Oberliga Hamburg
13. Spieltag


Niendorfer TSV

2

:

1


SC Condor

Anpfiff

So - 21.10. 14:00 Uhr

Spielstätte

Sachsenweg

Zuschauer

57

Schiedsrichter

Murat Yilmaz (FC Türkiye)

„Bohne“ sorgt für die „Show“, „Wahnsinns“-Wilhelm für die „Gänsehaut“

Dennis Thiessen (re.) saß beim Freistoß von Malte Wilhelm bereits draußen, hätte ansonsten auch eine Rolle bei der Ausführung gespielt. Foto: Kormanjos

Nachdem Sean Paul Vinberg gegen Lennart Merkle einen Schritt zu spät kam, standen Malte Wilhelm und Daniel Brückner zur Ausführung des fälligen Freistoßes parat. Torentfernung: Circa 25 Meter. Noch zu verbleibende Spielzeit: Sieben Minuten. Doch wer sollte sein Glück aus halblinker Position versuchen? „Ich wollte nur ein bisschen Show machen“, verriet uns Brückner hinterher seine Verwirrungstaktik. Und so war klar: Malte Wilhelm würde der Auserwählte sein. Kurzer Anlauf, astreine Schusstechnik – drin! Der „Zehner“ – aufgrund der Personalnot im Angriff als vorderste Sturmspitze aufgeboten – zirkelte den Ball über die Mauer hinweg in den linken Giebel und ließ Leo Hebbeler keinerlei Abwehrchance. Das 2:1!

„Da kriege ich ja Gänsehaut“, war auch sein Trainer Ali Farhadi angesichts des Kunstschusses aus dem Häuschen. Dabei gestand der Niendorfer Übungsleiter anschließend, was ihm zunächst durch den Kopf ging, als seinem Team der Freistoß zugesprochen wurde: „Ich habe erstmal zur Seite geguckt und gesehen, dass wir ‚Thiessi‘ (Dennis Thiessen; Anm. d. Red.) schon ausgewechselt haben. Beide sind hervorragende Schützen“, so Farhadi. „Malte hatte zuletzt sogar ein kleines Loch, was das anging. Aber er hat die Verantwortung übernommen.“ Und seinen Coach damit überrascht: „Dass der reingeht, hätte ich nie gedacht – bei aller Liebe. Nicht aus der Distanz, denn das ist nicht seine.“ Doch Wilhelm strafte ihn Lügen. „Wir haben in Malte gerade auch so ein Momentum, was wirklich wichtig ist für unser Spiel. Er hat natürlich auch eine größere Verantwortung als andere – denn er ist schon ein paar Jahre in Niendorf und kennt das alles. Wenn er dann so einen Ball da rausholt, ist das Wahnsinn. Da hat ja wirklich nichts mehr dazwischen gepasst.“ Selbst Condor-Coach Olufemi Smith meinte: „Das ist dann eben die individuelle Qualität eines Malte Wilhelm.“

Erst „Bohne“ auf Benn, dann „legen wir uns das Ding selbst rein“

Malte Wilhelm sorgte mit seinem Kunst-Freistoß für den Niendorfer Sieg. Archivfoto: KBS-Picture.de

Es war das Highlight einer mauen und Partie. „Es war mit Sicherheit kein gutes Spiel“, befand auch Farhadi. „Der Boden ist sehr tief, was es für beide Mannschaften nicht einfach gemacht hat.“ Hinzu kam, dass sowohl die „Sachsenwegler“ als auch der SC Condor personell aus dem letzten Loch pfiffen. „Auf der einen Seite hast du eine Mannschaft, die auf Ordnung bedacht ist und keine Räume freigibt, und wir haben personell wirklich alles so ein bisschen verändert“, umschrieb es der NTSV-Dompteur, der schon früh die Führung bejubeln durfte, als Kapitän Adam Benn nach einem Eckball von „Bohne“ Brückner aus zehn Metern völlig unbedrängt einköpfen konnte (12.). Doch die Gäste antworteten – unter gütiger Mithilfe der Niendorfer: Erst verhunzte Marcel Kindler einen Abschlag, dann klemmte Marvin Karow den Ball – am Boden liegend – ein. Die Folge: Freistoß für die Farmsener. Gökhan Iscan scheiterte noch an Kindlers Fäusten, aber Tarik Dikenli beförderte den Abpraller ins lange Eck (26.) – 1:1. „Das Ding haben wir uns ja selbst reingelegt“, ärgerte sich Farhadi.

Smith: „Aufgrund der kämpferischen Leistung einen Punkt verdient gehabt“

Es folgte ein fehlerbehafteter Abnutzungskampf ohne Höhepunkte. Bezeichnend, dass der Stadionsprecher in der 60. Minute einen Doppelwechsel bei den „Raubvögeln“ durchgab, der in der Halbzeit stattgefunden haben soll. Demnach ersetzten Michael Löw und Adrian Sousa den angeschlagenen Gökhan Iscan und Özgür Bulut. Doch: Sousa mischte – statt Bulut – von Anfang an mit. Es passte allerdings auch zur Leistung des einstigen Torjägers, der über 90 Minuten überhaupt nicht am Spielgeschehen teilnahm. Dennoch befand Smith, der unmittelbar vor dem späten Gegentreffer eine Vier-gegen-Zwei-Situation seiner Schützlinge wahrnahm, die Löw jedoch katastrophal schlecht ausspielte, nach der Pleite: „Es tut mir leid für die Jungs. Denn ich finde, dass sie aufopferungsvoll gekämpft haben und es insgesamt gut gelöst haben gegen einen Gegner, der spielerisch mehr in die Waagschale geworfen hat und in der zweiten Halbzeit aktiver war. Aber wir haben sehr gut dagegen gearbeitet und uns mit allem, was wir noch zur Verfügung hatten, gewehrt. Ich finde, dass die Mannschaft aufgrund der kämpferischen Leistung einen Punkt verdient gehabt hätte.“ Smith musste nicht nur auf diverse Leistungsträger verzichten, weshalb auch die Durchschlagskraft nach vorne „definitiv gefehlt“ habe, sondern auch im Gegenzug einige Akteure spielen lassen, „die mit Trainingsrückstand und Problemen ins Spiel gegangen und auf der Felge gelaufen sind“. Darunter eben auch Adrian Sousa.

Farhadi: „Wir haben es im Zentrum verpasst, die Flügel am Leben zu halten“

Jubelnde Niendorfer nach dem späten Siegtreffer. Foto: Kormanjos

Nicht schön gespielt, aber dennoch gewonnen: Der Niendorfer TSV ist einer der großen Gewinner des Spieltages. „Wenn man sieht, dass wir entweder mit einem kaputten oder mit gar keinem richtigen Stürmer spielen, dafür macht die Mannschaft das hervorragend“, so Farhadi, dessen Mannen – zumindest ergebnistechnisch – wieder im Aufwind sind. Spielerisch hakte es aber noch an einigen Ecken und Enden. „Aus meiner Sicht sind wir mit einer guten Startelf ins Spiel gegangen, aber die hat sich nicht entwickelt und war nicht in der Lage, dieses Spiel anzunehmen. Wir haben es gerade im Zentrum, wo wir mit die erfahrensten Jungs haben, verpasst, dass wir auch den Flügel am Leben halten. Und so haben sich Spieler wie Dario oder auch ‚Bohne‘ vor Langeweile mit ins Zentrum fallen lassen, so dass es dort schön dicht und unser Spiel kaputt war.“ Dies haben in der Halbzeitpause „alle so gesehen“, wie Farhadi meinte. Und dann kam Malte Wilhelm…

Der sehenswerte Freistoß von Malte Wilhelm zum Sieg im Video

Der zwischenzeitliche 1:1-Ausgleich der Raubvögel im Video