Oberliga HH Meisterrunde
2. Spieltag


Concordia Hamburg

2

:

1


Niendorfer TSV

Anpfiff

Fr - 04.03. 19:30 Uhr

Spielstätte

Sportpark Hinschenfelde

Zuschauer

90

Schiedsrichter

Devin Wengorz (TuS Hamburg)

Oberliga-Meisterrunde

Cordi macht „die Nacht zum Tag“, versprüht Feuer – und macht’s in Überzahl trotzdem spannend!

Die vermutlich entscheidende Szene: Martin Fedai (li.) flog nach dieser Aktion gegen Veli Sulejmani mit Gelb-Rot in einer Aktion vom Platz. Foto: Bode

„Fair geht vor!“ Unter dem Motto wurde Cordi-Captain Onur Saglam nach seinem beherzten Eingreifen – in Folge des schweren Unfalls seines Teamkameraden Berkant Aydin im Spiel beim USC Paloma (2:2) – vor der Partie gegen den Niendorfer TSV vom Hamburger Fußball-Verband geehrt. Eine wohlverdiente Auszeichnung für Saglam, der seinem Team gegen die „Sachsenwegler“ verletzungsbedingt nicht zur Verfügung stand (alle Highlights im LIVE-Ticker). Aber auch ohne den Kapitän wollte der Regionalliga-Anwärter ein erstes Ausrufezeichen in der Meisterrunde setzen!

Vor dem Spiel wurde Cordi-Kapitän Onur Saglam (Mi.) für sein Fairplay vom HFV geehrt. Foto: Bode

Die Elf von Baris Saglam, der den urlaubenden Frank Pieper-von Valtier vertrat und als alleiniger (lautstarker) Chefcoach fungierte („Ich bin ein Typ, der mit der Mannschaft mitlebt. Wenn ich dürfte und könnte, würde ich wohl auf dem Platz stehen und mitwirken – aber die Qualität habe ich leider nicht. Dafür glaube ich, andere Qualitäten zu haben“), brauchte einige Minuten, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Die ersten Minuten gehörten ganz klar den Gästen. Doch dann kam die ganze individuelle Klasse eines Veli Sulejmani zum Vorschein.

Narek Abrahamyan eroberte auf der rechten Seite den Ball von Tim Philipp Krüger, düpierte die Hintermannschaft und sah im Rückraum den lauernden Sinisa Veselinovic. Der neue Torjäger nahm dem schussbereiten Vincent Boock die Kugel vom Fuß und bediente am linken Strafraumeck eben jenen Sulejmani. Dieser machte den Schlenker nach innen und zirkelte das Spielgerät aus 14 Metern mit dem etwas schwächeren rechten Fuß traumhaft schön in den rechten Giebel (8.)!

Veselinovic belohnt Cordi, "Bohne" trifft mit dem Pausenpfiff

Veli Sulejmani (li.) bejubelt sein Traumtor zur frühen Cordi-Führung. Foto: Bode

Nun war Cordi drin. Selten sah man die Mannen aus dem Sportpark Hinschenfelde in dieser Saison mit so viel Elan, Feuer, Leidenschaft, Einsatz und Kommunikation untereinander. Den Farhadi-Mannen war das Bemühen nicht abzusprechen, aber vorne konnte man keinerlei Durchschlagskraft entwickeln. Im Gegenteil zu Concordia. Nach einer scharfen Ecke von Vedat Düzgüner kam Krüger gegen Dallas Aminzadeh zu spät. Den Kopfball konnte Tobias Grubba noch entschärfen, gegen den abstaubenden Sinisa Veselinovic war er jedoch machtlos (40.)! Die Hausherren agierten mit viel Einsatz, Feuer und Leidenschaft, mussten mit dem Pausenpfiff aber eine bittere Pille schlucken: Seyhmus Atug bekam einen verlängerten Einwurf an den Arm – Elfmeter! Eine Chance, die sich Daniel Brückner nicht nehmen ließ – nur noch 1:2 aus NTSV-Sicht (45. +1)!

Fedai fliegt nach Dreifach-Aktion

Eine spannende zweite Halbzeit hätte bevorstehen können, wenn mit Martin Fedai zehn Minuten nach Wiederanpfiff nicht die Gäule durchgegangen wären. Erst beging er zwei (harte) Foulspiele in einer Szene. Daraufhin kam es zu einer Rudelbildung, in der er sich Kopf an Kopf mit Sulejmani stellte. Nach einer angedeuteten Kopfnuss des Niendorfers sackte der Concorde zu Boden. Schiedsrichter Devin Wengorz löste die Situation stark, zeigte Fedai erst Gelb für das Foul, dann die zweite direkt hinterher für die Folgeszene (56.). Auch Sulejmani wurde verwarnt. Während Saglam die Leistung des Unparteiischen mit dem Wort „Überragend“ umschrieb, befand auch Ali Farhadi: „Hut ab, da hat der Schiedsrichter cool reagiert. Er ist auf nichts reingefallen“, machte er „ein bisschen viel Schauspielerei“ bei Sulejmani aus. Aber: Der „Flügelflitzer“ und Torschütze der Hausherren musste wenig später aufgrund der Szene tatsächlich raus.

Zarei mit der Ausgleichschance

Traurige Kulisse für ein Oberliga-Spitzenspiel im Sportpark HInschenfelde. Foto: Bode

Der NTSV nun in Unterzahl, aber plötzlich hellwach und mit einer Drangphase. Doch dann verpassten Andy Appiah (67.) und Hischem Metidji (85.) gegen den jeweils stark reagierenden Grubba die Vorentscheidung (67.). Stattdessen kam der Gast zur dicken Ausgleichschance – wohlgemerkt mit einem Mann weniger. Ein Freistoß der Saglam-Schützlinge entwickelte sich zum postwendenden Bumerang. Über Theo Behrmann, Michael Gries und Abdul Yago kam die Kugel auf halbrechts zu Hassan Zarei, der auf und davon war. Aber Appiah rettete in allerhöchster Not mit einem ganz starken Tackling (80.)! Cordi sorgte kaum mehr für Entlastung.

"In gewissen Situationen ist die Unterzahl ein Vorteil"

Die Niendorfer gucken nur zu, wie Sinisa Veselinovic (li.) zum 2:0 abstaubt. Foto: Bode

„Man denkt ja immer, dass die Mannschaft, die in Überzahl ist, einen großen Vorteil hat. Aber oftmals ist das Gegenteil der Fall und manchmal ist es sogar ein Vorteil, in gewissen Situationen in Unterzahl zu spielen, weil man dann nichts mehr zu verlieren hat und ganz automatisch einen Schalter im Kopf umlegt“, erklärte Saglam die Schlussphase. „Am Ende ist es uns gut gelungen, über den Kampf, die Erfahrung und insbesondere über die Kommunikation, den Sieg über die Zeit zu bringen“, überstand man auch den letzten Eckball von Brückner, bei dem sogar Schlussmann Grubba mit aufgerückt war, schadlos.

Ein erstes Ausrufezeichen des Regionalliga-Anwärters? „Absolut. Wir haben ganz klare Ziele ausgesprochen – und die verfolgen wir. Wir müssen uns mit den besten Teams in der Oberliga messen, um Kontinuität reinzubringen und eine Entwicklung zu sehen, an welchen Stellschrauben wir noch drehen müssen, um noch stärker zu werden und für den Fall, dass wir in der Regionalliga spielen werden, was unser Wunsch und Ziel ist, dementsprechend auch die Klasse halten zu können“, entgegnete Saglam.

"Ab da haben wir wieder Niendorf gesehen"

Eine Rudelbildung nach dem vermeintlichen Kopfstoß von Fedai gegen den am Boden liegenden Veli Sulejmani (re.). Foto: Bode

Sein Gegenüber bilanzierte: „Man muss ganz deutlich sagen, dass wir das Spiel in der ersten Halbzeit aus der Hand gegeben haben. Das war ganz merkwürdig. Denn wir hatten gar keinen Zugriff über die Flügel“, so Farhadi, der das frühe 0:1 als Paradebeispiel hervorhob: „Es ist bezeichnend, dass so ein kleiner Fehler in der Kette gleich dafür sorgt, dass wir zurückliegen. Das ist bitter. Aber das Tor war Bombe“, lobte er den Kunstschuss von Sulejmani. „Danach kam so ein Trott bei uns rein, den ich gar nicht kenne. Wir sind überhaupt nicht mehr ins Spiel gekommen.“ Bis zum Platzverweis gegen Fedai. „Ab da haben wir wieder Niendorf gesehen – mit Tempo nach vorne. Uns hat vorne einfach das kleine Quäntchen Glück gefehlt, dass der scharfe Ball zu uns kommt.“

Seinem „Übeltäter“ wollte der NTSV-Übungsleiter keinen großen Vorwurf machen: „Das weiß er selbst, dass es eine dumme Situation war. Er hat sich auch bei uns sofort entschuldigt, dass er da kurz die Fassung verloren hat. Natürlich gehört sich das nicht. Und er hat uns damit auch geschwächt, auch wenn wir danach auf einmal besser waren.“

"Haben die letzten Nächte teilweise zu Tagen gemacht"

Ernüchtert schreitet Martin Fedai (Mi.) von dannen - nachdem ihm Referee Devin Wengorz die Gelb-Rote Karte für eine Aktion gezeigt hat. Foto: Bode

Aber eben nicht gut genug, um noch etwas Zählbares mitzunehmen. „Wir haben die letzten Nächte teilweise zu Tagen gemacht, weil wir Niendorf bis ins letzte Detail analysiert haben. Auch in Bezug auf die Standards, wo wir in dieser Saison Impulse gesetzt haben, weil wir der Meinung waren, dass wir die Mannschaft da weiterentwickeln können. Deshalb haben wir da ein paar Stellschrauben gedreht und unsere Hausaufgaben gut gemacht.“ Ziel war es, zu versuchen, „die Defizite, die Niendorf hat, auszunutzen. Dazu braucht man ein funktionierendes Kollektiv und die Manpower, die wir haben – durch aggressives Laufverhalten und über die Leidenschaft ins Spiel zu kommen.“ Hintenraus wollte man es offensichtlich „ein bisschen spannend machen“ hatte Saglam schlussendlich gut lachen.