Oberliga Hamburg
8. Spieltag


TSV Sasel

1

:

2


HEBC

Anpfiff

Mi - 13.09. 19:30 Uhr

Spielstätte

Alfred-Mager-Stadion

Zuschauer

250

Schiedsrichter

Marco Kulawiak (SC Teutonia 10)

Oberliga

Einem Startelf-Debütanten sei Dank: Imponierender HEBC triumphiert bei „abenteuerlichem“ Meister!

Fabian Lemke (li.) bejubelt den Siegtorschützen Hammed Nawaz (Mi.) bei dessen gelungenem Startelf-Debüt für den HEBC. Foto: noveski.com

Als der Abpfiff ertönte, marschierte er in Richtung Bank und schimpfte: „So eine Scheiße man“, platzte dem eingewechselten Lukas-Gabriel Kourkis der Kragen. „Wir spielen so einen Kinderfußball!“, wetterte der Angreifer – und war nur schwer zu beruhigen. Aufgrund von zehn Ausfällen war der 26-Jährige die einzige ernsthafte Option, die Sasel-Trainer Marco Stier im Verlaufe des Spiels gegen den HEBC (alle Highlights im LIVE-Ticker) ziehen konnte. Und auch Kourkis habe „die ganze Vorbereitung gar nicht mitgemacht“, erklärte Stier anschließend. „Nach dem Freitagsspiel waren wir am Montag wieder nur Joggen, damit sich bloß keiner mehr verletzt. Ich weiß gar nicht, wann wir das letzte Mal vernünftig trainiert haben“, haderte der Cheftrainer mit der augenblicklichen Lage am Parkweg.

HEBC-Coach Özden Kocadal (2. v. li.) musste sich das Spiel seiner Mannschaft nach der Roten Karte gegen Tornesch von der Tribüne aus ansehen. Foto: noveski.com

Das enttäuschende 3:3 gegen Union Tornesch war noch in den Köpfen und hatte die Konsequenz, dass HEBC-Coach Özden Kocadal aufgrund seiner Roten Karte zum Zuschauen verdammt war. Der 38-Jährige nahm auf der Tribüne – an der Seite seiner fehlenden Spieler – Platz und nahm sein Team als „stiller Fan“ unter die Lupe. Was er zu sehen bekam, dürfte ihn jedoch ziemlich imponiert haben. „Er war zwar nur am Rand, aber man erkennt natürlich ‚Özzis‘ Handschrift“, so Co-Trainer Jan Geist, der stattdessen in die Bresche sprang. „Wie wir heute – gerade in der ersten Halbzeit – das Spiel gegen den amtierenden Hamburger Meister bestritten und auch immer wieder die Seite verlagert haben, das war geil und hat mir richtig Spaß gemacht.“

Nawaz glänzt bei Startelfdebüt als Siegtorschütze

Bastian Stech (li.) - hier im Duell mit Sasel-Kapitän "Jonny" Gerken - spielte einen überragenden Part als Innenverteidiger. Foto: noveski.com

Und offenbar zog man auch die richtigen Lehren aus dem in vielerlei Hinsicht bitteren Tornesch-Spiel. „Wir haben mitgenommen, dass wir uns nicht so sehr aus der Ruhe bringen lassen dürfen“, erwiderte Geist – und fügte an: „Wir haben den Gegner ja gut bespielt, hatten Riesenchancen und haben leider ein Tor aberkannt bekommen, das ein Tor war. Natürlich hatten wir nach dem Spiel so ein bisschen das Gefühl, dass wir zu Unrecht bestraft worden sind. Aber das hat sich heute ausgeglichen. So ist das im Fußball – da muss man so etwas einfach abhaken.“ Denn Geist stellte auch fest: „Du darfst gegen solch einen Gegner – und das sage ich bei allem Respekt – auch keine drei Gegentore fangen.“

In der Partie gegen die Unioner feierte Neuzugang Hammed Nawaz (Eimsbütteler TV) sein Joker-Debüt für die Eimsbütteler (62.). Im Gastspiel beim Hamburger Meister gab der „Flügelflitzer“ sein Startelf-Debüt – und krönte dieses mit dem spielentscheidenden Treffer! Es lief die 57. Minute, als der überragende Innenverteidiger Bastian Stech einen Angriff initiierte und der ebenfalls bärenstarke Malte Wilhelm einen traumhaften Chip-Ball über die Kette spielte. Nawaz zog auf und davon – und blieb vor Anton Lattke ganz cool. 2:1 für den HEBC!

HEBC verpasst Vorentscheidung - Dreca hat Ausgleich auf dem Fuß

Fabian Lemke (re.) nutzte und bestrafte einen kapitalen Yilmaz-Fehler aus der zweiten Reihe zum Ausgleich für den HEBC. Foto: noveski.com

Bereits wenige Augenblicke zuvor hätte der nimmermüde Johann Buttler, der in den direkten Duellen mit dem einen Kopf größeren Deniz Yilmaz stets die Oberhand behielt, die Führung herstellen müssen, köpfte aber eine butterweiche Hereingabe von Fabian Lemke aus sechs Metern am Kasten vorbei (55.). In der Folge verpassten es Allan Muto, der freistehend nach einer tollen Stafette an Lattkes glänzender Fußparade scheiterte (70.), und Robin Schmidt (71.), den Sack zuzumachen. Letzterer kam sogar noch zu einer zweiten großen Kopfballchance – aber Lattke bekam gerade noch die Arme hoch (78.). Und in der Nachspielzeit war es Tjorven Köhler, der nur haarscharf am Eckigen vorbei zielte (90. +2). Chancenwucher, der sich manchmal rächt.

Und beinahe wäre es so gekommen. Benjamin Dreca, der die „Parkwegler“ nach einem tiefen Pass von Pedro Gomes dos Santos und dem direkten Klatschen lassen von Jean-Lucas Gerken in Front brachte (36.), hatte gleich zweimal die Möglichkeit zum 2:2. Erst nach einer Linksflanke von Sebastian Wien, als HEBC-Keeper Patrick Meins aus kürzester Entfernung sensationell reagierte (76.). Dann nach einem schnell ausgeführten Einwurf nach Querpass von Kourkis. Aber dieses Mal konnte Christopher Grünewald in allerhöchster Not blocken (81.). „Es sollte einfach nicht sein und wir hätten es heute auch nicht verdient gehabt“, gab Stier unumwunden zu.

"Solche Fehler darfst du auf dem Niveau nicht machen"

Geknickte Saseler, jubelende Gäste nach dem Treffer zum 2:1 durch Neuzugang Hammed Nawaz. Am Ende auch der Siegtreffer! Foto: noveski.com

Der Sasel-Coach sprach nach Abpfiff von „purer Ernüchterung“ und machte auch gar keinen Hehl daraus: „Ich bin total enttäuscht von dem Ergebnis. Aber letztendlich war das ein absolut verdienter Sieg für HEBC. Das muss man so ehrlich sagen. HEBC war einfach frischer, lauffreudiger und hatte jeden zweiten Ball. Man hat ganz einfach gemerkt, dass die Jungs viel mehr Dampf hatten als wir.“ Hinzukommt: „Wir verteidigen hinten manchmal brutal abenteuerlich! Das 1:1 ist ja der Wahnsinn. Solche Fehler darfst du auf dem Niveau nicht machen! Den Ball am eigenen Sechzehner halbhoch quer und dem Gegner in die Füße zu spielen – das ist natürlich fatal“, haderte Stier mit dem kapitalen Bock von Yilmaz. Nutznießer war Fabian Lemke, der Lattke aus 25 Metern mit Auge überwand (39.).

„Ich habe es der Mannschaft schon gesagt: Wenn wir weiter so abenteuerlich verteidigen und so viele individuelle Fehler machen, dann gewinnen wir auch nicht gegen andere Mannschaften, die unten stehen“, echauffierte sich Stier. Während Geist bilanzierte: „In der zweiten Halbzeit wurde es ein bisschen hektisch und ging viel auf zweite Bälle. Wir hatten ein bisschen Probleme, sauber in unserem Spiel zu bleiben und hatten in der einen oder anderen Situation auch Glück.“ Allerdings auch Pech beim Nutzen eigener Hochkaräter.

HEBC eine Spitzenmannschaft? "So weit würde ich nicht gehen"

Benjamin Dreca (li.) hatte zwar noch die große Chance zum Ausgleich, scheiterte aber am überragend reagierenden Patrick Meins. Foto: noveski.com

Trotz der verpassten drei Punkte gegen Tornesch oder auch dem Chancenwucher gegen Buchholz (1:1) ist der HEBC nun Tabellenzweiter. Und schon eine Spitzenmannschaft? „So weit würde ich nicht gehen“, entgegnete Geist mit einem leichten Schmunzeln. „Wir müssen noch ein paar Dinge lernen. Was man aber sieht: Wir haben auf einigen Positionen getauscht und man hat überhaupt nicht das Gefühl, dass irgendjemand abfällt. Für uns Trainer ist das mega schwer. Aber es wird immer mal wieder ein Spiel geben, wo gewisse Dinge nicht so klappen. Daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen, ist eine große Aufgabe in dieser Saison. Ich bin gespannt, wo die Reise hingeht.“