Bezirksliga West
6. Spieltag


SV Blankenese

2

:

3


SV Lurup

Anpfiff

Fr - 01.09. 19:30 Uhr

Spielstätte

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Zuschauer

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Schiedsrichter

Mattes Galda

"Auswärtssieg, Auswärtssieg!"

Nikolas Schemmerling (re.) äußerst rustikal von hinten in die Beine von Loukianos Kattides. Foto: Klaas Dierks

„Auswärtssieg, Auswärtssieg!“, erst flüsternd, fast beschwörend dringt das Wort nach Abpfiff aus dem Luruper Mannschaftskreis zu den Zuschauern an der Blankeneser Waldesruh. Dann steigert sich die Lautstärke zum euphorischen Befreiungsschrei und beschallt die umliegenden Wohnhäuser, bis sich der Kreis in wildem Tanz auflöst und die Spieler nach und nach in der Kabine verschwinden, während sich Trainer Selcuk Turan fröhlich von den mitgereisten Luruper Fans feiern lässt. Ein Befreiungsschlag in der Tat. Liegt der letzte Erfolg auf fremdem Platz beim TSV Uetersen doch etwa zwei Jahre zurück. Trotzdem sind sich alle Luruper einig, dass alles auch ganz anders hätte kommen können.

Der Siegtreffer! In der Schlussminute schädelt Konstantin Ockasov (4. v. re.) zum umjubelten 3:2 für Lurup ein. Foto: Klaas Dierks

Doch der Reihe nach: Nach dem 4:1 in der Vorwoche auf eigenem Platz beginnt Lurup in Blankenese engagiert und konzentriert und hat sofort eine gute Chance durch Loukianos Kattides, dem ein Treffer versagt bleibt. Schon jetzt zeichnet sich das Motto des Spiels ab, dem sich beide Mannschaften scheinbar verpflichtet fühlen: „Wir spielen mit offenem Visier und offener Abwehr!“

Leidtragender dieser Devise ist zunächst der Gast vom Vorhornweg. In der siebten Minute geht Michael Schellenberg ab durch die Mitte und lässt Benjamin Ernst im Luruper Tor aus zentraler Position innerhalb des Sechzehners keine Chance. 1:0. Aber die in schwarz spielenden Gäste sind keineswegs geschockt und bleiben ihrer Linie treu. Auch, nachdem Blankeneses Schemmerling kurz nach der Führung von einem Fehler im Luruper Aufbauspiel profitiert, seinen Kopfball aber unbedrängt aus fünf Metern ans rechte Außennetz befördert.Nach drei guten Chancen des Gastes in der Folgezeit, die ungenutzt bleiben, ist es letztlich Hüsnü Turan, der sich aus 15 Metern in zentraler Position ein Herz fasst und den Ball flach ins rechte Eck schießt. Blankeneses Torwart Farooz Khan kann den Ball nur prallen lassen und Fatih Bayraktar sagt als Abstauber zum 1:1 in der 25. Minute „Danke“.

„Dann muss ich eben noch einen machen!“

Matchwinner Konstantin Ockasov nach dem Spiel. Foto: Klaas Dierks

Dabei bleibt es aber nicht. Die Schwarzen bleiben am Drücker. In der 30. Minute gelingt ihnen ein schönes Anspiel in den Strafraum. Dort nimmt Haji Jamal in der Luft den Ball an und mit, zieht von sich aus nach links und schießt aus spitzem Winkel knapp rechts am Kasten vorbei – denken alle. Wohl auch die Blankeneser Spieler, doch aus dem Rückraum stürmt Konstantin Ockasov heran und grätscht den Ball am Pfosten aus zwei Metern über die Torlinie. Zum ersten Mal in dieser Saison dreht Lurup ein Spiel. Es steht 1:2.

Die Freude über die Führung währt bei den Gästen indes nur kurz. Denn Blankenese steckt ebenso wenig auf, wie Lurup nach dem 1:0 zuvor. Es geht rauf und runter mit Chancen auf beiden Seiten. In der 41. Minute zwingt eine verunglückte Fußabwehr des Luruper Keepers den Torschützen des 1:2, Konstantin Ockasov, zu einer regelwidrigen Bremse im eigenen Strafraum. Die logische Konsequenz: Elfmeter kurz vor der Halbzeit. Timm Thau zeigt keine Nerven und verwandelt in der 41. Minute sicher zum Ausgleich. Das nagt dann doch am Selbstbewusstsein der Gäste. Aber ohne weitere Vorkommnisse ist kurz darauf Halbzeit. Ein sichtlich geknickter Ockasov murmelt trotzig: „Dann muss ich eben noch einen machen!“ Mehr als ein Pfeifen im Walde?

Bahr und Groth mit Chancenwucher

Nach dem Wiederanpfiff macht Lurup von Anfang an Druck, bleibt aber immer wieder gefährlich offen für Kontor, die hin und wieder nur durch taktische Fouls unterbunden werden. Dadurch wird einigen Luruper Spielern ganz gelb vor Augen. Trotzdem bleibt das Team auch nach vorne gefährlich. Roberto Estevez-Rodriguez gelingt es, den Ball am Torwart der Blankeneser vorbei zu schieben, legt sich das Leder aber einen Tick zu weit vor, so dass er im letzten Moment durch Groth am Einschieben gehindert wird.

Mit zunehmender Zeitdauer brennt es dann immer häufiger in der Hälfte des Gastes. Besonders Lennard Bahr und Martin Groth vergeben mehrere gute und eine 1000-prozentige Chance zum Sieg, als Groth, der zuvor noch in letzter Sekunde für seinen geschlagenen Keeper hatte retten können, aus sechs Metern völlig frei das Runde am Eckigen vorbei schießt. Und wie so oft: Wenn man die Chancen vorne nicht macht, wird man hinten bestraft. In der Nachspielzeit bekommt Lurup nach beherztem Angriff eine Ecke zugesprochen. Konstantin Ockasov hält es nicht mehr hinten. Umgeben von drei Gegenspielern steigt er am rechten Torraumeck unwiderstehlich hoch und schädelt den Ball in den Knick. 2:3!

Lurup nun vor den "Wochen der Wahrheit"

Ein sich vor Freude in die Arme fallendes Trainerduo: Selcuk Turan (li.) und Co-Trainer Gernot Beckert. Foto: Klaas Dierks

Unbeschreiblicher Jubel der Luruper auf dem Platz und auf der Bank. Bei den Blankenesern nur ein kurzer Schock. Auch sie bekommen noch eine Ecke, die aber nichts mehr am Ergebnis ändert. Abpfiff. Auswärtssieg Lurup. Traurige Gesichter auf Blankeneser Seite. Selcuk Turan ist aber auch im Moment des Sieges Realist. Er und seine Spieler wissen, dass der Sieg glücklich ist. Aber zumindest für diesen Abend sind sie es auch. Wie viel dieser Sieg Wert ist, wo Lurup im Vergleich mit den Topmannschaften der Liga steht, wird sich schon in den nächsten beiden Spielen erweisen. Da warten mit dem SC Nienstedten – aktueller Tabellenführer – und dem SC Hansa 11 – punktgleicher Dritter – zwei Schwergewichte. Gut möglich also, dass Blankenese in 14 Tagen wieder vor Lurup in der Tabelle platziert ist.

Klaas Dierks