Oberliga Hamburg
20. Spieltag


SC Condor

1

:

1


FC Süderelbe

Anpfiff

So - 14.02. 11:30 Uhr

Spielstätte

Berner Heerweg

Zuschauer

65

Schiedsrichter

Martin Pfefferkorn (SC Urania)

Condor bei „Ritt auf der Rasierklinge“ für „Ehrlichkeit belohnt“!

Süderelbe-Torschütze Ernesto Keisef im Zweikampf mit Condors Ibo Özalp. Foto: KBS-Picture.de

Bereits das Hinspiel sorgte für eine Menge Brisanz – und auch das zweite Aufeinandertreffen zwischen dem SC Condor und dem FC Süderelbe hatte allerhand zu bieten: Die beiden Trainer, die sich im ersten Duell – das die „Kiesbargler“ knapp mit 1:0 gewannen – noch einige Wortgefechte lieferten, tauschten sich bereits vor Anpfiff eine halbe Ewigkeit im Mittelkreis aus. Während der 90 Minuten ging es zwischen beiden Teams ebenfalls zur Sache: Condor-Coach Christian Woike erfuhr bei der Einwechslung eines „Youngsters“ von dessen Geburtstag. Ein weiterer Jungspund der Hausherren sorgte für eine überaus faire Geste. Und auch Tore sollte fallen!

Adam Hamdan (l.) feierte sein Pflichtspieldebüt für den SC Condor. Foto: KBS-Picture.de

Aber der Reihe nach: Beide Mannschaften brauchten keine große Anlaufzeit. Yannick Petzschke zwang Sascha Kleinschmidt schon nach 120 Sekunden aus etwas spitzem Winkel zu einer tollen Rettungstat – auf der Gegenseite fing Dennis Lohmann nach einem Abwehrschnitzer seiner Vorderleute einen 17-Meter-Lop von Carlos Flores mit einer Hand glänzend ab (8.). Süderelbe in der Folge mit zwei Halbchancen durch Tüter (13.) und Bergmann (20.) sowie einem Lasko-Kopfball, der um ein Haar den Weg ins eigene Tor fand (29.). Doch Ernesto Keisef rettete nach einem Eckball von Condors Alexander Krohn auf der Linie (29.). Die „Raubvögel“ fanden mit zunehmender Spieldauer immer mehr Zugriff aufs Spiel und kamen kurz vor dem Pausentee zu einer Doppelchance: Zunächst brachte Emre Coskun nach einem Mellmann-Traumpass das Quergebälk zum Erschüttern (39.), ehe sich Carlos Flores ob der ungemeinen Freiheit nach einer Anders-Flanke von links vermutlich selbst ein wenig überrascht zeigte und blank stehend relativ deutlich am linken Eck vorbei köpfte (41.). Es schien mit einer Nullnummer in die Kabinen zu gehen – doch der Schein trügte. Condor zu passiv, ließ nicht erst Klaas Kohpeiß, der sich in bärenstarker Manier gegen Isaak Hoeling rechts im Strafraum durchsetzte, gewähren. Dessen Querpass von der Grundlinie drückte Keisef ungehindert über die Linie (45. +1)! „Im Grunde genommen waren da gleich vier Fehler in einer Szene“, bemängelte Woike das Abwehrverhalten.

„Condor wurde für die Ehrlichkeit belohnt“

Ernesto Keisef (M.) bejubelt seinen Führungstreffer mit Vorlagengeber Klaas Kohpeiß (l.) und Finn Peters. Foto: KBS-Picture.de

Die zweiten 45 Minuten begannen sehr zerfahren. Die Farmsener gingen mit ihrer offensiven Spielweise durchaus ins Risiko – dem Gast ergaben sich so mehrmals Räume zum Kontern. Doch die Gegenangriffe wurden größtenteils schlecht ausgespielt. Der eingewechselte Kerim Eken hatte nach Bergmanns Zuspiel das 2:0 auf dem Fuß, visierte jedoch fast von der rechten Grundlinie das kurze, anstatt das lange Eck an und traf nur das Außennetz (76.). Wenig später bewies Emre Coskun ganz großen Sportsgeist: Als der zumeist leider äußerst unglücklich agierende Schiedsrichter Martin Pfefferkorn (SC Urania) auf einen Eckstoß für Condor deutete, überstimmte der Angreifer des SCC den Referee auf dessen Nachfrage hin, bestätigte, dass er selbst zuletzt am Ball war und handelte sich damit nicht nur den Applaus der FCS-Akteure ein. Starke Geste von Coskun! „Ich weiß nicht, ob ich in der Situation so gehandelt hätte“, gestand auch Jean-Pierre Richter anschließend ganz ehrlich. Ob der liebe Gott diese Aktion wie folgt honorierte, bleibt allerdings reine Spekulation. Denn Condor kam wenige Augenblicke darauf zum Ausgleich: Über Daudert und Joker Kieckbusch kam Kevin Mellmann an den Ball. Dieser wurde nicht attackiert, hatte alle Zeit der Welt, zog aus 22 Metern einfach mal ab – und hatte Glück! Denn FCS-Fänger Lohmann konnte den mittig getretenen Schuss nicht festhalten, musste stattdessen mit ansehen, wie das Leder ins rechte untere Toreck trudelte – 1:1 (81.)! „Vielleicht wurde Condor da für die Ehrlichkeit belohnt“, hatte Richter noch die Situation von zuvor im Kopf.

„Ein Ritt auf der Rasierklinge“

Schiedsrichter Martin Pfefferkorn (r.) war leider nicht immer auf der Höhe des Geschehens. Foto: KBS-Picture.de

Die Woike-Elf war nun auf den Sieg aus und rannte fast in ihr Verderben. Ein Fehlpass des ansonsten sehr starken Max Anders führte zur Riesenchance für Samuel Louca. Doch der „Antreiber“ fand in Kleinschmidt seinen Meister (89.). „Ich freue mich über den einen Punkt gegen einen starken Gegner, der uns alles abverlangt hat“, trauerte Richter der Möglichkeit nicht großartig hinterher. „Es war eine sehr temporeiche, umkämpfte Partie, in der wir gut begonnen haben, aber nach der Pause etwas zu passiv wurden. Da haben wir versucht, moralisch den Dreier zu erkämpfen. Das Gegentor war natürlich vermeidbar, aber man muss da auch einfach mal sagen, dass Condor das erzwungen hat. Wir nehmen den Punkt gerne mit.“ Sein Gegenüber bilanzierte: „Wir sind nicht so gut in die Begegnung rein gekommen, was aber auch daran lag, dass es unser erstes Pflichtspiel in diesem Jahr war. Es fehlte ein wenig an der läuferischen und physischen Präsenz. Nichtsdestotrotz haben wir ja auch nicht viel zugelassen und hätten sogar in Führung gehen müssen. Die zweite Halbzeit war hingegen von unserer Seite ein Ritt auf der Rasierklinge, wir haben den Druck hochgehalten, einige gute Stafetten drin gehabt und sind verdientermaßen noch belohnt worden. Ich freue mich sehr über das Vier-Punkte-Wochenende“, hatte Woike noch einen kleinen Seitenhieb parat, da der glühende Anhänger des VfB Stuttgart am Samstag einen 2:0-Erfolg seiner Schwaben gegen Richters „große Liebe“ Hertha BSC bejubeln durfte.

Abschließend: Beim SC Condor wurde Lucas Kauth, der eigentlich noch für die A-Regio des Vereins kickt und im Hinspiel gegen Süderelbe sein Oberliga-Debüt feierte, nach 33 Minuten für den verletzten Lars Lüdemann eingewechselt und machte einen tollen Job. In der Defensive ließ er kaum etwas anbrennen – zudem wagte der Rechtsverteidiger den einen oder anderen Vorstoß und brachte zwei, drei gefährliche Flanken herein. „Ich habe bei seiner Einwechslung erst erfahren, dass er heute Geburtstag hat“, gestand Woike. „Lucas ist sehr wissbegierig, lernwillig und ja auch schon länger bei uns im Training. Er hat das ingesamt gesehen sehr gut gemacht“, lobte der Übungsleiter seinen nun 19-jährigen Jungspund.

Der LIVE-Ticker zum Spiel mit allen wichtigen Szenen zum Nachlesen: