Bezirksliga Nord
4. Spieltag


SC Victoria Hamburg II

0

:

3


Eimsbütteler TV

Anpfiff

Sa - 18.08. 11:00 Uhr

Spielstätte

Stadion Hoheluft

Zuschauer

98

Schiedsrichter

Florian Henseke

Ayke hat‘s eilig: Erst den ETV zum Sieg „gezaubert“, dann wenig glanzvolle Bayern zum Weiterkommen „geschnitten“

Großer Jubel nach dem Hackentor von Ayke Yesiltac (4. v. re.), der von seinen Teamkollegen gefeiert wird. Foto: Genat

Es vergingen keine 120 Sekunden zwischen dem einen und dem anderen Extrem eines Vollblut-Stürmers. Erst beförderte ETV-Angreifer Ayke Yesiltac den Ball nach einer tollen Kombination über Jon Pauli und Jasper Hölscher aus wenigen Metern über das verwaiste Gehäuse (10.), hatte aber Glück, dass der Assistent ihn in jener Situation ohnehin im Abseits wähnte. Nur kurz darauf manövrierte der von Liga-Kontrahent UH-Adler an den Lokstedter Steindamm gewechselte Routinier das Spielgerät – nach Pauli-Vorarbeit – mit dem Rücken zum Tor stehend per Hacke ins Eckige (12.). 1:0 ETV! 

Jasper Hölscher (Mi.) sorgte immer wieder für Alarm - vor allem im ersten Abschnitt. Foto: Genat

„Wir hatten am Donnerstag Techniktraining“, verriet sein Trainer Thorsten Beyer hinterher, um anzufügen: „Da ist dasselbe Phänomen aufgeblitzt. Ich hätte ihm die Bälle wahrscheinlich lieber in die Hacke, als in den Vollspann spielen sollen“, witzelte er angesichts der Tatsache, dass Yesiltac scheinbar eher der Mann für die schwierigen Tore ist. „Er ist vom Typ her einfach so und ich finde es auch ganz cool, das dann so zu machen. Das ist typisch für ihn.“ Weniger typisch für ihn war hingegen der vorzeitige Abgang. Denn, so Beyer anschließend: „Er musste in der Halbzeit raus, weil er los musste nach Drochtersen. Er war dort im NDR-Team für die Matz zum Spiel gegen die Bayern mit verantwortlich. Da hatte er seine Finger mit im Spiel gehabt.“ Im Kehdinger Stadion sah Yesiltac schließlich ein deutlich engeres Spiel, was im Vorwege vermutlich kaum einer auch nur im Ansatz für möglich hielt. Während sich der FC Bayern beim Regionalligisten in der 81. Minute zu einem 1:0-Sieg quälte, machte der Eimsbütteler TV im absoluten Spitzenspiel der Bezirksliga Nord beim ebenfalls noch verlustpunktfreien direkten Platz-Nachbarn SC Victoria II kurzen Prozess.

„Zaubertor“, Rote Karte, Vorentscheidung: „Ein Spielverlauf wie gemalt“

Ein Tor vorbereitet, eins erzielt: Jon Pauli (re.) hatte maßgeblichen Anteil am ETV-Erfolg. Foto: Genat

Wer weiß, wie das Spiel verlaufen wäre, wenn die Gastgeber ihre erste Chance gleich in einen Treffer umgemünzt hätten? Stattdessen klärte Samuel Olayisoye nach einer tollen Stafette der Victorianer gegen Carlton Meierdiercks für seinen bereits geschlagenen Torhüter kurz vor der Linie (3.). Es folgte der abseitsbedingt weggepfiffene Yesiltac-Hochkaräter (10.) und dessen „Zaubertor“ (12.). Wenige Augenblicke darauf waren die Hausherren nur noch zu zehnt auf dem Platz, weil sich Moritz Peckmann, der die vergebene Yesiltac-Chance bereits mit einem Fehlpass einleitete, gegen den durchgebrochenen Jon Pauli nur noch mit einer Notbremse zu Helfen wusste – Rot (14.)! „Das ist natürlich bitter. Sie haben ihre erste Chance, machen das Tor. Dann kommt die Rote Karte – und das spielt einem Gegner, gerade in so einem Spiel, natürlich in die Karten“, ahnte Vicky II-Coach Gody Hoedoafia das Unheil bereits kommen. In der 22. Minute baute der ETV seine Führung im „Lokalderby-Spitzenspiel“ aus: Yesiltac und Pauli rutschten noch um Haaresbreite an einem Hölscher-Querpass von der Grundlinie vorbei – doch Hammed Nawaz schaltete am zweiten Pfosten am schnellsten und markierte das 2:0! „Für uns ein Spielverlauf wie gemalt“, jubelte Beyer.

„Es war souverän, aber noch nicht zwingend und konsequent“

Vicky II-Torjäger Daniel Tramm (re.) - hier gegen Max Groenhagen - war nahezu komplett abgemeldet. Foto: Genat

Eine turbulente Anfangsphase, die jedoch für einen äußerst zähen Fortlaufend sorgte. Denn der ETV verwaltete das Ergebnis und Victoria II agierte vollkommen harmlos. „Wir hatten unseren Plan und wollten in der zweiten Halbzeit, dass sie in unsere Hälfte kommen, sodass wir zu Umschaltsituationen kommen und diese nutzen können. Zwei-, dreimal haben wir diese auch gehabt über Caleb Awuah – aber die Abschlussaktion war dann einfach nicht gut“, befand Hoedoafia. Während Beyer zu Protokoll gab: „Es war souverän, aber noch nicht so zwingend und konsequent, wie ich es mir vorstelle.“ Einmal schloss man einen Angriff allerdings doch noch konsequent ab. Weil Lukas Newiger den ETV einlud, konnten der eingewechselte Lewis-Marten Gerszke und Pauli in einer Drei-gegen-Eins-Situation einen doppelten Doppelpass spielen. Letztgenannter vollstreckte zum 3:0-Endstand für die Rot-Weißen (78.)! „Wenn dann das dritte Tor fällt, tut das Menschen in meinem Alter ganz gut“, scherzte Beyer. „Wenn du zu zehnt spielst, gerade auch gegen so einen Gegner, und dann Harakiri nach vorne rennst, dann kombinieren die dich aus“, begründete derweil Hoedoafia, warum sein Team – trotz Unterzahl – nicht noch mehr Risiko gegen einen fast ausschließlich verwaltenden ETV ging. 


Vicky II ohne Leistungsträger und Liga-Unterstützung

Allerdings: Dem Übungsleiter der Vicky-Reserve fehlten mit David Eybächer, Christopher Lindenau, Thomas Lohner oder auch dem noch nicht spielberechtigten Philipp Wolpers wichtige Leistungsträger. Unterstützung aus der Liga-Mannschaft gab es auch keine. „Wir haben selbst einen starken Kader, im Training immer 20 Mann im Schnitt, die sich anbieten. Heute war eine Möglichkeit, dass die Jungs sich zeigen. Außerdem hat die Liga gestern Abend gespielt. Da wäre es von der Belastung her unverantwortlich, nur einige Stunden später hier schon wieder zu spielen“, erklärte Hoedoafia. „Wir haben einen großen Kader und ich will auch nicht, dass die Jungs teamintern denken: ‚Ich arbeite gut und dann kommen auf einmal drei aus der Ersten.‘ Aber natürlich ist es für uns nicht aufzufangen, wenn einige sehr wichtige Leute fehlen.“ Dem pflichtete auch Beyer bei: „Als ich auf den Spielbericht geguckt habe, dachte ich mir: ‚Da hast du heute aber mal Glück gehabt, das läuft auch schon mal anders – ganz besonders in der letzten Saison.‘ Mit den fehlenden Personalien beim Gegner und dem Wissen, dass wir hinten gut und stabil stehen, muss es schon außergewöhnlich gut sein, wenn man gegen uns ein Tor erzielen will.“

ETV bleibt ohne Gegentor - „Wer weiß, wie die Saison gelaufen wäre, wenn...“

Während Hammed Nawaz (li.) das zwischenzeitliche 2:0 erzielte, wurde Caleb Awuah (Mi.) immer wieder mit langen Diagonalbällen gesucht, häufig aber nicht gefunden. Foto: Genat

Worauf der ETV-Dompteur damit anspricht? Sein Team steht nach vier Spielen und vier Siegen noch ohne jedes Gegentor da. „Das machen wir schon gut hinten. Wer da ein Tor schießt, dem ist wirklich zu gratulieren. Von daher, kann ich nicht sagen, dass ich mehr vom Gegner erwartet hätte. Denn da fehlten auch fünf gute Spieler.“ Dennoch: Für den ETV, der in der vergangenen Saison zum wiederholten Male knapp am Landesliga-Aufstieg vorbeischrammte, ist es ein regelrechter Traumstart. „Das hätte ich am Anfang so auch nicht gedacht“, gestand Beyer. „Gerade gegen den VfL 93 haben wir 85 Minuten lang ziemlich gestümpert. Wer weiß, wie so eine Saison dann läuft, wenn das Tor nicht mehr gefallen wäre? So habe ich heute keinen Grund zum Meckern.“ Zumal seine Jungs mit den steigenden Aufgaben scheinbar auch wachsen. „Die erste Herausforderung war die Anstoßzeit von 11 Uhr an einem Samstag. Da mussten wir ein paar eindringliche Worte sprechen. Aber Gott sei Dank haben wir drei Jungs von UH-Adler, die diese Anstoßzeit kennen. Die Mannschaft hat das gut hingekriegt. Vielleicht ist auch genau das der Unterschied zur letzten Saison, dass ich den Eindruck habe, die Jungs nehmen es ein bisschen ernster und bereiten sich besser aufs Spiel vor. Man freut sich jetzt - das Wochenende ist einfach prima“, so ein freudestrahlender Beyer abschließend.