Oberliga Hamburg
4. Spieltag


FC Alsterbrüder

1

:

3


TuS Dassendorf

Anpfiff

So - 20.08. 14:00 Uhr

Spielstätte

Walter-Wächter-Platz

Zuschauer

250

Schiedsrichter

Kevin Klüver

Oberliga

„Ein hartes Stück Arbeit gegen eine Mannschaft, die wirklich Herz hat“

Gute Laune nach einem leidenschaftlichen Kampf: Konrad Janta (li.) scherzt mit dem Dassendorfer Ex-Profi Martin Harnik. Foto: Klaas Dierks

Am Sonntag empfing der mit sieben Punkten aus drei Spielen noch ungeschlagene Aufsteiger FC Alsterbrüder den verlustpunktfreien Serienmeister TuS Dassendorf zum „Spitzenspiel“ in der noch jungen Oberliga-Saison am Walter-Wächter-Platz. Bis auf das Gründungsjahr und in etwa die Höhe der Mitgliederzahlen, haben die beiden Mannschaften nicht viele Gemeinsamkeiten aufzuweisen. So standen zum Beispiel über die 90 Minuten sieben Ex-Profis bei Dassendorf auf dem Platz, darunter fünf mit Erstliga-Erfahrung unter anderem in Deutschland, England und der Schweiz. Trotzdem sollte sich, vor allem in der zweiten Halbzeit, ein Spiel entwickeln, dass die Dassendorfer vor mehr Probleme stellen sollte, als wohl zuvor gedacht.

Die frühe Führung für den Favoriten vom Wendelweg: Mattia Maggio lässt Moritz Junge nach einer tollen Stafette über Ahlschwede und Harnik keine Abwehrchance. Foto: Klaas Dierks

Bei strahlendem Sonnenschein entwickelte sich vor geschätzten 250 Zuschauern, darunter Dassendorf-„Fan“ Kalle Schwensen, von Anfang an eine muntere Partie, bei der die Rollen zunächst klar verteilt scheinen. Dassendorf läuft gegen tief stehende Alsterbrüder an, die aber durchaus auch ihre Chancen für offensive Akzente bekommen. In den ersten Minuten dominiert allerdings der Gast, ohne sich die ganz große Möglichkeit zum Führungstreffer zu erspielen. Das gelingt erstmals in der zehnten Spielminute. Bei einem über rechts vorgetragenen Angriff legt Martin Harnik artistisch mit eingesprungener Ablage auf Höhe des Strafraums für den einschussbereiten Mattia Maggio auf, der den Ball ideal per Außenrist trifft und die Kugel unhaltbar für Moritz Junge halbhoch neben den Innenpfosten im langen Eck zur Führung versenkt. Traumtor. Wenn das so weitergeht, droht den Platzherren eine echte Klatsche.

Aber bereits drei Minuten später hat Tim Algner die Chance zum Ausgleich. Ein Verteidiger kann jedoch zur Ecke klären. Diese kommt auf den langen Pfosten. Dort steht Jannik Kretschmar blank. An den Kopfball vom linken Torraumeck bekommt Keeper Christian Gruhne reflexartig die Hände dran und pariert gut. Es entwickelt sich ein direkter Konter. Dassendorf kommt mit Maggio gefährlich nach vorn, der zwar im letzten Moment ausgebremst wird, aber den Ball noch auf Ashton Götz weiterleiten kann. Sein Abschluss ist zu schwach, um Junge ernsthaft Probleme zu bereiten. Zwei Minuten später hält er auch einen Schuss von Harnik, der sich über links in den Strafraum vorgearbeitet hat. Wieder nur fünf Minuten später findet eine Flanke von links Götz, der am langen Pfosten hochsteigt. Von Alsterbrüder-Debütant Lasse Lahrtz noch bedrängt, geht der Ball über die Latte. Dann geht es in die verdiente Trinkpause.

Algner scheitert am Querbalken

Die Ausgleichschance - aber Jannik Kretschmar (li.) scheitert per Kopf an TuS-Keeper Christian Gruhne. Foto: Klaas Dierks

Kurz danach verletzt sich Götz so schwer am Knöchel, dass er ausgewechselt werden muss. Gute Besserung von dieser Stelle. Er hatte bis dahin dem Dassendorfer Spiel ein paar spürbare Impulse verschafft. Das tut jetzt auch Konrad Janta für die Alsterbrüder mit einer Eckenvariante von links. Seine Hereingabe auf den langen Pfosten schädelt der eingelaufene Algner aus kurzer Distanz an die Latte. Da hätte Gruhne keine Chance gehabt. Die Alsterbrüder kommen nach dieser Möglichkeit besser ins Spiel, erkämpfen sich einige Standards, die aber aufgrund der gegnerischen Verteidigung nichts Zählbares bringen.

Tim Algner schädelt den Ball nach einer Eckenvariante an die Latte - knappes Ding! Foto: Klaas Dierks

Dafür kommt Dassendorf kurz vor der Pause nochmal. Den langen Schlag auf Harnik über links erläuft sich der Zielspieler, will den Ball am herausstürmenden Torwart vorbeilegen. Junge geht zum Ball, dann der Zusammenprall. Harnik fällt, bleibt liegen. Der Schiedsrichter pfeift und gibt Strafstoß. Hätte er allerdings einen „Kölner Keller“ gehabt, hätte man ihm dort gesagt, was viele Zuschauer auch in Echtzeit gesehen haben: Junge ist tatsächlich vor dem Zusammenprall am Ball und spielt ihn. Während Harnik draußen behandelt wird, schnürt Maggio seinen Doppelpack und bringt den Favoriten mit einem Strafstoß flach ins Eck 2:0 in Front. Dann ist Pause.

Seeliger mahnt von der Seitenlinie

Der Anschluss! Tim Algner (li.) belohnt die Mühen der Alsterbrüder und überwindet Gruhne per Flachschuss zum 1:2. Foto: Klaas Dierks

Aus der kommen die Alsterbrüder scheinbar frisch motiviert auf den Platz. Sie führen und gewinnen viele der Zweikämpfe jetzt spätestens im Mittelfeld und sind dadurch schneller vor dem Tor der Dassendorfer. Das erkennt Trainer Thomas Seeliger und mahnt seine Mannschaft: „Macht das Spiel breit! Lasst sie laufen! Die warten nur darauf, dass wir den Ball zentral verlieren!“ Seine Worte verhallen weitgehend ungehört. Mit Ecken und Freistößen entwickeln die Alsterbrüder Gefahr. Zwar ist auch der eine oder andere Distanzschuss dabei, aber die gehen heute fast alle deutlich neben das Ziel.

Nicht so der Ball von Algner in der 58. Minute. Er bekommt die Kugel vom kurz zuvor eingewechselten Emilio Schiano, läuft ein paar Schritte parallel zur Strafraumgrenze und zieht dann knapp innerhalb des Sechzehners aus zentraler Position ab. Flach schlägt der Ball rechts unten zum Anschlusstreffer ein. Großer Jubel von Seiten des Teams und der Zuschauer. Geht da noch was? Derweil schimpft Seeliger: „Zupacken, ihr müsst zupacken!“ Das tun die Tabellenführer jetzt wieder besser. In der 62. Minute rettet Carl Janta, der erneut hinten wie vorne starke Szenen hat, in höchster Not zur Ecke. Harnik hat zweimal per Kopf am langen Pfosten die Chance, die Führung auszubauen, scheitert aber; einmal knapp.

"Alle vor, alle vor!"

In der heißen, umkämpften und spannenden Schlussphase beorderte Chefcoach Jörn Großkopf (re.) seine Alsterbrüder nach vorne. Foto: Klaas Dierks

Auf der anderen Seite verzieht der gerade eingewechselte Lennart Duve nach Vorlage von K. Janta. Zentimeter streicht sein Flachschuss am langen Pfosten vorbei ins Toraus. Drei Minuten später versucht es Kampfmaschine Drude aus der Distanz. Drüber. Jetzt ist es ein Spiel auf Augenhöhe. Die Alsterbrüder haben Kraftreserven, die zum Tragen kommen. Das ganze Team geht weite Wege, kämpft vorbildlich, will den möglichen Ausgleich. Die eingewechselten Alsterbrüder-Debütanten Mats Lahrtz und Davidson Tagné stehen den Mannschaftskollegen in Sachen Einsatzbereitschaft in nichts nach. Fünf Minuten vor Ultimo kommt die Anweisung von der Alsterbrüder-Trainerbank: „Alle vor, alle vor!“

Alsterbrüder fordern vehement einen Strafstoß

Dassendorf zieht sich daraufhin weiter zurück und verlegt sich auf schnelle Konter. Erst pariert Junge den Versuch von Rinik Carolus im Eins-gegen-Eins, dann in letzter Sekunde gegen den eingewechselten Kristof Kurczynski. Die Alsterbrüder bleiben über Ecken gefährlich. Kurz vor Schluss: Ein langer Ball aus dem linken Halbfeld der Alsterbrüder, diagonal geschlagen, erreicht den aufgerückten Philipp Dechow im Strafraum. Vor ihm der Premier-League erprobte Lennard Sowah. Dechow zieht ab, Sowah blockt. Ein Aufschrei wie aus einer Kehle: „Hand, Hand!“ Doch die Pfeife des Schiedsrichters bleibt stumm. Auch als K. Janta den Abpraller aufnimmt und an Sowah vorbeizieht. Dabei grätscht der Dassendorfer, trifft Janta, aber wieder kein Pfiff. Große Aufregung bei den Alsterbrüdern. Das muss doch ein Elfmeter sein!

Während Dassendorf-Trainer Thomas Seeliger seine Mannen zürck schiebt. Foto: Klaas Dierks

Quasi im Gegenzug fällt im Strafraum der Alsterbrüder die endgültige Entscheidung. Harnik legt clever per Kopf für den frischen, mitgespurteten Kurczynski auf, der den Ball mutterseelenallein aus knapp einem Meter Höhe per Kopf vorbei an Junge zum 1:3 in die Maschen befördert. Schlusspfiff. Erleichterung bei Dassendorf.

Die Alsterbrüder können es nicht fassen. Da hätte es doch eben Strafstoß geben müssen! Ein Blick in den virtuellen „Kölner Keller“ kann nur ansatzweise Aufklärung bringen. Sowah bekommt den Ball weniger an die durchaus abgewinkelte Hand als vielmehr an die Brust. Eher kein Handspiel. Was das mögliche Foul an Janta angeht, liegt die Sache schwieriger. Die Blickachse wird durch einen weiteren Spieler im entscheidenden Moment verstellt. Aus anderer Sicht soll anscheinend der strafwürdige Kontakt zu sehen gewesen sein.

"Wir sind froh, dass wir gewonnen haben"

Die Entscheidung! Kristof Kurczynski (li.) erlöst die Gäste in der Nachspielzeit und macht per Kopf den Deckel zum 3:1-Sieg drauf. Foto: Klaas Dierks

Festzuhalten bleibt: Alle spielentscheidenden 50:50-Situationen fielen zugunsten von Dassendorf aus. Thomas Seeliger wusste das Ergebnis nach dem Schlusspfiff denn auch fair einzuschätzen: „Wir sind froh, dass wir gewonnen haben. In der ersten Halbzeit haben wir es richtig gut gemacht, in der zweiten Halbzeit haben wir es nicht gut gemacht. Wenn es schlecht läuft, kriegen wir einen Elfmeter gegen uns. Das war ein hartes Stück Arbeit gegen eine Mannschaft, die wirklich Herz hat.“

Diese Qualität hebt auch Alsterbrüder-Trainer Jörn Großkopf hervor: „Wir nehmen mit, dass wir in dieser Liga gegen jede Mannschaft bestehen können. Das habt ihr heute eindrucksvoll bewiesen“, stellte er seiner Elf ein überaus positives Zeugnis aus. Allerdings werde man auch Lehren aus dem Spiel ziehen. Möglichkeiten, diese umzusetzen, ergibt sich in den nächsten Wochen reichlich, wenn es nacheinander gegen Niendorf, ETSV und Altona 93 geht. Die Dassendorfer bleiben verlustpunktfrei und können ihren Höhenflug gegen den FC Türkiye fortsetzen.

Klaas Dierks