 93

5

:

2


FC Union Tornesch

Anpfiff

Sa - 19.11. 15:30 Uhr

Spielstätte

Adolf-Jäger-Kampfbahn (Rasen)

Zuschauer

--

Schiedsrichter

Gerhard Alexander Ludolph

Oberliga und WM

AFC setzt deutliches Zeichen: „Boycott Qatar 2022“

Im Heimspiel gegen Union Tornesch lief Altona 93 mit Sonder-Triktos mit dem Slogan "Boycott Qatar 2022" auf. Foto: KBS-Picture.de

„Einmischen statt einschalten!“ Ein Slogan, der beim Altonaer Fussball-Club gelebt wird. Am Rande des Heimspiels gegen den FC Union Tornesch (5:2) machte der Hamburger Traditionsverein deutlich, was man an der alt-ehrwürdigen Adolf-Jäger-Kampfbahn von der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar hält - nämlich nicht viel. Nicht nur das. Der AFC setzte auch ein deutliches Zeichen!

Auch auf einem Banner prangte ein Q in der Form eines Fußballs, an dem eine Kette befestigt ist – was an eine Sträflingskugel erinnert. Ein Verweis auf die Menschenrechtsverstöße. Foto: KBS-Picture.de

Der Altonaer Fussball-Club lief im Heimspiel gegen Tornesch nicht mit den regulären und allseits bekannten Heim-Outfits, sondern mit einer ganz spezielle Trikot-Version auf - denn: Auf der Brust prangte der Schriftzug der Kampagne „Boycott Qatar 2022“. Die Fahne der von Altona 93 ausdrücklich unterstützten Aktion hängt bereits seit mehreren Spieltagen an der Adolf-Jäger-Kampfbahn am Zaun. „Mit den ‚Boycott Qatar 2022‘-Trikots möchte der Verein ein Zeichen setzen. Ein Zeichen für Menschenrechte, für Toleranz, Gleichheit und Klimaschutz, denn es handelt sich hierbei um Werte und Ziele, die auch Altona 93 vertritt und die der Verein durch die Weltmeisterschaft, die gerade in Qatar gestartet ist, missachtet beziehungsweise verletzt sieht“, heißt es dazu auf der Homepage des Clubs.

"Die WM steht für vieles, woran (nicht nur) der moderne Fußball krankt"

Armel Gohoua (li.) sieht "ein Turnier nicht für die Fußballfans, sondern für die geldgeilen Funktionäre". Foto: KBS-Picture.de

Und weiter: „Altona 93 vertritt eine Weltanschauung, in der soziale oder ethnische Herkunft, Geschlecht, sexuelle Orientierung und Religionszugehörigkeit keine Rolle spielen. Als Verein positionieren wir und insbesondere auch unsere Fans klar gegen Diskriminierung und für die Einhaltung sowie die Verbesserung von Menschenrechten. Der Verein gehört zur ‚Fair Trade Stadt Hamburg‘ und arbeitet fortwährend an fairem Handel und Nachhaltigkeit. Deshalb boykottieren wir die Weltmeisterschaft in Qatar. Sie steht für vieles, woran (nicht nur) der moderne Fußball krankt.“ Dabei geht es dem AFC insbesondere um die Themen: Menschenrechte, Toleranz und Diskriminierung sowie Klimaschutz.

"Das ist für Altona 93 nicht hinnehmbar"

„Unabhängig davon, wie viele Gastarbeiter im Rahmen der WM-Bauarbeiten verstorben sind – hierüber gibt es keine validen Zahlen, ist doch dokumentiert, unter welchen Bedingungen sie dort arbeiten mussten – und zu welchem Lohn. Es ist für den AFC nicht hinnehmbar, dass Menschenrechte im Namen des Geldes über Bord geworfen werden.“ Auch in Bezug auf die nicht vorhandene Toleranz und Diskriminierung hat man eine klare Haltung: „Erst jüngst bewies der WM-Botschafter des Landes Qatar, dass Toleranz in seinem Land keine Rolle spielt, indem er die sexuelle Selbstbestimmung in Frage stellte und homosexuelle Menschen diskriminierte. Das ist für Altona 93 nicht hinnehmbar.“ Zum Thema „Bau und Rückbau von Stadien und Infrastruktur und auch Mobilitätslösungen“ befindet man: „Von der nachhaltigsten WM aller Zeiten kann unseres Erachtens keine Rede sein. Erst recht nicht, wenn in Zeiten einer Energie- und Klimakrise Stadien in einem Wüstenstaat gebaut und dann aufwändig, finanz- und ressourcenintensiv klimatisiert werden.“

"Mir fehlt jegliches Fußballfieber"

Auch Minou Tsimba-Eggers (re.) vertritt eine klare Meinung und Haltung zur WM in Katar. Foto: KBS-Picture.de

Boykott heiße aber nicht, „dass man keinen Fußball schaut. Nur eben nicht Polen gegen Saudi-Arabien, sondern stattdessen U16-Oberliga, Grün-Weiß Harburg gegen den AFC. Soll keiner sagen, Boykott sei eine trostlose Haltung!“

Der Verein bekennt Farbe. Auch AFC-Chefcoach Andreas Bergmann nahm in der Stadionzeitung des AFC vor der Partie gegen Tornesch kein Blatt vor den Mund: „Am schlimmsten finde ich: Mir fehlt jegliches Fußballfieber. Die Rahmenbedingungen sind furchtbar. Das Regime in Katar, die Verletzungen der Menschenrechte, das ist das eine. Aber schlimm finde ich auch, wie der Fußball gekauft wird. Dabei ist die FIFA doch unser aller Verband – und der zeigt sich immer mehr als korrupt.“ Er unterstütze die Boykott-Bewegung und „hasse es, mich nicht darauf zu freuen“.

"Ein Turnier nicht für die Fußballfans, sondern für die geldgeilen Funktionäre"

Auf dem Platz versprühten Michael Gries (li.), Armel Gohoua und Co. am vergangenen Samstag viel Freude. Foto: KBS-Picture.de

Minou Tsimba-Eggers, Mittelfeldspieler des AFC, sagte in der Stadionzeitung, dass er „ein unbehagliches Gefühl“ habe. „Da sind Dinge passiert, so fernab jeder Menschenwürde, die zeigen, dass Geld wichtiger ist als der Sport. Stark, wie groß diese Boykott-Bewegung zuletzt geworden ist. Nur fürchte ich: Für die Funktionäre ändert das nichts.“ Mitspieler Armel Gohoua: „Normalerweise bin ich schon zwei Monate vor dem Eröffnungsspiel heiß drauf. Diesmal ist das traurig, ein Turnier nicht für Fußballfans, sondern gefühlt für die geldgeilen Funktionäre zu haben. Ich unterstütze die Boykott-Bewegung vollkommen. Es wird einige Zeit brauchen, bis man sich da reingefühlt hat in diese WM – egal, ob man Spiele schaut oder nicht.“ Ragnar Törber, Zweiter Vorsitzender des Clubs, habe sich „persönlich fest vorgenommen, nicht einzuschalten“. Auf AFC-Sicht steht fest: „Weltmeisterschaft in Katar: Ohne uns!“