Oberliga Hamburg
2. Spieltag


FC Alsterbrüder

2

:

0


FC Türkiye

Anpfiff

So - 06.08. 14:00 Uhr

Spielstätte

Walter-Wächter-Platz

Zuschauer

--

Schiedsrichter

Daniel Gawron

Oberliga

Am Ende sogar in Unterzahl: Aufsteiger Alsterbrüder mit erfolgreicher Heimpremiere

Tim Algner (re.) schreit seine Freude nach dem Führungstreffer für seinen FC Alsterbrüder lautstark heraus. Foto: Klaas Dierks

Am Sonntag empfing Oberliga-Neuling FC Alsterbrüder den FC Türkiye zum ersten Oberliga-Heimspiel der Vereinsgeschichte auf dem Walter-Wächter-Platz an der Gustav-Falke-Straße. Dabei war mit den Wilhelmsburgern der Verein zu Gast, mit dem Alsterbrüder-Trainer Jörn Großkopf in der vorvergangenen Saison das Kunststück fertigbrachte, in die Oberliga aufzusteigen.

Tobias Braun pariert den Strafstoß von Konrad Janta. Foto: Klaas Dierks

Für den urlaubenden Daniel Sager springt Liga-Manager Klaus Klock ein, der versucht, mit seinem Verein nach der Niederlage gegen Sasel in der Vorwoche nun die ersten drei Punkte der Saison einzufahren. Die Alsterbrüder sind bestrebt, nach dem erfolgreichen Comeback gegen Rugenbergen zuvor, nun auch zu Hause zu punkten. Entsprechend leidenschaftlich geführt entwickelt sich die Partie auf und neben dem Platz. Sowohl Klock als auch Großkopf versuchen immer wieder, von außen auf die Geschicke Einfluss zu nehmen und holen sich dabei beide die Gelbe Karte ab.

Auf dem Platz bemühen sich die Alsterbrüder, über Kombinationsfußball dem Tor des Gegners gefährlich zu werden. Nach drei Minuten ist ein erster Versuch von Neuzugang Emilio Schiano noch zu ungenau. In der 15. Minute wird er erst in letzter Sekunde am linken Eck des Fünfmeterraumes von Türkiye Kapitän Sahin Taflan und Inan Türkad in die Zange genommen und ausgebremst. Eine Minute später setzt Türkiyes Vitor Cadilhe Branco eine erste Duftmarke, als es ihm auf links gelingt, mit dem Ball am Fuß gefährlich vor das Alsterbrüder-Tor zu gelangen. Aber Moritz Junge ist auf dem Posten und fischt dem Angreifer den Ball vom Fuß. Stark!

Bitter für Türkiye: Der gerade erst genesene Sahin Taflan (li.) muss verletzt wieder raus. Gute Besserung! Foto: Klaas Dierks

In der 22. Minute auf der anderen Seite: Dauerläufer Luca Drude, der weite Wege geht, passt in den Sechzehner auf Schiano, der Ball kommt zu Tim Algner, der legt zurück auf Schiano und der wird gefoult. Mit kurzer Verzögerung zeigt der Schiri auf den Punkt. Elfmeter. Konrad Janta übernimmt Verantwortung, schnappt sich den Ball und tritt ihn flach ins rechte Eck. Aber Tobias Braun im Tor riecht den Braten, taucht ab und lenkt den Ball mit den Fingerspitzen um den Pfosten zur Ecke. Durchatmen auf beiden Seiten. Zehn Minuten später brennt es im Strafraum der Alsterbrüder. Drude mit gewagtem, eingesprungenem Block. Der Ball springt unkontrolliert Richtung Tor, aber Junge ist da.

Neuzugang Mou-Inzou Bachir (re.) feierte sein Debüt für den FC Türkiye, war aber bei Bastian Sticken und dessen Alsterbrüdern in guten Händen. Foto: Klaas Dierks

Kurz darauf ein Schreckmoment: Türkiye-Kapitän Sahin Taflan muss mit Verdacht auf Muskelfaserriss raus. Die Binde übernimmt Mustafa Okur. Es kommt Abdoulie Sillah. Alsterbrüder-Kapitän Felix Niebuhr macht ein starkes Spiel. Kluge Pässe, weite Wege, nimmermüder Einsatz. Jetzt wird er auf rechts in der Hälfte des Gegners gefoult. Er führt den Freistoß selbst aus, zieht ihn hoch aufs Tor. Braun müsste den Ball über die Latte befördern, scheint aber für einen Moment abgelenkt, so dass der Ball, nach vorne bugsiert, im Spiel bleibt. Und da ist Alsterbrüders Nummer neun direkt vor ihm und erzielt mit weit ausgefahrenem Bein in typischer Algner-Manier sein erstes Oberligator zur 1:0-Führung aus kurzer Distanz (33.).

Lorenz Hertwig (re.) sieht die Ampelkarte und fragt sich: "Wofür?" Foto: Klaas Dierks

Türkiye steckt nicht auf, aber die Versuche, mit langen Bällen auf die schnellen Mou-Inzou-Bachir und Vitor Cadilhe Branco Chancen zu kreieren, wird in der Regel von der aufmerksamen Verteidigung um Philipp Dechow und Bastian Sticken vereitelt – zumal auch die ganze Mannschaft, immer wieder von Großkopf angetrieben, gut nach hinten arbeitet. Und sind die Spitzen doch mal durch, landet der Ball dann bei Junge. Einmal ist Branco kurz vor Ende der ersten Halbzeit auf dem Flügel durch, aber statt es alleine zu versuchen, kommt der Pass auf Sillah – und der steht im Abseits. So gehen die Alsterbrüder mit einer knappen, aber verdienten Führung in die Halbzeitpause.

Der unzufriedene Klaus Klock wird den Seinen einiges mit auf den Weg in die zweite Halbzeit gegeben haben, denn Türkiye macht in den Anfangsminuten nach Wiederanpfiff ordentlich Druck. Doch die Alsterbrüder halten stand und nutzen die abgefangenen Bälle zum Konter beziehungsweise nutzen sie nicht. Dreimal in Überzahl vor dem gegnerischen Tor, dreimal ohne zählbares Ergebnis. Und dann hat Türkiye die große Gelegenheit zum Ausgleich. Aber der Angreifer scheitert aus kurzer Distanz frei vor Junge, der prächtig reagiert und den Ball vor der Linie pariert. Dann wechselt Großkopf in der 57. Minute: Für die ausgepowerten Schiano und Brandt kommen Antonio Pabst und Gian Luca Verago. In der 62. Minute verlässt Torschütze Algner den Platz, für ihn kommt Flügelflitzer Benjamin „Benji“ Lerida, der gleich einige gute Szenen über rechts hat.

Die Entscheidung: Der eingewechselte Antonio Pabst (li.) macht in Unterzahl den Deckel für die Alsterbrüder drauf - 2:0. Foto: Klaas Dierks

Von beiden Seiten wird die Partie intensiv geführt, jeder Zweikampf angenommen und bis zur Entscheidung um den Ball oder den Pfiff des Schiedsrichters zu Ende gebracht. Auch in der 77. Minute ertönt die Pfeife des Schiedsrichters in einem Zweikampf im Mittelfeld. Der Unparteiische sieht darüber hinaus Handlungsbedarf und zückt Gelb-Rot gegen den Mittelfeldstrategen Lorenz Hertwig. Eine harte, umstrittene Entscheidung, da erst der Ball gespielt wurde. Aber alle Proteste während und nach dem Spiel helfen nicht. Hertwig wird im nächsten Spiel pausieren müssen. Wichtiger noch: Er fehlt für die letzten 13 Minuten seiner Mannschaft bei dem Versuch, den ersten Oberliga-Heimsieg der Vereinsgeschichte einzufahren.

Türkiye wittert die Chance zur Punkteteilung. Daniel Weiß, vor ein paar Minuten eingewechselt, hat die Chance auf dem Fuß – vorbei. Die Alsterbrüder scheinen platt. Aber dann ist da die Chance, alles klar zu machen. Frisch im Spiel, behauptet Lennart Duve den Ball in Höhe des Mittelkreises, steckt durch auf den rechts startenden Lerida, der im richtigen Moment, fast von der Grundlinie an Keeper Braun vorbei auf den völlig freien Pabst passt, der ohne Mühe unter großem Jubel des Teams und der heimischen Fans den entscheidenden Treffer zum historischen ersten Heimsieg erzielt (90.).

Erschöpft, aber glücklich: Felix Niebuhr bejubelt am Boden liegend den ersten Oberliga-Heimsieg - während Bastian Sticken ebenfalls vor Glück niedersinkt. Foto: Klaas Dierks

Beide Teams haben sich über 90 Minuten nichts geschenkt. Der Schlüssel zum Sieg war vielleicht die Bereitschaft der Alsterbrüder, jeden Extra-Meter auch in Unterzahl zu gehen. Dazu kommt, dass die Alsterbrüder ihre personellen Ausfälle besser kompensieren konnten. Ein Michel Netzbandt auf Seiten der Wilhelmsburger ist eben auf die Schnelle nicht adäquat zu ersetzen. So können die Alsterbrüder nächste Woche mit breiter Brust gegen Harksheide auswärts versuchen, erneut zu punkten. Während Türkiye bei Rugenbergen im Duell der bisher sieglosen Mannschaften versuchen wird, die ersten Punkte einzufahren. Rugenbergen wird es ihnen sicher nicht leicht machen.

Klaas Dierks