Regionalliga Nord
2. Spieltag


Altona 93

1

:

2


VfB Lübeck

Anpfiff

Mi - 31.07. 19:00 Uhr

Spielstätte

Adolf-Jäger-Kampfbahn

Zuschauer

2531

Schiedsrichter

Yannick Rath (TSV Osterholz-Tenever Bremen)

Regionalliga Nord

AFC: Sportlicher „Last-Minute-Tiefschlag“ – Handgreiflichkeiten nach dem Spiel?

Der Moment der Niederlage: AFC-Keeper Tobias Grubba (Dritter v. li.) fliegt vergebens, der Kopfball von Lübecks Dongsu Kim (re.) ist drin. Foto: KBS-Picture.de

Erst wurde es auf der Tribüne unruhig, dann folgte ein Tumult auf dem grünen Rasen: Kaum hatte der VfB Lübeck im Auswärtsspiel bei Altona 93 (Hier gibt's das Spiel zum Nachlesen im Live-Ticker) das 2:1 erzielt, da hielt es den Anhang der Marzipanstädter nicht mehr zurück. Euphorisch feierten die Grün-Weißen auf den Rängen der Adolf-Jäger-Kampfbahn den Treffer – wohlwissend, dass er dem VFB bei der noch zu verbleibenden Restspielzeit wohl den ersten Sieg an der „AJK“ seit stolzen 52 Jahren bringen würde. Der Haken: Einige im Block taten dies eine Spur zu euphorisch und ohne Grenzen, so dass erst Ordner vorm und dann Polizei im Block aufmarschierte. Kaum hatte sich draußen die Stimmung zumindest etwas gelegt, da krachte es auf dem Feld – und das, wo doch eigentlich längst alles vorbei war. 

Was passiert war? Nun, darüber gingen nach dem Match die Meinungen wie immer bei solchen Streitfällen auseinander. „Wir haben uns während der 90 Minuten verbal angefaucht – wir ihn und er uns. Aber man kann nicht nach dem Spiel ankommen und handgreiflich werden. Das gehört sich nicht. Er repräsentiert einen so großen Club wie den VfB Lübeck und dann schubst er auf einmal unseren Manager. Ich weiß nicht, was mit dem los ist. Deswegen ist es eskaliert“, sagte AFC-Coach Berkan Algan noch auf dem grünen Rasen, wo es nach dem Abpfiff des Spielleiters Yannick Rath (TSV Osterholz-Tenever Bremen) zu einer Rudelbildung kam  – und aus AFC-Sicht Handgreiflichkeiten von VfB-Coach Rolf Landerl gegenüber Altonas Manager Andreas Klobedanz gegeben haben soll. „Nach dem Abpfiff umarmen wir uns, geben uns die Hand und wünschen viel fürs nächste Spiel – fertig. Alles andere gehört sich nicht und ist total daneben. Was kommt er so zu Klobedanz ran gelaufen? Was ist los mit ihm? Er soll doch froh sein, dass er so eine Top-Mannschaft trainieren darf. Er hat heute Fortune gehabt, dass sie den Dreier mitnehmen. Er darf froh sein, dass er das Spiel gewonnen hat. Aber sein Frohsein muss er ein bisschen zügeln und sich nicht stark unsportlich verhalten. Das gehört sich nicht. Auch wenn es ein hartes Sport ist, ist es ein Gentleman-Sport. Nach dem Spiel hakt man sowas ab und gibt sich die Hand“, lautete Algans Grußadresse an Landerl.          

Algan: „Wir waren heute echt gut, haben spielerische Momente zu Torsituationen umgemünzt“

Altonas Trainer Berkan ALgan sah nach eigenem bekunden ein gutes Spiels eines Teams – und lag am Ende mit VfB-Coach Rolf Landerl im Clinch. Foto: KBS-Picture.de

„Ich äußere mich nicht gerne zu solchen Situationen. Emotionen gehören zum Fußball dazu. Ich bin froh, dass das jetzt geklärt ist“, erklärte VfB-Spieler Ahmet Arslan später vor den Kabinen, wo es erneut Dispute und unübersichtliche Szenen gegeben hatte. „Ich stehe voll zu unserem Trainer, ich stand neben ihm und kann es nicht gutheißen, wenn der Trainer von Altona ihm verbal einen Spruch drückt. Da stehe ich dann auch vol zu meinem Coach und kann seine Emotionen verstehen“, so Arslan weiter. Landerl selbst schilderte nach dem Schlusspfiff – ebenfalls noch vor der Kabine der Gäste – seine Sicht der Dinge: „Ich habe Altonas Manager nicht geschubst. Ich habe gesagt, dass wir uns jetzt unterhalten können. Vielleicht gab es den Tumult, weil ich dort so hin gestartet bin. Aber ich wollte ihn nicht berühren und ich habe ihn nicht berührt und auch nicht geschubst.“ Stattdessen, so Landerl, habe er „selbst einen Schubser von hinten bekommen, als ich mich unterhalten habe.“ Wie dem auch sei: Referee Rath und seine Assistenten sowie das wiederholt beherzte Eingreifen von Spielern beider Seiten verhinderte Schlimmeres. Bei der anschließenden Pressekonferenz saßen Algan und Landert dann immerhin schon wieder an einem Tisch – auch wenn sie selbst dort noch unterschiedlicher Meinung zum Szenario nach dem Match waren und so schnell vermutlich auch keine Freunde mehr werden dürften...

Und damit zum Wesentlichen: dem Spiel! „Wir waren heute echt gut, haben spielerische Momente zu Torsituationen umgemünzt. Lübeck hat gefühlt 80 Prozent lange Bälle geschlagen“, bilanzierte Algan, der die Last-Minute-Niederlage durch einen Treffer von Dongsu Kim im Anschluss an eine Hereingabe von Tim Weissmann (87.), „schade“ fand, weil „wir ein sehr gutes Spiel gemacht haben – auch in der Staffelung.“ In der Partie vor 2531 Zuschauern an der „AJK“ war der VfB zunächst durch Patrick Hobsch, den Sohn des ehemaligen Werder Bremen-Profis Bernd Hobsch, in Führung gegangen (56.). „Der hat eine unfassbare körperliche Präsenz. Er schubst die Leute hart an der Grenze weg“, zeigte sich Algan von Lübecks Nummer 34 beeindruckt und haderte auf der anderen Seite mit dem Unparteiischen: „Wir hätten noch zwei Elfmeter mehr bekommen müssen. Vor allem den nach dem Foul an Leon (Mundhenk, Anm. d. Red.). Dann geht das hier anders aus“, sagte Algan mit Blick auf eine Szene unter anderem kurz vor der Pause, als Mundhenk im Sechzehner der Gäste zu Boden ging, der Pfiff von Schiri Rath jedoch ausblieb. So gab es nur einen Elfer für den AFC – und den verwandelte Marco Schultz nach 60 Minuten nach einem vorherigen Handspiel zum zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich. „Jetzt entspannen wir uns alle“, schloss Algan seine Spielanalyse auf dem Feld.

Landerl: „Wir haben schwer in die erste Halbzeit gefunden“

Nach dem Treffer zum 2.1 für die Gäste liefen Ordner und Polizei vor und im VfB-Block auf. Foto: KBS-Picture.de

„Wir mussten das Spiel annehmen, auch wenn es nicht das ist, was wir mögen. Wir wollen lieber kicken. Ich bin froh, dass wir das Spiel in der zweiten Hälfte so angenommen haben. Klar wollen alle uns mehr ärgern als andere“, lautete derweil das Fazit von Ahmet Arslan im Anchluss an das Match, während sein Trainer zunächst einmal feststellte: „Wir haben gewusst, was uns hier erwartet: ein enger Platz und eine tolle Atmosphäre – das ist eines der Auswärts-Highlight-Spiele. Es war klar, dass es eine hitzige Atmosphäre, viele Zweikämpfe und viele Mann-gegen-Mann-Situationen geben wird und es ein hartes Stück Arbeit wird, wenn wir die Punkte mitnehmen wollen.“ Seine Equipe hätte, so  Landerl, „schwer in die erste Halbzeit gefunden, obwohl wir gewusst und davor gewarnt haben, dass uns ein hohes Pressing erwartet. Auch der Platz hat uns nicht in die Karten gespielt. Aufgrund der zweiten Halbzeit, in der wir versucht haben, unser Spiel durchzudrücken und die Nerven zu behalten, ist der Sieg schussendlich verdient.“ Nachdem ihm VfB-Manager Stefan Schnoor vor der Partie noch mit auf den Weg gegeben hatte, dass „in der Statistik der letzte VfB-Sieg in Altona von 1967 datiert, will ich nicht über technisch feine Spielzüge reden, sondern freue mich einfach über die drei Punkte“, bilanzierte der österreichische VfB-Übungsleiter abschließend.

Jan Knötzsch