Oberliga Hamburg
21. Spieltag


VfL Pinneberg

5

:

1


SC Victoria Hamburg

Anpfiff

Mi - 26.04. 18:00 Uhr

Spielstätte

Fahltsweide

Zuschauer

105

Schiedsrichter

Johannes Mayer-Lindenberg (Harburg)

„Buenos Diaz“: VfL sorgt für frostige Stimmung bei Vicky

EIn Mal abklatschen, bitte: Luis DIaz Alvarez (Zweiter v. li.) feiert mit Jan-Hendrik Kaetow (Zweiter v. re.), Kevin Kyoro (li.) und Flemming Lüneburg. Foto: KBS-Picture

Während der SC Victoria nach dem 7:1-Sieg gegen den Klub Kosova diesmal enttäuschte, sind mit dem 5:1-Erfolg im Nachholspiel, zu dem die beiden Teams ihre Klingen an der Fahltsweide kreuzten, die Hoffnungen des VfL Pinneberg auf den Klassenerhalt in der Oberliga weiter gestiegen. Nachdem die Gastgeber in der ersten Halbzeit einen 2:1-Vorsprung herausschossen und es versäumten, frühzeitig das 3:1 nachzulegen, konnte die Equipe von Coach Thorben Reibe nach Wiederbeginn dann gegen schwache Victorianer alles klar machen.

Auf einmal ging dabei alles ganz schnell. Und mit einer gewissen Leichtigkeit. Luis Diaz Alvarez spielte den Ball auf den linken Fügel zu Daniel Diaz. Der marschierte mit dem runden Leder am Fuß Richtung Grundlinie, blickte vorm Erreichen der Selbigen einmal auf und flankte das Spielgerät dann flach Richtung Tor. Dort lauerte Daniels Bruder Luis, der nach dem Zuspiel mitgelaufen war, am ersten Pfosten und brachte die Kugel schließlich über die Linie. In dieser 67. Minute hatte das Brüderpaar ganz allein die Defensive des SC Victoria genarrt. Es war das 3:1 für den VfL Pinneberg und das, was man gemeinhin gerne als „Brustlöser“ bezeichnet. Denn: Nachdem die Kreisstädter gegen den Kontrahenten von der Hoheluft zur Pause „nur“ mit 2:1 geführt hatten und sich anschließend schwer taten, sich weiter abzusetzen, war beim SCV mit diesem Treffer die Luft endgültig raus – und Pinneberg kam an diesem Abend so richtig in Fahrt.

Reibe: „Das war ein großer Schritt Richtung Klassenerhalt“

EInzelkämpfer: Vickys Torschütze Nick Scharkowski (Mitte) im Duell mit Jan-Philipp ZImmermann (li.) und Lennart Dora. Foto: KBS-Picture

Mit dem Resultat, dass es letztlich ein guter Tag für die Hausherren wurde und er für die Gäste in frostiges Ende nahm. Nicht nur, weil Artur Frost nach 80 Minuten nach einer Flanke, die Fabian Knottnerus noch weitergeleitet hatte, an den Ball kam und selbigen aus kurzer Distanz zum 4:1 verwandelte. Nein, dem VfL gelang es sogar, der Stimmung auf Seiten der Gäste noch einen weiteren Dämpfer zu verpassen. Und zwar drei Zeigerumdrehungen, nachdem Frost in der 80. Minute das 4:1 markiert hatte. Da nämlich landete die Kugel bei Lennart Dora – und der sorgte sieben Minuten vor dem Ende für den fünften Volltreffer der Gastgeber an diesem Abend und einen sichtlich gelösten Gemütszustand bei seinem Coach Thorben Reibe. „Das war ein großer Schritt Richtung Klassenerhalt“, sagte der Trainer des VfL Pinneberg nach der Partie, „wir haben vor dem Spiel gesagt: Wir brauchen noch sieben Punkte. Jetzt haben wir drei geholt, also fehlen uns nun nur noch vier.“

Dabei hatte das Match für den VfL einen Anfang genommen, wie er schlechter kaum hätte sein können. Nach einer Flanke von rechts stieg Vickys Nick Scharkowski in der Zentrale vorm Kasten von Keeper Norman Baese höher als alle Pinneberger und köpfte zum 1:0 für die Blau-Gelben ein (9.). Aber: Der VfL erholte sich recht schnell von diesem frühen Schock. Quasi schon im Gegenzug hätte Kevin Koyro den Ausgleich erzielen können, als er in eine Hereingabe von Knottnerus hereinrutschte, aber an SCV-Torhüter Florian Jensen scheiterte (10.). Nur vier Minuten später sollten die Kreisstädter dann aber den Spielstand doch egalisieren – und wieder war Koyro beteiligt. Diesmal nahm er den Ball mit der Brust an und leitete ihn dann mit dem Fuß weiter auf auf Jan-Hendrik Kaetow, der links im Sechzehner keine Mühe mehr hatte, die Kugel zu versenken. Noch vor der Pause gingen die Platzherren sogar in Führung. Einen Freistoß von links leitete Dora am rechten Strafraumeck per Kopf klug auf Flemming Lüneburg weiter, der mit einem satten Schuss ins lange Eck das 2:1 erzielte (34.).

VfL: 22 Zusagen für die kommende Saison – Sieben Neuzugänge stoßen zum Team

Luftkampf: Vickys Sepher Nikroo (hi.) und Fabian Knottnerus steigen zum Kopfball hoch. Foto: KBS-Picture

Beinahe hätte Koyro schon vor der Pause Treffer Nummer drei markiert und somit für eine Vorentscheidung gesorgt, doch kurz vor dem Seitenwechsel warf sich Torwart Jensen in die Schussbahn des freistehenden VfL-Offensivmannes und verhinderte Schlimmeres. So also mussten die offiziell 105 Zuschauer an der Fahltsweide bis in den zweiten Durchgang warten, ehe sie jubeln durften und Thorben Reibe ein positives Fazit ziehen konnte. „Der Sieg bringt uns – genau wie der eine Punkt gegen Altona vom vergangenen Wochenende – auch moralisch nach vorne. Fußball ist nunmal auch Kopfsache. Wenn du einen guten Lauf hast, dann passiert sowas wie heute. Wenn du einen negativen Lauf hast, so wie wir ihn in der Winterpause hatten, dann passiert das nicht“, konstatierte der VfL-Coach, der nun noch ein wenig beruhigter an die Kaderplanung gehen kann.

Und bei der sieht es nach Auskunft Reibes gut aus. „Hinter der Zukunft von Alexander Borck und Jan-Hendrik Kaetow steht derzeit noch ein Fragezeichen. Bei Kaetow glaube ich, dass er bei uns bleibt. Bei Borck muss man warten, aber auch da will ich nicht ausschließen, dass er bleibt“, sagt Reibe, der aktuell bereits 22 Zusagen für die neue Spielzeit sicher hat. „Wir bekommen sieben Neuzugänge dazu. Davon haben fünf Oberliga-Erfahrung und zwei sind gute Talente“, verrät Reibe, will aber noch keine Namen nennen: „Die Spieler müssen erst noch mit ihren jetzigen Vereinen reden. Ich denke aber, dass da in den kommenden Wochen noch etwas Offizielles folgen wird.“   

„Aushilfscoach“ Wiegand: „Wir müssen den Kopf freikriegen und Gas geben“

Volle Konzentration auf den Ball: Pinnebergs Flemming Lüneburg (re.) im Duell mit Sepher Nikroo. Foto: KBS-Picture

Bei den Gästen dagegen sah es nach dem Schlusspfiff weniger gut aus. Tim Wiegand, eigentlich Keeper und Torwarttrainer in Personalunion, saß – attestiert vom angeschlagenen Mirco Bergmann und dem gesperrten Felix Schuhmann – als Chefcoach auf der Bank, weil Manager Jean-Pierre Richter aus beruflichen Gründen fehlte. „Wir waren ein paar Minuten gut drin in der Partie und machen ein schönes Tor. Danach war es schwer. Wir waren nicht wach – das hat man gemerkt“, konstatierte „Wiege“ und suchte nach Gründen für die Niederlage: „Wir haben im Moment ein toughes Programm: Einige Spieler helfen bei der U23 aus, andere sind gesperrt oder verletzt. Wir müssen oft umstellen, haben zudem selbst Nachholspiele zu absolvieren. Zudem kam die frühe Anstoßzeit dazu. Wir haben uns hier um 16.45 Uhr getroffen, einige Spieler haben sich sogar extra Urlaub genommen, damit sie pünktlich in Pinneberg sein konnten.“

Auf dem Feld habe die Mannschaft, „nicht das umgesetzt, was wir wollten. Es ist schade, dass das, was wir uns in den letzten Wochen erarbeitet haben, nicht geklappt hat. Ein Gegner, der gegen den Abstieg spielt, ist unter der Woche eine schwere Aufgabe“, bilanzierte Wiegand, der in Absprache mit seinen Assistenten Bergmann und Schuhmann in der Schlussphase mit den Einwechselungen der offensiven Danial Jadidi und Tarek Abdalla alles auf eine Karte setzte. „Vielleicht war es naiv, noch mal rankommen zu wollen. Wir haben es trotzdem probiert. Ab morgen muss die Niederlage aus den Köpfen sein. Am Freitag geht’s mit dem Spiel gegen Buxtehude weiter, Wir müssen den Kopf freikriegen und Gas geben“, so Wiegand, dessen Team auch nach dem Spiel noch einmal auf verlorenem Posten stand: weil der VfL im Mannschaftskreis zu lautstark feierte, mussten sich die Victorianer mit hängenden Köpfen zur Spielanalyse erstmal noch ein paar Meter weiter in die andere Spielhälfte zurückziehen...

Jan Knötzsch