LOTTO-Pokal
3. Spieltag


TuS Dassendorf

0

:

2


Concordia Hamburg

Anpfiff

Di - 16.08. 18:30 Uhr

Spielstätte

Wendelweg

Zuschauer

294

Schiedsrichter

Jarno Wienefeld (VfL Lohbrügge)

LOTTO-Pokal

Cordi kickt „Dasse“ raus: „Am Ende haben Wille, Mentalität und Leidenschaft gesiegt!“

Pure Ekstase bei den Gästen nach dem Treffer zum 2:0 in der Nachspielzeit. Foto: Kormanjos

„Das tut richtig, richtig weh!“, stand Peter Martens die pure Enttäuschung unmittelbar nach dem Abpfiff ins Gesicht geschrieben. Währenddessen wurde auf der anderen Seite ausgiebig gejubelt. „Ich hab‘ doch gesagt, heute feiern wir zusammen“, verlieh Hischem Metidji dem Cordi-Anhang gegenüber seiner Freude Ausdruck. „Ihr habt gesehen, was man mit Willen und Leidenschaft erreichen kann“, lobhudelte Stefan Gehrke seine Schützlinge wenige Augenblicke später im Mannschaftskreis. Concordia Hamburg hat die TuS Dassendorf in der dritten Pokalrunde aus dem Wettbewerb gekegelt (alle Highlights im LIVE-Ticker) und die Schwächen des amtierenden Hamburger Meisters einmal mehr offengelegt!

Vor dem Spiel posierten beide Teams für ein Gruppenbild. Hintergrund: Die Spendenaktion zugunsten der Familie Memenga. Foto: Knull

„Man muss es konstatieren: Wir sind jetzt seit zweieinhalb Wochen dabei und müssen uns so langsam von dem Gedanken verabschieden, dass es noch so ist, wie es vor drei oder vier Jahren war. Wir müssen wirklich verdammt hart arbeiten, um die richtige Mentalität hinzukriegen – bei allem Engagement und Willen. Denn insgesamt ist das einfach zu wenig! Das ist nicht unser Anspruch, in der dritten Runde rauszufliegen – völlig unabhängig davon, gegen wen“, fand TuS-Trainer Martens im Anschluss deutliche Worte – und beglückwünschte den Gegner zum Weiterkommen: „Verdienter Sieg für Cordi! Die waren schlechter als Freitag, aber wir waren dreimal schlechter.“

Dassendorfer Slapstick von Janelt bestraft

Im Ligaspiel überraschte und überrannte Dassendorf die Gäste früh im Spiel und im Verlauf der ersten 45 Minuten. Keine vier Tage später bei der Pokal-Revanche war‘s genau andersherum. Nachdem Lawrence Schön zu Beginn noch etwas zu hoch zielte (2.), sorgte eine Dassendorfer Slapstick-Aktion für den Führungstreffer der Gehrke-Equipe und einen Assist von Cordi-Keeper Johannes Höcker. Da sich Ronny Buchholz und Oliver Doege uneins waren und auch Christian Gruhne zu zögerlich aus seinem Kasten herauskam, avancierte Vincent Janelt zum Nutznießer dieser Konfusion – 0:1 (6.)! Die Chance zur Antwort vergab Martin Harnik, der von Schön gestellt wurde, den Ball aber noch zu Kristof Kurczynski rüberbekam. Dieser eilte auf Höcker zu, aber Vedat Düzgüner, der die Situation mit einem Ballverlust heraufbeschwor, vereitelte stark (17.).

"Bei allem Respekt: Aber das darf nicht sein!"

Der Dassendorfer Lennard Sowah beim Einwurf. Foto: Kormanjos

Um es vorweg zu nehmen: Es war eine von gerade mal zwei wirklich nennenswerten Gelegenheiten der Hausherren im gesamten Spiel. „Wir haben uns kaum eine Chance herausgespielt. Das war fast noch die ‚beste‘ Szene. Unser torgefährlichster Spieler, der zumindest ab und zu was kreiert hat, war tatsächlich Eyke Kleine. Und bei allem Respekt: Aber das darf einfach nicht sein“, monierte Martens, dass Dassendorfs Rechtsverteidiger noch am ehesten Offensivdrang entwickelte.

Cordi presste früh, setzte die TuS immer wieder unter Druck und feierte sich bei jedem Ballgewinn und erzwungenen Fehler beim Kontrahenten. Als im ersten Abschnitt noch zehn Minuten auf der Uhr waren, hatte Schön das 2:0 auf dem Fuß, blieb nach einer Grätsche von Lennard Sowah – das hätte auch Elfmeter geben können – sportlich-fair auf den Beinen und schloss aus spitzem Winkel ab. Gruhne war geschlagen, aber Buchholz kratzte das Leder stark von der Linie (35.)! Fünf Zeigerumdrehungen darauf hob Hischem Metidji das Spielgerät über die weit aufgerückte Abwehrkette der „Wendelwegler“. Der meterweit im Abseits stehende Hamed Mokhlis blieb weg, Ian-Prescott Claus spurtete auf und davon, schloss jedoch viel zu überhastet per Chip ab (40.).

Metidji und Claus arbeiten, Yeboah macht den Sack zu

Amando Aust (Mi.) versucht, mit dem langen Bein das Anspiel auf Vincent Janelt zu verhindern. Foto: Kormanjos

Im zweiten Abschnitt hatte der ansonsten komplett wirkungslose und in der Luft hängende Martin Harnik die größte Möglichkeit zum Ausgleich, setzte aber einen Fallrückzieher aus kurzer Entfernung über den Cordi-Kasten (52.). Musste Johannes Höcker am Freitag noch ein ums andere Mal über sich hinauswachsen, wurde er diesmal nicht ein einziges Mal (!) wirklich geprüft! Im Gegensatz zu seinem Gegenüber. Erst verhinderte Gruhne gegen Claus, der die halbe Dassendorfer Hintermannschaft düpierte, das 0:2 (69.), ehe er gegen Metidji ebenfalls auf dem Posten war (77.). In der Nachspielzeit war aber auch der Dassendorfer Schlussmann geschlagen, als Tom Muhlack den Ball so lange hielt und vor sich hertrieb, bis Metidji ihm das Runde abluchste. Über Claus, der uneigennützig querlegte, kam die Kugel zum eingewechselten Melchisedec Yeboach, der den Schlusspunkt setzte (90. +3)!

"Das ist sehr, sehr heftig und super enttäuschend!"

Foto: Kormanjos

„Was wir für Tore fressen, das hat mit einer Oberliga-Spitzenmannschaft überhaupt nichts zu tun! Es hat uns eigentlich immer ausgezeichnet, dass die Defensivarbeit hervorragend war und wir stabil standen. Man konnte sich auch mal auf ein dreckiges 1:0 verlassen. Aber das kriegen wir überhaupt nicht mehr hin. Und ehrlicherweise ist es ja nicht einmal so, dass der Gegner das wunderbar rausspielt, sondern wir haben meistens irgendeine Aktion dabei, wo wir entweder pennen oder den Ball noch vorlegen“, haderte Thomas Hoffmann mit dem Zustandekommen der Gegentreffer. „Die ersten 20 Minuten – gekrönt von so einem Slapstick-Tor – sprechen Bände und sind bezeichnend.“

Hinzu kommt, so Hoffmann weiter, „dass nach vorne viel zu viel Dynamik fehlt. Es wird sich versteckt. Der Verteidiger hat den Ball und ist die ärmste Sau, weil sich keiner zeigt.“ Trainer-Kollege Martens gab derweil zu: „Ich habe immer daran geglaubt, dass wir noch ein Tor machen. Ich weiß gar nicht, wo ich diesen Glauben hergenommen habe, da wir eigentlich gar keine Torchance hatten. Und leider war dieser Glaube auch trügerisch. Das ist sehr, sehr heftig und super enttäuschend!“

"Wir wollten zwei geile Halbzeiten spielen"

Seyhmus Atug (li.) - hier im Duell mit Mattia Maggio - spielte einen starken Part auf der Sechs. Archivfoto: Bode

Niedergeschlagenheit auf der einen, pure Freude auf der anderen Seite: „Erstmal glaube ich, dass es das zweite richtig geile Spiel zwischen zwei bärenstarken Mannschaften war“, konstatierte Gehrke – und fügte an: „Wir haben das wirklich geil gemacht und taktisch so gut gespielt, dass wir es geschafft haben, einem Serienmeister mit solch einer Top-Truppe im Endeffekt nicht eine 100-prozentige Torchance zu geben. Am Ende haben Wille, Mentalität und Leidenschaft gesiegt!“ Der Unterschied zum ersten Duell am Freitag: „Wir wollten zwei geile Halbzeiten spielen“, schmunzelte Gehrke. Denn: „Am Freitag haben wir uns letztendlich mit der ersten Halbzeit selbst geschlagen. Wenn wir da schon so gespielt hätten, wie in der zweiten Halbzeit, dann könnte ich mir vorstellen, dass es auch enger geworden wäre.“

"Die Mannschaft hat das in Perfektion gemacht"

Im Mannschaftskreis verlor Cordi-Coach Stefan Gehrke noch ein paar eindringliche Worte - während die Mannschaft den Coup feierte. Foto: Kormanjos

Zudem erklärte der Cordi-Coach, dass er sich „im Nachgang die Tore noch einmal angeguckt“ habe. „Und da muss man auch sagen, dass der Schiri sehr unglücklich agiert hat.“ Aus eben jenen Situationen habe man die (richtigen) Schlüsse gezogen – und sich gesagt, „dass wir konzentriert stehen, den Gegner immer wieder anlaufen, aber auch Nadelstiche setzen und vor allem hinten kompakt stehen wollen. Das hat die Mannschaft wirklich in Perfektion gemacht, sich so geil unterstützt und das Sahnehäubchen auf die Leistung gesetzt.“ Der wichtigste Aspekt im Vergleich zur Vorsaison: „Ich glaube, die Jungs haben verstanden, dass wir alle glänzen können. Aber wir müssen es zusammen tun!“ Als Mannschaft. Und genau das hat Concordia Hamburg eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

TuS-Sponsor Funk rundet Spendensumme auf

Eindrucksvoll war aber auch das, was beide Mannschaften bereits im Vorfeld kundtaten. Denn die Einnahmen des Spiels gingen zu 100 Prozent an die Familie des kürzlich tragisch auf dem Fußballplatz verstorbenen Marco Memenga. Insgesamt kamen 1200 Euro zusammen. Eine Summe, die TuS-Sponsor Michael Funk am Ende noch rund machte und aus eigener Tasche auf 2000 Euro erhöhte. Hut ab!