Oberliga Hamburg
5. Spieltag


TSV Sasel

4

:

2


Altona 93

Anpfiff

Di - 23.08. 19:00 Uhr

Spielstätte

Saseler Parkweg

Zuschauer

547

Schiedsrichter

Marvin Vogt (SV Börnsen)

Oberliga

Ein Prinz reicht am Parkweg bei Toksöz-Torparty nicht: „Eklig, aber geil!“

Große Kulisse, tolles Spiel: Am Ende behielt der TSV Sasel vor gut 547 Zuschauern am Parkweg gegen Altona 93 mit 4:2 die Oberhand. Foto: Kormanjos

„So ein piss-einfacher Ball“, schimpfte ein verärgerter Andreas Bergmann, als Schiedsrichter Marvin Vogt zur Pause pfiff und sein AFC wenige Augenblicke zuvor das 2:2 schlucken musste (alle Highlights im LIVE-Ticker). Aus Sicht des Altona-Trainers „ein piss-einfacher Ball“ – aus anderer Perspektive einfach ein traumhafter Spielzug über Benjamin Lucht, Tim Jeske und Nico Zankl, den Deran Toksöz mit einem satten 19-Meter-Strahl in den rechten Giebel zum krönenden Abschluss brachte (45.)! Bergmann ärgerte sich aber nicht nur, dass sein Altonaer Fussball-Club den Vortrag der Hausherren nicht vereiteln konnte, sondern trauerte auch der 38. Spielminute hinterher...

Theo Behrmann (li.) im Duell mit dem bärenstarken Andranik Ghubasaryan. Foto: Kormanjos

Dort nämlich eilte Michael Gries nach feinem Zuspiel von Prince Hüttner komplett unbedrängt auf Sasel-Schlussmann Anton Lattke zu, beförderte das leicht abgefälschte Spielgerät aber knapp über das Gehäuse. Es hätte das 3:1 für bis dato starke Gäste sein können. Zuvor war es nämlich der Prinz, der den „Parkweglern“ gehörig Kopfschmerzen bereitete. Das erste Mal schon nach fünf Zeigerumdrehungen, als Hüttner genau im richtigen Moment durchsteckte, Kevin Prinz von Anhalt an Lattke vorbeizog – und locker-leicht einschob! Dass der AFC-Angreifer über enorme Qualitäten verfügt und auch aus wenig viel machen kann, demonstrierte er nach einer guten halben Stunde: Einen weiten Einwurf von Moritz Grosche verlängerte von Anhalt mit dem Kopf ins lange Eck (31.)!

Gries unglücklich, Ghubasaryan unglaublich

Die erneute Führung für die „Bergmänner“ – nachdem Toksöz den frühen Rückstand aus TSV-Sicht prompt egalisierte. Einen wunderschönen Angriff über Nico Zankl veredelte der Techniker nach starkem Doppelpass mit Tolga Celikten (13.)! Ansonsten wusste 93 durchaus zu überzeugen, agierte mutig, presste früh und hoch, hatte die richtige Einstellung und den nötigen Zugriff. Auch unmittelbar nach Wiederanpfiff, als der glücklose Gries nach einem Celikten-Fauxpas abermals freie Fahrt hatte. Diesmal blieb der Ex-Niendorfer aber an Lattke hängen (48.). Und das sollte sich erneut rächen, weil Altona ohne jeden Grund das Zentrum aufmachte. Das wusste Andranik Ghubasaryan zu nutzen, machte mit Ball einige Meter und „streichelte“ die Kugel aus 16 Metern in den linken Winkel (50.)!

Petzschke verpasst - und patzt

Prince Hüttner (re.) - hier in enger Bedrängnis von Tolga Celikten - bereitete den ersten Altonaer Treffer von Kevin Prinz von Anhalt und eine Großchance von Michael Gries vor. Foto: Kormanjos

Die Zankl-Zocker legten eine bis zu diesem Zeitpunkt perfekte Chancenverwertung an den Tag – Traumtore inklusive! Aber in Minute 55 verpasste der freistehende Jeske das womöglich vorentscheidende 4:2, als sein Heber nach einem Zankl-Pass das Ziel deutlich verfehlte. Und so hatte Yannick Petzschke gleich zweimal den Ausgleich auf Kopf (60.) und Fuß (65.). Den „Header“ parierte Lattke stark. Aber hinten verursachte der langjährige Victorianer am Ende der Kette einen haarsträubenden Bock, der Lattke mit einem langen Abschlag sogar zu einem Assist verhalf und Toksöz den Hattrick ermöglichte (74.)! Ein Gegentor, das einem Oberligisten unwürdig ist – so deutlich muss man es sagen.

"Diesen Satz habe ich schon oft gesagt..."

„Das sind Fehler“, konnte es Bergmann kaum fassen. „Man lässt keinen Ball auftitschen“, haderte er nicht nur mit diesem Gegentreffer. Dem 2:2 unmittelbar vor der Pause sei „ein unfassbarer Stellungsfehler“ vorausgegangen. Vor dem 2:3 habe man „das Zentrum aufgemacht und dann passiv zugeguckt. Wobei wir im Moment auch immer gleich bestraft werden. Das ist schade, dass sich die Jungs wieder nicht belohnen. Aber diesen Satz habe ich schon oft gesagt...“ Insgesamt habe er ein Team gesehen, das „eindeutig auf Augenhöhe“ war. „Natürlich ist das eine sehr gut eingespielte Mannschaft. Aber wir haben das super gemacht, können oder müssen sogar das 3:1 machen“, sprach Bergmann auf die vergebenen Möglichkeiten von Gries an – und das nach der wohl besten (ersten) Halbzeit in der laufenden Saison - an. „Das war ein ordentlicher Kampf, eine ordentliche Leistung“, aber erneut stand man mit leeren Händen da.

"Ist noch nicht so, wie wir uns das vorstellen und wünschen"

Nur ganz schwer vom Ball zu trennen: "Ando" Ghubasaryan (li.) vs. Minou Tsimba-Eggers. Foto: Kormanjos

Ganz anders die in weiß gekleideten Saseler. Viertes Spiel, vierter Sieg – Tabellenführung! Auf Nachfrage, wie er die Partie gesehen habe, entgegnete Danny Zankl nur kurz und nüchtern: „Aufregend.“ Zu aufregend? „Ja, klar. Aber ich weiß, dass es aktuell so ist. Ich hatte heute das Gefühl, dass der Kopf nicht ganz so frei war, wir nicht ganz so spielfreudig gewirkt haben, aber auch, dass ein paar Abläufe, Prinzipien und die spielerische Klasse noch nicht so sind, wie wir uns das vorstellen und wünschen.“ Und trotzdem hat es gereicht. Auch, weil „die Jungs krass fleißig sind. Wir müssen uns Qualität im Training ganz hart erarbeiten.“

"Noch kein Oberligaspiel, was so emotional war"

Vierter Sieg im vierten Spiel: Der TSV Sasel feiert den Triumph gegen den AFC, den makellosen Saisonstart - aber Danny Zankl mahnte zum Teamkreis zugleich mit warnenden Worten. Foto: Kormanjos

Allerdings wisse er auch, dass man „noch Zeit brauchen“ und „noch nicht alles rund laufen“ werde, so der Sasel-Coach. „Ich denke, das war ein weiterer Step, weil noch kein Oberligaspiel in dieser Saison so emotional war. Dieses Spiel wird uns helfen. Daraus müssen wir noch weiter lernen. Und wir sind sehr happy, dass wir es gewonnen haben.“ Denn es gab auch „ein paar Momente, wo es richtig eng war“, verdeutlichte Zankl. „Das 3:2 hat uns sehr geholfen. Danach haben wir nicht mehr viel zugelassen und man hatte auch das Gefühl, dass zwei, drei Spieler bei uns am Maximum waren und das Spiel entscheiden konnten. Dass das Vierte dann so fällt, nimmt man natürlich gerne mit. Aber es war ein getimter Ball“, lobhudelte er seinen Torsteher Anton Lattke. „Danach gab es viele eklige Standards und Altona hat gute Kopfball-Spieler dabei – das war eklig, aber am Ende geil!“