Oberliga Hamburg
20. Spieltag


Concordia Hamburg

1

:

1


ETSV Hamburg

Anpfiff

Fr - 26.01. 19:15 Uhr

Spielstätte

Bekkamp

Zuschauer

70

Schiedsrichter

Dr. Gerrit Breetholt (GW Eimsbüttel)

Oberliga

„Dass wir mit Glück und Fortune nur 0:1 hinten liegen, ist der einzige Grund für den Punktgewinn“

Elian Clasen (li.) bejubelt seinen gehaltenen Elfmeter gegen "Unglücksrabe" Muhamed Ajruli (re.). Foto: noveski.com

Als Joel Osei Szillat unliebsame Bekanntschaft mit dem Untergrund am Bekkamp machte und kurzzeitig behandelt werden musste, ergriff zunächst ETSV-Neuzugang Niklas Kiene das Wort: „Mehr Stimmung rein – das ist zu wenig!“ 18 Minuten waren zu diesem Zeitpunkt gespielt (alle Highlights im LIVE-Ticker), als Berkan Algan seine Mannen schließlich an der Seitenlinie zusammenrief. „Ihr macht Fehler, die ihr sonst nicht macht“, versuchte er, seine Equipe aufzumuntern. Doch all das half zunächst nichts. Als im ersten Abschnitt noch zehn Zeigerumdrehungen zu gehen waren, monierte Sportchef Jassi Huremovic auf der Bank, dass nicht ein Spieler den Ball zum Mitspieler bekommen würde. „Wir laden die ja förmlich ein!“ Und auch der aus Dassendorf ausgeliehene Maximilian Dittrich schimpfte: „Jeder Ball ist weg!“

Die frühe Cordi-Führung: Der abgefälschte Schuss von Muhamed Ajruli (nicht im Bild) segelt über Elian Clasen hinweg zum 1:0 ins Tor. Foto: noveski.com

Ein Auszug aus den unzähligen Unmutsbekundungen der Eisenbahner während hochgradig enttäuschender 45 Minuten. „Natürlich waren das deutlich zu viele Fehler. Das liegt auch ein bisschen daran, dass wir – inklusive Trainingslager – mega intensiv gearbeitet haben. Wir haben in der Formation viel ändern müssen – auch kurzfristig – und hatten sieben neue Spieler in der Startelf. Dass das ein bisschen braucht und Concordia uns aus dieser Situation heraus mit ihren unglaublich schnellen Spielern das Leben schwer macht, das haben schon andere Mannschaften erlebt“, erklärte Berkan Algan den schwachen Auftritt seines Teams vor der Pause. „Dass wir mit Glück und Fortune nur 0:1 hinten liegen, ist der einzige Grund für den Punktgewinn.“

Cordis Ajruli trifft, verschießt Elfmer - und vergibt weitere Hochkaräter

Während einer Verletzungsunterbrechung ergreift ETSV-Trainer Berkan Algan (3. v. li.) früh das Wort und versucht seine Mannen wachzurütteln sowie aufzumuntern. Foto: noveski.com

Denn am Ende avancierte Concordias Muhamed Ajruli nach 105 (!) gespielten Minuten zur tragischen Figur. Erst sorgte der Concorde nach einem gewonnen Pressschlag von Caner Bektas mit einem abgefälschten 20-Meter-Schuss für die frühe Cordi-Führung (9.)! In der Folge hätte der ansonsten bärenstarke Ajruli den Vorsprung gleich mehrfach ausbauen können, wenn nicht gar müssen. Einen überaus kläglich geschossen Elfmeter – nach einem Handspiel des unglücklichen Quinlan Graham – hielt ETSV-Keeper Elian Clasen sogar fest (30.). Zu Beginn des zweiten Abschnitts traf Ajruli nach einem Gegenzug über Noah Dahaba und Bektas aus spitzem Winkel, als er an Clasen vorbeizog, nur den Pfosten (49.). Und schließlich verzog er nach einem langen Abschlag von Torwart Jan Hoffelner und tollem Solo nur um Zentimeter (55.)!

Lorenzen bleibt positiv - Algan bemängelt hohe Fehlerquote

Der kläglich vergebene Handelfmeter von Muhamed Ajruli (re.), dessen Versuch Elian Clasen sogar festhalten konnte, nach einer halben Stunde. Foto: noveski.com

„Ich bin ein Freund von positiven Worten. Ich habe es auch gar nicht angesprochen oder thematisiert in der Halbzeit, weil es nun mal in der Vergangenheit liegt“, wollte Frederick Lorenzen, der den Corona-bedingt fehlenden Chefcoach Thomas Runge auf der Cordi-Bank vertrat und auch auf Top-Torjäger Arbes Tahirsylaj nach dessen Roter Karte bei einem Hallenturnier (!) verzichten musste, den vergebenen Möglichkeiten, zu denen mit dem Pausenpfiff auch das blank stehende Scheitern von Joel Osei Szillat – nach Ajruli-Zuspiel – an Clasen gehörte (45. +2), nachtrauern. „Ich wollte vom Wording her einfach positiv bleiben“, konnte Lorenzen auch aufgrund des starken Auftritts seiner Schützlinge.

„Gegen Ende der ersten und in der zweiten Halbzeit haben wir schon dominant gespielt. Aber bei den brandgefährlichen Kontern muss man die Fehlerquote geringer halten. In der Summe war es halt so, dass wir viel zu viele Fehler gemacht haben – natürlich auch dem Grund gezollt, dass viele Spieler in die erste Elf geschmissen worden sind und der eine oder andere noch ausgefallen ist“, so Algan, dessen Team lange Zeit nicht aus dem Ballbesitz zustande brachte und völlig harmlos sowie ungefährlich wirkte. Bis zur 51. Minute, als Christian Stark urplötzlich frei vor Hoffelner auftauchte, aber an dessen glänzendem Reflex hängenblieb. Auch Max Düwel sendete aus kürzester Distanz ein kleines „Angekommen im Spiel“-Zeichen, legte das Leder aber am Pfosten vorbei (58.). Doch dann schädelte Stark eine Ecke, die bis dahin – oft von Niklas Keine getreten – komplett verpufften, von Jan Kämpfer in die Maschen. 1:1 (68.)!

"Cordi hat ein super Umschaltspiel und spielt diese Qualität sehr gut aus"

Auch nach der Pause hätte Ajruli (verdeckt von Yannick Siemsen, li.) die Führung ausbauen können, schob den Ball aber freistehend am rechten Winkel vorbei. Foto: noveski.com

Apropos Ecken: Besonders besorgniserregend aus Eisenbahn-Sicht, wie man immer und immer wieder nach eigenen ruhenden Bällen fast verhängnisvoll ausgekontert wurde. „Wir haben unsere Abstimmung nicht eingehalten und uns teilweise in eine Pressing-Situation bewegt. Einige Spieler entscheiden das situativ und dann meist falsch. Aber das gehört auch dazu. Mit Daniel Owusu und ‚Edu‘ Monteiro sind zwei Außenverteidiger ausgefallen. Dadurch musste ‚Quin‘ (Graham, Anm. d. Red.) als eigentlicher Innen- als Rechtsverteidiger und wahrscheinlich gleich gegen einen der schnellsten Spieler in Hamburg spielen. Cordi hat halt ein super Umschaltspiel und spielt diese Qualität sehr gut aus. Es läuft ja auch nicht jeder unter elf Sekunden“, konnte Algan anschließend gute Miene zum bösen Spiel machen.

Clasen mit Verdacht auf Nasenbeinbruch ins Krankenhaus

Nach seinem Anschlusstreffer in Folge einer Ecke per Kopf hatte es Christian Stark (li.) ganz eilig. Foto: noveski.com

Als noch neun Minuten auf der Uhr waren, kam es zu einem verhängnisvollen Zwischenfall am Bekkamp: Einen Ajruli-Schuss hielt Clasen erst im Nachfassen fest. Beim Nachsetzen traf der emsige Bektas den Torsteher im Gesicht, so dass ein Krankenwagen anrücken musste und die Partie für zehn Minuten unterbrochen war. „Der Stürmer hat wohl aus dem Eifer heraus voll durchgezogen, was total unnötig war. Ich will da jetzt auch keine Absicht unterstellen, finde aber, dass man da schon auch ein bisschen auf den Torwart aufpassen muss“, konstatierte Algan, der nach Schlusspfiff sogar noch mit Lorenzen verbal aneinandergeriet. Mit Verdacht auf einen Nasenbeinbruch musste Clasen ins Krankenhaus. Von dieser Stelle die allerbesten Genesungswünsche!

Babuschkin rettet Eisenbahner - Cordi nimmt Punkt mit

Nach einem Zusammenstoß mit Caner Bektas (re.) musste ETSV-Keeper Elian Clasen mit Verdacht auf Nasenbeinbruch ins Krankenhaus. Die allerbesten Genesungswünsche! Foto: noveski.com

Sein Vertreter Gianluca Babuschkin rettete dem Gast schlussendlich den einen Zähler, als er gegen den frei vor ihm auftauchenden Andy Appiah starker Sieger blieb (90. +9)! „In der Position, in der wir gerade sind, nehmen wir jeden Punkt mit. Natürlich hätten wir ein, zwei Dinger mehr machen können und ich bin auch der Meinung, dass wir am Ende des Tages die Mannschaft waren, die in diesem Spiel mit den richtigen Bällen in die Schnittstellen und unserer Athletik vorne eher das entscheidende Tor machen kann. Von daher ist es etwas unglücklich, aber am Ende bin ich glücklich über die Leistung“, bilanzierte Lorenzen, dessen Matchplan beinahe komplett aufging.

Aufgrund der vielen hochkarätigen Gelegenheiten des Gegners war der Punkt für den ambitionierten ETSV eher glücklich. Algans Fazit: „Ich bin zufrieden, dass wir trotz so vieler vergebener Torchancen des Gegners auf einmal sehr dominanten Fußball gespielt haben. Darauf müssen wir aufbauen. Und ich denke, in zwei, drei Wochen sind wir so weit.“