Landesliga Hansa

Bernhardt: „Die Entscheidung stand schon vor dem Ohe-Spiel“

Sascha Bernhardt hat mit uns im Gespräch seine Zeit am Garmkowweg Revue passieren lassen. Foto: Bode

Trotz des am Ende ziemlich sang- und klanglosen Oberliga-Abstieges war die Euphorie am Gramkowweg relativ schnell wieder recht groß. Mit Sascha Bernhardt konnte ein junger, hungriger, ambitionierter, höchst akribischer und fachlich top ausgebildeter Cheftrainer für den „Neustart“ gewonnen werden. Der ehemalige Altengamme-Coach Jan Krey stieß mit seiner Erfahrung als „Co“ dazu, aus dem Abstiegs-Kader konnte der eine oder andere Leistungsträger von einem Verbleib überzeugt werden. Hinzu kamen Neuzugänge, die sowohl sportlich als auch charakterlich bereits nachgewiesen haben, dass sie eine Verstärkung auf gleich mehreren Ebenen darstellen können. Doch das Konstrukt des SV Curslack-Neuengamme entwickelte sich schnell zu einem überraschend fragilen Gebilde, das nun dem Chef- sowie dem Co-Trainer den Kopf gekostet hat!

Im Gespräch gibt sich Sascha Bernhardt (li.) sehr reflektiert, auch selbstkritisch und verrät, dass die Entscheidung bereits vor dem Ohe-Spiel gefallen sei. Foto: Bode

„Natürlich haben wir uns das alle ganz anders gewünscht und vorgestellt“, macht Sascha Bernhardt im Gespräch mit uns überhaupt keinen Hehl daraus, dass auch am Tag nach der Bekanntgabe, dass Verein und Trainer per sofort getrennte Wege gehen, „die Enttäuschung ganz klar überwiegt“. Denn: „In dem Verein steckt eigentlich sehr viel drin. Auch das Verhältnis zwischen Jan (Krey, Anm. d. Red.), ‚Henko‘ (Sportchef Torsten Henke), Nils (Manager Nils Marx-Kneisel), ‚Eggi‘ (Torwart-Trainer Sven Eggers) und mir ist wirklich überragend! Das wird auch so bleiben“, betont Bernhardt, dass das Aus im zwischenmenschlichen Bereich keinerlei Risse davontragen wird. Aber: „Irgendwie hat man das, was wir uns vorgestellt haben, nicht auf die Kette bekommen.“

„Wir haben das Kopfproblem nicht rausbekommen“

Nichtsdestotrotz fiel die Verabschiedung am Dienstagabend sehr emotional aus. „Es war nicht so, dass das Spiel gegen Ohe (1:5) ausschlaggebend war“, verrät uns Bernhardt, dass man bereits nach dem 1:4 in Ahrensburg in den intensiven Austausch ging. Mit dem Ziel, sich nach einer Alternative umzuschauen. „Die Entscheidung stand schon. Dieses Auf und Ab hatten wir die ganze Saison über. Das kann ja nicht die ganze Zeit so weitergehen und führt auch nicht dazu, dass man Konstanz reinkriegt“, spricht Bernhardt auf das vermutlich größte Manko der „Wundertüte“ Curslack an. „Ohe war nochmal ein explizites Beispiel für die ganze Saison: Wir führen schnell 1:0 und verlieren am Ende 1:5, weil sich die Jungs aufgeben. Davon hatten wir mehrere Spiele“, ging die Überlegung bereits vor dem Besuch in der „Kalles Halbzeit im VERLIES“-Show los. Da er aber nicht kurzfristig absagen wollte, „weil sich das nicht gehört“, stand Bernhardt zu seinem Wort.

Man habe "das, was wir uns vorgestellt haben, nicht auf die Kette bekommen", bemängelt Bernhardt das Auf und Ab. Foto: Bode

Was man sich ankreiden lassen müsse: „Das Kopfproblem, was schon in der letzten Saison da war, haben wir nicht rausbekommen. Allein wie viele Spiele wir 1:0 geführt und am Ende trotzdem noch verloren haben. Das ist eine reine Kopfsache. Manchmal war es wirklich zum Mäusemelken. Du stellst dir 1000 Fragen, wie du es verändern oder verbessern kannst. Aber Taktik oder Kondition waren nicht das Problem, sondern einfach, dass es mal im Kopf Klick macht. So haben wir Spiele, wo wir auf einem guten Weg waren oder zum Teil auch schon sicher geglaubte Siege, noch aus der Hand gegeben“, resümiert der ehemalige „Co“ der TuS Dassendorf.

„Das Sportliche lasse ich mir ankreiden“

Ein weiterer Aspekt: Absolute Leistungsträger laufen ihrer Hochform meilenweit hinterher und konnten den Ansprüchen, die man insbesondere an die aus Oberliga-Zeiten verbliebenen Akteure hatte, nicht im Ansatz gerecht werden. „Der eine oder andere denkt noch in anderen Sphären, konnte das Ruder aber nicht mehr mit rumreißen, hat es auch über sich ergehen lassen und die Schuld beim anderen gesucht. Davon hat sich der eine oder andere leider anstecken lassen“, so Bernhardt, der aber auch sich selbst in die Pflicht nimmt und klar sagt: „Die eine oder andere Entscheidung war im Nachhinein nicht richtig. Das Sportliche ist natürlich ein Teil – und das lasse ich mir ankreiden.“

„Der eine oder andere ist das schuldig geblieben, was man sich erhofft hat“

Getreu dem Motto: Im Nachhinein ist man immer schlauer. „Es gab Entscheidungen, wo man mal auf Spieler gesetzt hat, die Erfahrung mitbringen, zu dem Zeitpunkt ihre Leistung aber noch schuldig geblieben ist. Als Trainer hat man aber darauf gehofft hat, dass das, was derjenige im Köcher hat, auch mal zum Vorschein kommt. Dafür hat man dann einen Spieler, der es in dem Moment vielleicht einen Tick besser gemacht hat, draußen gelassen, weil einfach die Hoffnung und der Wunsch da waren, dass der Knoten platzt und ich den irgendwie hinkriegen muss.“ Das Vertrauen des Trainers konnten eben jene Akteure aber nicht ansatzweise zurückzahlen. Ganz im Gegenteil. „Der eine oder andere ist das schuldig geblieben, was man sich erhofft hat.“ Und am Ende ist es eben oft so: Die mannschaftliche Geschlossenheit schlägt die individuelle Klasse.

„Ich brauche kein Sabbatical“

Am Ende haben Bernhardt auch "viel Herzblut und Leidenschaft" nicht gereicht, um den SVCN wieder in die Erfolgsspur zu bringen. Foto: Bode

Er habe „sehr viel Herzblut und Leidenschaft reingesteckt“, versichert Bernhardt. „Leider ist sportlich nicht das dabei rausgekommen, was ich mir erhofft habe.“ Dass man nun einen Cut gemacht hat, ermöglicht auch dem neuen Trainer, „an der einen oder anderen Stellschraube zu drehen“ und sich ein genaues Bild von der Mannschaft zu machen. Auch wenn es noch nicht offiziell ist, wird Olaf Poschmann nach unseren Informationen das Traineramt beim SVCN übernehmen.

Und wie geht es für den 31-jährigen Bernhardt weiter? „Ich habe mit dem Verein und mit den Verantwortlichen einen längerfristigen Plan verfolgt und mit Sicherheit nicht, dass es schon nach nicht mal einer Saison auseinandergeht. Ich habe weiterhin Lust, was zu machen. Wenn was kommen sollte, was mich interessiert und Sinn macht, dann würde ich mir das auf jeden Fall anhören. Ich brauche kein ‚Sabbatical‘“, will er für sich schauen, was auf ihn zukommt.